Industriespionage bei Intel: Ingenieur stiehlt 18.000 Geheimdokumente und verschwindet spurlosIndustriespionage bei Intel: Ingenieur stiehlt 18.000 Geheimdokumente und verschwindet spurlos
Ein ehemaliger Ingenieur des US-Chipherstellers Intel steht im Zentrum eines der größten Datendiebstähle in der Geschichte des Unternehmens. Nach seiner Entlassung soll Jinfeng Luo rund 18.000 hochsensible Dateien entwendet haben – darunter streng geheime Entwicklungsunterlagen und Quellcodes. Seitdem fehlt von ihm jede Spur.
Laut der US-Zeitung The Mercury News hat Intel in Kalifornien eine Zivilklage gegen Luo eingereicht. Der Ingenieur, der fast ein Jahrzehnt lang für den Technologiekonzern arbeitete, wurde im Juli 2025 im Rahmen massiver Sparmaßnahmen entlassen. Nur wenige Tage vor seinem letzten Arbeitstag begann er, vertrauliche Daten von Unternehmensrechnern zu kopieren.
Mehrere gescheiterte Versuche – dann der Zugriff
Nach Angaben der Klageschrift versuchte Luo zunächst, die Daten über ein externes Laufwerk zu sichern, wurde jedoch von den Sicherheitssystemen gestoppt. Wenige Tage später startete er einen zweiten Versuch – diesmal über einen privaten NAS-Server (Network Attached Storage) zu Hause – und hatte Erfolg. Zwischen dem 4. und 7. Juli soll er Tausende Dokumente heruntergeladen haben, darunter Entwürfe künftiger Prozessoren, interne Entwicklungsberichte und Informationen zu noch unveröffentlichten Produkten.
Intel bemerkte die ungewöhnliche Aktivität erst bei routinemäßigen Sicherheitsprüfungen. Eine interne Untersuchung ergab, dass einige der kopierten Dateien als „Intel Top Secret“ klassifiziert waren. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um „immaterielles Eigentum von höchstem Wert, in das Millionen von Dollar investiert wurden“.
Kein Kontakt – und ein internationales Fahndungsersuchen
Seit seiner Entlassung ist Luo unauffindbar. Weder auf E-Mails noch auf Einschreiben reagierte er, und seine Online-Konten wurden gelöscht. Intel hat deshalb internationale Ermittlungen eingeleitet, um den Aufenthaltsort des Ingenieurs zu ermitteln und die gestohlenen Daten zurückzuholen. Der Konzern fordert in seiner Klage mindestens 250.000 US-Dollar Schadenersatz sowie die sofortige Rückgabe aller kopierten Materialien.
Krise bei Intel – und neue Sicherheitsfragen
Der Vorfall trifft Intel in einer ohnehin schwierigen Phase. Das Unternehmen kämpft seit zwei Jahren mit sinkenden Gewinnen und starkem Wettbewerbsdruck durch AMD, Apple und Nvidia. Seit 2023 wurden zehntausende Mitarbeiter entlassen. Branchenexperten vermuten, Luo könnte versucht haben, sich mit den gestohlenen Daten bei einem Konkurrenten einen Vorteil zu verschaffen.
Der Diebstahl stellt ein weiteres Kapitel in einer Serie von Sicherheitsvorfällen bei Intel dar. Erst vor Kurzem war ein anderer ehemaliger Mitarbeiter verurteilt worden, weil er sensible Daten an Microsoft weitergegeben hatte.
Mehr als ein PR-Desaster
Der Fall zeigt, wie anfällig selbst Hightech-Konzerne für interne Spionage sind – gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Während Intel um technologische Führungsstärke ringt, droht nun ein schwerer Reputationsschaden. Noch schwerer wiegt allerdings die Sorge, dass vertrauliche Innovationen in die Hände der Konkurrenz gelangt sein könnten – oder gar staatlicher Akteure.
Autor: Redaktion
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Samstag, 15 November 2025