„Ich hoffe, du verlässt Melbourne bald“ – Israelin nach Jobbewerbung antisemitisch beleidigt„Ich hoffe, du verlässt Melbourne bald“ – Israelin nach Jobbewerbung antisemitisch beleidigt
Eine junge Israelin wollte in Melbourne eine einfache Arbeit beginnen – und wurde mit Hass konfrontiert. Der Arbeitgeber wies sie ab, weil sie Jüdin ist, beschimpfte sie als „unmenschlich“ und forderte sie auf, Australien zu verlassen. Der Fall steht exemplarisch für den gefährlichen Anstieg antisemitischer Übergriffe im Land.
Was als gewöhnliche Jobsuche begann, endete für eine 24-jährige Israelin in Australien mit einem Schock. Nach ihrer Bewerbung bei einer Gärtnerei in Melbourne erhielt sie keine neutrale Absage – sondern eine Hassbotschaft voller politischer Hetze und Antisemitismus.
In der Nachricht, die der Besitzer des Betriebs, ein Mann namens Brett D., an sie schickte, heißt es: „Die Stelle wurde bereits mit jemandem besetzt, der über ein Mindestmaß an Menschlichkeit verfügt und sich um Pflanzen, Tiere und die Umwelt kümmert. Ich hoffe, du verlässt Melbourne bald! Free Palestine und beendet den Völkermord jetzt. Du bist mitschuldig daran.“
Für die junge Frau, die erst vor wenigen Wochen in Australien angekommen war, um dort zu arbeiten und zu reisen, war die Nachricht ein Schlag ins Gesicht. „Ich bin mit der Überzeugung gekommen, Australien sei ein faires, offenes Land. Doch so etwas zu lesen – nur, weil ich Israelin bin – hat mir das Herz gebrochen“, sagte sie gegenüber australischen Medien.
Die Botschaft ist kein Einzelfall, sondern Teil eines wachsenden Trends. Seit Beginn des Gaza-Krieges hat sich die Zahl antisemitischer Vorfälle in Australien mehr als verdoppelt. Jüdische Einrichtungen wurden beschmiert, israelische Restaurants in Sydney und Melbourne angezündet, und selbst Kindergärten mit hebräischen Namen wurden Ziel von Attacken.
Der Vorsitzende des Anti-Defamation Council (ADC), Dr. Dvir Abramovich, verurteilte den Vorfall scharf: „Das war kein simpler Job-Ablehnungsbrief, sondern ein feiger Akt des Hasses. Israelische und jüdische Menschen erleben heute in Australien eine offene, unverhohlene Diskriminierung. Diese neue Form des Antisemitismus trägt eine moderne Maske – aber sie ist die gleiche alte Krankheit.“
Die israelische Gemeinschaft in Australien, rund 15.000 Menschen, berichtet von wachsender Unsicherheit. Viele meiden öffentliche hebräische Gespräche, manche verstecken Symbole wie Davidsterne oder Kippot. Das Klima, das lange als tolerant galt, hat sich spürbar verändert.
Auch Premierminister Anthony Albanese sah sich in den vergangenen Wochen gezwungen, deutliche Worte zu finden. Nach antisemitischen Graffiti und Drohungen gegen Synagogen erklärte er: „Terrorpropaganda und Gewaltaufrufe am Jahrestag des 7. Oktober sind abscheulich. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“
Dass nun eine junge Frau wegen ihrer Herkunft eine derart hasserfüllte Absage erhält, zeigt, wie weit die Verrohung bereits reicht. Wo politische Parolen zu moralischem Maßstab werden, verliert die Menschlichkeit jede Bedeutung.
Die 24-Jährige will Australien dennoch nicht sofort verlassen. „Ich möchte glauben, dass die Mehrheit der Menschen hier anders ist – gerecht, freundlich, menschlich“, sagte sie. Doch ihr Vertrauen ist erschüttert.
Was bleibt, ist die bittere Erkenntnis: Antisemitismus hat längst wieder Fuß gefasst – nicht nur in Europa, sondern auch in Ländern, die sich gern als sicherer Hafen für Vielfalt verstehen. Und manchmal genügt eine einfache Bewerbung, um ihn sichtbar zu machen.
Autor: Redaktion
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Samstag, 01 November 2025