Wenn Fakten geleugnet werden: UN-Sonderberichterstatterin bestreitet sexuelle Gewalt vom 7. OktoberWenn Fakten geleugnet werden: UN-Sonderberichterstatterin bestreitet sexuelle Gewalt vom 7. Oktober
Reem Alsalem stellt öffentlich infrage, was internationale Expertenteams längst dokumentiert haben: den systematischen Einsatz sexualisierter Gewalt durch Hamas am 7. Oktober. Ihre Behauptung beschädigt nicht nur die UN – sie verletzt die Opfer ein zweites Mal.
Es ist ein Satz, der schwer erträglich ist. „Keine unabhängige Untersuchung hat ergeben, dass am 7. Oktober Vergewaltigungen stattgefunden haben.“ Mit dieser Behauptung sorgt die UN-Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Reem Alsalem, erneut für Empörung. Nicht, weil es an Informationen mangelt – sondern weil sie sich über die vorliegenden Erkenntnisse hinwegsetzt. Während Expertenteams der Vereinten Nationen, forensische Fachleute und humanitäre Organisationen die Gräueltaten minutiös dokumentiert haben, entscheidet Alsalem, diese Realität öffentlich zu relativieren.
Dass diese Aussage ausgerechnet aus dem Mund einer hochrangigen UN-Beauftragten kommt, macht die Sache so brisant. Denn sie trifft auf einen Moment, in dem viele israelische Opferfamilien längst erkannt haben, wie schwer es ist, Gehör zu finden. Hamas-Terroristen verübten am 7. Oktober sexualisierte Gewalt in einer Brutalität, die kaum zu beschreiben ist. Die meisten Betroffenen erlebten keine Befreiung. Sie wurden ermordet, verstümmelt, verscharrt. Viele Körper kamen erst Wochen später zu den Forensikern – in einem Zustand, der keine Zweifel an den Abläufen ließ.
Ein internationales Team von UN-Expertinnen und -Experten sichtete stundenlange Videoaufnahmen, tausende Fotos und zahlreiche Aussagen von Überlebenden, Ersthelfern und unabhängigen Zeugen. Nach dieser Analyse stellten die Fachleute fest, dass an mehreren Orten zugleich Vergewaltigungen stattgefunden hatten: entlang der Straße 232, im Umfeld des Nova-Festivals, in Kibbutz Re’im. Die Muster waren eindeutig. Die Gewalt folgte einem kalkulierten Vorgehen, das auf Erniedrigung, Einschüchterung und maximale Zerstörung abzielte.
Diese Feststellungen sind das Ergebnis strukturierter Arbeit, nicht politischer Rhetorik. Und doch wählt Alsalem den Weg der Verneinung. Es ist nicht das erste Mal, dass sie den israelischen Kontext ignoriert. Bereits früher hatte sie erklärt, nichts über Raketenangriffe auf israelische Ortschaften zu wissen. Nun behauptet sie, es gebe keine Belege für jene Verbrechen, die längst dokumentiert sind. Ein Vorgehen, das für viele Beobachter wie eine bewusste Verdrehung der Tatsachen wirkt.
Gleichzeitig berief sich Alsalem in der Vergangenheit bei anderen Vorwürfen gegen Israel auf Organisationen, die seit Jahren für politische Aktivismusarbeit bekannt sind – darunter Gruppen, deren Führungspersonen offen anti-israelische Narrative bedienen. Die Bereitschaft, ungesicherte Anschuldigungen gegen Israel aufzunehmen, steht damit in starkem Kontrast zu ihrer Weigerung, bewiesene Verbrechen der Hamas als solche zu benennen.
Dass die Vereinten Nationen inzwischen selbst Konsequenzen gezogen haben, zeigt die Einstufung der Hamas: Die Organisation wurde auf die offizielle Liste der Akteure gesetzt, die in Konflikten sexualisierte Gewalt einsetzen. Diese Einstufung existiert nicht aus politischen Gründen, sondern weil die Belege vorliegen. Dennoch entscheidet sich Alsalem, öffentlich das Gegenteil zu behaupten. Damit unterminiert sie nicht nur das Vertrauen in ihr Amt, sondern beschädigt die Arbeit jener UN-Teams, die Fakten gesammelt haben – und vor allem die Stimmen der Opfer, die posthum nur noch durch diese Berichte sprechen können.
Die Verbrechen des 7. Oktober gehören zu den schwersten Übergriffen, die das Land jemals erlebt hat. Dass eine UN-Beauftragte das Leid der Betroffenen ausblendet, sendet ein verheerendes Signal: Wer nicht in das politische Narrativ passt, dessen Schmerz wird kleingeredet. Wer nicht mehr lebt, kann sich nicht wehren.
Die Auseinandersetzung um Alsalems Worte wirft damit eine größere Frage auf: Wessen Realität gilt im internationalen Diskurs? Die sorgfältig dokumentierte oder die politisch erwünschte? Wer Verantwortung trägt, die Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, darf die Opfer nicht auswählen. Und schon gar nicht jene, die aus ideologischen Gründen bequemer erscheinen.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: Screenshot Youtube UN
Samstag, 15 November 2025