Israels Drohnentechnologie erreicht Marokko: Neue Produktionslinie stärkt Partnerschaft

Israels Drohnentechnologie erreicht Marokko: Neue Produktionslinie stärkt Partnerschaft


Die israelische Firma BlueBird hat in Marokko eine Produktionslinie für loiterfähige Munition eröffnet – ein Schritt, der weit über die Militärtechnik hinausreicht. Während Rabat seine sicherheitspolitische Eigenständigkeit ausbaut, verliert vor allem ein europäischer Staat an Einfluss.

Israels Drohnentechnologie erreicht Marokko: Neue Produktionslinie stärkt Partnerschaft

Die Entscheidung der marokkanischen Regierung, israelische Rüstungstechnologie nicht nur zu kaufen, sondern erstmals vor Ort herstellen zu lassen, markiert einen Wendepunkt für Nordafrika. Der neue Produktionsstandort der Tochterfirma der Israel Aerospace Industries in Benslimane bei Casablanca ist mehr als nur eine Erweiterung der industriellen Kapazitäten. Er zeigt, wie tief Marokko inzwischen in sicherheitspolitische Partnerschaften eingebettet ist, die auf die Abraham-Abkommen zurückgehen. Für Israel bedeutet dieses Vorhaben eine weitere Stärkung seiner Rolle als strategischer Technologiepartner, während Rabat seine Abhängigkeit von traditionellen Zulieferern deutlich reduziert.

Der Schwerpunkt der neuen Anlage liegt auf dem System SpyX – einer loiterfähigen Munition, die mit einem 2,5-Kilo-Gefechtskopf, hoher Geschwindigkeit und einer Einsatzdauer von bis zu neunzig Minuten entwickelt wurde, um gepanzerte Fahrzeuge und befestigte Stellungen zu bekämpfen. Die marokkanischen Streitkräfte testeten das System bereits im Frühjahr 2024 und entschieden sich anschließend für eine lokalisierte Produktion. Damit beendet Marokko die Praxis, ausschließlich importabhängig zu agieren. Ein Teil der Wertschöpfung wird künftig im eigenen Land erbracht, und die Ausbildung marokkanischer Techniker gehört ausdrücklich zum Projektumfang. Das stärkt nationale Kapazitäten und schafft eine Form von technologischer Eigenständigkeit, die bislang kaum vorhanden war.

Diese Entwicklung ist jedoch kein isolierter Vorgang. Seit der diplomatischen Annäherung zwischen Israel und Marokko hat Rabat seine Rüstungsstrategie konsequent erweitert. Die Regierung unter König Mohammed VI. verfolgt das Ziel, langfristig größere Teile ihrer Ausrüstung selbst instand zu halten, weiterzuentwickeln oder sogar herzustellen. Die Abkehr von Frankreich als zentralem Rüstungslieferanten ist dabei unübersehbar. Noch vor wenigen Jahren stützte sich Marokko auf europäische Plattformen in den Bereichen Aufklärung, Luftverteidigung und schwere Bewaffnung. Doch die jüngsten Beschaffungen zeigen eine klare Neuorientierung.

Der Kauf israelischer Aufklärungssatelliten der Serie Ofek 13 – entgegen früherer französischer Anbieter – war einer der ersten deutlichen Schritte dieser strategischen Neuausrichtung. Es folgten Systeme, die aus Sicht marokkanischer Planer eine höhere Effektivität gegen moderne Bedrohungen versprechen. Die Entscheidung für Atmos-Haubitzen, die mit 155-Millimeter-Munition hohe Reichweiten erzielen, reiht sich in diese Linie ein. Ebenso verhält es sich mit dem Luftabwehrsystem Barak 8 der Israel Aerospace Industries und dem mobilen Abwehrsystem Spyder von Rafael. Beide gelten als entscheidende Komponenten in Luftverteidigungsarchitekturen, die auf schnelle Reaktionszeiten und eine flexible Anpassung an unterschiedliche Bedrohungsumgebungen setzen.

Im Sommer setzten die marokkanischen Streitkräfte ihre Tests von Extra-Raketen fort – ebenfalls israelischer Herkunft. Mit Reichweiten von bis zu 150 Kilometern und erheblichen Sprengköpfen eignen sich solche Präzisionsraketen zur Bekämpfung strategischer Ziele. Die Systeme wurden in Kombination mit der mobilen PULS-Plattform eingesetzt, deren modulare Architektur Marokko seit 2023 nutzt. Diese Plattform vereint die Fähigkeit, ungelenkte Raketen, präzisionsgelenkte Munition und taktische Flugkörper zu verschießen, und bildet damit eine vielseitige Ergänzung für gemischte Gefechtsfelder.

Diese Entscheidungen haben eine klare Richtung. Unter Mohammed VI. steigt das marokkanische Verteidigungsbudget kontinuierlich, für 2026 sogar auf einen historischen Höchststand. Mit 15,7 Milliarden Dollar soll die Modernisierung weiter vorangetrieben werden. In diesen Rahmen passt der Erwerb amerikanischer Panzer der Abrams-Serie, die den gepanzerten Verbänden des Landes neue Fähigkeiten verschaffen. Marokko investiert erkennbar in vernetzte Systeme, die Geschwindigkeit, Präzision und autonome Komponenten kombinieren.

Für Israel bedeutet diese Kooperation eine Erweiterung des eigenen industriellen Einflusses. Die Tatsache, dass Rabat bereit ist, israelische Systeme nicht nur zu erwerben, sondern auch auf eigenem Boden herzustellen, zeigt eine hohe Vertrauensbasis und eine klare politische Entscheidung. Dies ist bemerkenswert in einem Umfeld, in dem israelische Technologie in muslimischen Staaten lange als tabu galt. Die Dynamik nach den Abraham-Abkommen hat jedoch neue Räume geöffnet, und Marokko nutzt diese Möglichkeit, um seine sicherheitspolitischen Abhängigkeiten neu zu ordnen.

Es gibt in diesem Prozess jedoch auch einen klaren Verlierer: Frankreich. Jahrzehntelang war Paris der dominierende Rüstungspartner Rabats. Doch innerhalb weniger Jahre hat sich das Kräfteverhältnis verschoben. Verzögerungen, politische Spannungen und eine zunehmende Unzufriedenheit mit französischer Technologie haben dazu geführt, dass Marokko sich anderen Lieferanten zuwendet – allen voran Israel. Für Paris geht es nicht nur um entgangene Geschäfte, sondern um den Verlust eines strategischen Einflussfeldes in Nordafrika, das traditionell fest verankert war.

Die Entwicklung zeigt, wie stark sich der regionale Rüstungsmarkt durch neue politische Bündnisse verändert hat. Israel etabliert sich als technologischer Hauptakteur, Marokko als ambitionierter Kunde mit wachsendem industriellen Selbstbewusstsein. Und während Rabat in Richtung Autonomie und Modernisierung schaut, muss Frankreich akzeptieren, dass die sicherheitspolitische Landkarte Nordafrikas neu gezeichnet wird – mit Jerusalem als zunehmend zentralem Partner.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: BlueBird


Donnerstag, 20 November 2025

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