Generation Z in Aufruhr: Nepal versinkt im Chaos, Premierminister tritt zurück

Generation Z in Aufruhr: Nepal versinkt im Chaos, Premierminister tritt zurück


Massendemonstrationen, brennende Häuser und ein gestürzter Premier: Nepal erlebt die heftigsten Unruhen seit Jahrzehnten. Getragen von der Jugend, richtet sich der Aufstand gegen Korruption, Vetternwirtschaft und die Zensur sozialer Medien.

Generation Z in Aufruhr: Nepal versinkt im Chaos, Premierminister tritt zurück

Nepal steht in Flammen – und diesmal nicht im übertragenen Sinn. In der Hauptstadt Kathmandu steigen dichte Rauchwolken in den Himmel, nachdem wütende Demonstranten die Häuser führender Politiker in Brand gesetzt haben. Der Premierminister Sher Bahadur Oli verkündete am Dienstagmorgen seinen Rücktritt, nachdem die Proteste der vergangenen Tage außer Kontrolle geraten waren. Die Ereignisse markieren einen historischen Wendepunkt für ein Land, das lange als friedliches Trekking-Paradies galt, nun aber zum Schauplatz einer regelrechten Jugendrevolte geworden ist.

Auslöser der Eskalation war eine Entscheidung der Regierung, den Zugang zu 26 sozialen Netzwerken – darunter Facebook, Instagram, WhatsApp und YouTube – zu blockieren. Offiziell begründet wurde der Schritt mit dem Kampf gegen „Hassrede und Falschinformationen“. Doch für viele Nepalesen war dies der letzte Tropfen in einem Fass, das längst übergelaufen war. Der Eindruck war eindeutig: Eine korrupte Elite wollte Kritiker zum Schweigen bringen.

Die Revolte der Jugend

„Generation Z“ nennt sich die Bewegung, die die Straßen des Landes überrollt. Schüler, Studierende und junge Berufstätige, meist zwischen 15 und 28 Jahren, fordern nicht nur freie Meinungsäußerung, sondern auch ein Ende jahrzehntelanger Korruption und wirtschaftlicher Stagnation. Mit Parolen wie „Wir wollen Zukunft, nicht Flucht!“ ziehen sie durch Kathmandu, Patan und Pokhara.

Besonders heftig schlug die Kampagne „Nepo Kids“ ein, die auf sozialen Medien viral ging: Bilder und Videos von Politikerkindern, die mit Luxusautos und Partys protzen, während die Mehrheit der Bevölkerung mit Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und Armut kämpft. Das hat die Kluft zwischen Volk und Elite schonungslos offengelegt – und die Wut in offenes Feuer verwandelt.

Gewalt, Tote und ein Land im Ausnahmezustand

Die Sicherheitskräfte reagierten mit Härte: scharfe Munition, Tränengas, Gummigeschosse und Wasserwerfer. Allein in den vergangenen 48 Stunden kamen mindestens 19 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt. Doch die Gewalt konnte den Protest nicht brechen, im Gegenteil – sie hat ihn nur angeheizt.

Das internationale Drehkreuz des Landes, der Flughafen von Kathmandu, wurde aufgrund der Unruhen geschlossen. In den Straßen jagten Demonstranten Regierungsvertreter, einer von ihnen – der Finanzminister – wurde von einem wütenden Mob attackiert. Minister flohen aus brennenden Häusern, einige mussten mit Hubschraubern evakuiert werden.

Regierung in der Defensive

Zunächst versuchte die Regierung Schadensbegrenzung: Der Kommunikationsminister kündigte die Aufhebung der Netzsperren an, Innen- und Agrarminister traten zurück. Doch die Straße verlangte mehr – und bekam mehr. Am Dienstagmorgen erklärte Premier Oli seinen Rücktritt. In seiner Rede machte er „interessengeleitete Kräfte“ verantwortlich, die die Proteste missbraucht hätten. Doch seine Worte klangen hohl angesichts des ungebremsten Zorns der Jugend.

Israelische Reisende in Gefahr

Für Israel hat die Krise in Nepal eine besondere Dimension: Das Land ist seit Jahrzehnten ein Sehnsuchtsort für junge Israelis nach dem Armeedienst. Gerade jetzt, in der Hochsaison für Trekkingtouren, befinden sich Tausende israelische Reisende im Land. Das Außenministerium in Jerusalem warnte daher ausdrücklich vor Aufenthalten in Kathmandu und rief dazu auf, Menschenansammlungen zu meiden, den Anweisungen der lokalen Behörden zu folgen und nicht notwendige Ausgänge zu vermeiden.

Ein Signal weit über Nepal hinaus

Die „Revolte der Generation Z“ in Nepal zeigt, wie mächtig die Stimme der Jugend geworden ist – und wie gefährlich es für Regierungen sein kann, wenn sie den Zugang zu digitalen Räumen beschneiden. Was als Versuch begann, Kritik zu ersticken, hat eine ganze Bewegung entfacht.

Nepal steht nun an einer Wegscheide: Wird das Land eine neue demokratische Dynamik entwickeln, getragen von einer jungen Generation, die ihre Zukunft selbst in die Hand nimmt? Oder droht ein weiteres Kapitel politischer Instabilität, das die Himalaya-Republik ins Chaos stürzt? Eines ist sicher: Der Aufstand hat die politische Landkarte des Landes unwiderruflich verändert.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X


Dienstag, 09 September 2025

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