Ein neues Jahr beginnt – und wir tragen Verantwortung füreinanderEin neues Jahr beginnt – und wir tragen Verantwortung füreinander
Rosch HaSchana ist mehr als ein Datum im Kalender. Es ist ein Augenblick, in dem wir uns fragen müssen: Wie gehen wir miteinander um, wie halten wir zusammen – in Israel, in Deutschland, in der ganzen Welt?
Rosch HaSchana bedeutet Neubeginn. Doch in diesem Jahr liegt ein Schatten über den Feiertagen. In Israel sind Stühle an den Festtischen leer geblieben – weil Angehörige noch immer von Terroristen festgehalten werden oder weil sie am 7. Oktober ihr Leben verloren haben. Für viele Familien ist der Jahreswechsel kein Fest, sondern eine schmerzvolle Erinnerung an das, was fehlt.
Und doch ist Rosch HaSchana auch eine Einladung: innezuhalten, ehrlich auf uns selbst zu blicken und die Bindungen zu stärken, die uns als Gemeinschaft tragen. Dabei geht es nicht nur um die jüdische Gemeinschaft allein. Auch ihre Freunde, Nachbarn und Unterstützer sind Teil dieser Verantwortung. Denn Solidarität darf niemals auf die Grenzen einer Religion beschränkt bleiben.
In Deutschland erleben wir, wie antisemitische Vorfälle zunehmen und wie Gleichgültigkeit sich ausbreitet. Es gibt Menschen, die den Terror relativieren, die Israels Existenzrecht infrage stellen oder das Leid der Geiseln aus dem Blick verlieren. Dem dürfen wir nicht nachgeben. Gerade jetzt ist die Stunde, in der wir uns gegenseitig stützen – Juden und Nichtjuden, Gläubige und Atheisten, alle, die verstanden haben, dass Freiheit und Sicherheit nicht selbstverständlich sind.
Rosch HaSchana ruft uns zu: Wir können das neue Jahr nur bestehen, wenn wir füreinander einstehen. Wenn wir das Leid nicht verdrängen, sondern ihm mit Mitgefühl begegnen. Wenn wir den Mut haben, Antisemitismus beim Namen zu nennen. Und wenn wir begreifen, dass die Geschichte Israels nicht nur eine ferne Angelegenheit ist, sondern auch unsere eigene Zukunft berührt.
Das jüdische Neujahr ist damit eine Mahnung an uns alle. Es erinnert daran, dass die Kraft zum Neubeginn aus dem Zusammenhalt erwächst – aus der Fähigkeit, Verantwortung zu teilen und sich nicht abwenden zu lassen. Für Juden, für ihre Freunde und für jede Gesellschaft, die nicht bereit ist, Hass das letzte Wort zu überlassen.
Die Redaktion von haOlam.de wünscht allen Leserinnen und Lesern, ihren Familien, Freunden und Unterstützern: Schana towa u-metuka – ein gutes und süßes Jahr 5786!
Autor: Redaktion
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Montag, 22 September 2025