Microsoft kappt Cloud-Dienste für Israels VerteidigungsministeriumMicrosoft kappt Cloud-Dienste für Israels Verteidigungsministerium
Microsoft hat bestätigt, mehrere Cloud- und KI-Dienste des israelischen Verteidigungsministeriums (IMOD) deaktiviert zu haben. Vorausgegangen war eine interne Überprüfung nach Medienberichten, wonach die israelische Armee Microsofts Plattform Azure genutzt haben soll, um große Mengen von Telefonaufzeichnungen aus Gaza und Judäa und Samaria zu speichern.
Den Stein ins Rollen brachte Anfang August eine gemeinsame Recherche des britischen Guardian, des israelisch-palästinensischen Magazins +972 sowie der hebräischsprachigen Plattform Local Call. Diese Medien behaupteten, eine israelische Überwachungseinheit habe Microsofts Rechenzentren in den Niederlanden genutzt, um Kommunikationsdaten von Palästinensern zu sichern und KI-gestützte Auswertungssysteme zu betreiben.
Microsoft-Präsident Brad Smith erklärte, man habe „vorläufige Belege“ gefunden, die einzelne Elemente der Berichte stützen würden – darunter die Nutzung erheblicher Azure-Speicherkapazitäten und KI-Funktionen. „Wir stellen keine Technologie bereit, die der massenhaften Überwachung von Zivilisten dient“, schrieb Smith in einem Firmenblog.
Daraufhin kündigte Microsoft an, bestimmte Abonnements und Dienste für das Verteidigungsministerium stillzulegen. Die Entscheidung betreffe jedoch nicht die Bereitstellung von Cybersicherheitsdiensten für Israel oder andere Staaten in der Region.
Politischer Druck und öffentliche Proteste
Die Maßnahme fällt in eine Phase intensiver öffentlicher Debatten über die Rolle westlicher Tech-Konzerne im Krieg zwischen Israel und der Hamas. Bereits im Mai 2024 hatten Aktivisten während der Entwicklerkonferenz „Microsoft Build“ in Seattle demonstriert und gefordert, alle Azure-Verträge mit Israel zu kündigen.
Im August entließ das Unternehmen vier Angestellte, die interne Protestaktionen gegen die Israel-Kooperation organisiert hatten – darunter zwei, die das Büro von Präsident Brad Smith besetzt hatten. Microsoft begründete die Kündigungen mit „erheblichen Sicherheitsrisiken“ und dem Bruch interner Richtlinien.
Zwischen Anspruch und Realität
Die Entscheidung von Microsoft zeigt die Zwickmühle, in der globale Konzerne stecken: Einerseits sind sie tief in die Sicherheitsarchitektur westlicher Staaten eingebunden, andererseits stehen sie unter wachsendem Druck von Aktivisten, Medien und Aktionären, wenn ihre Technologien mit Kriegs- oder Überwachungszwecken in Verbindung gebracht werden.
Für Israel bedeutet die Einschränkung den Verlust moderner Speicherkapazitäten und KI-Funktionalitäten, auf die militärische Einheiten bei Echtzeit-Auswertungen angewiesen sein könnten. Offiziell äußerte sich das Verteidigungsministerium bislang nicht zur Entscheidung.
Microsofts Schritt ist ein Signal an die Weltöffentlichkeit: Man will nicht mit Massenüberwachung in Verbindung gebracht werden. Doch er wirft zugleich Fragen auf – über die Abhängigkeit Israels von globalen Technologieriesen, die politische Instrumentalisierung von Unternehmen und die Gefahr, dass sicherheitsrelevante Projekte in Krisengebieten durch öffentlichen Druck untergraben werden.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Coolcaesar - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63236663
Freitag, 26 September 2025