Wenn der Vorwand fällt: Warum die neuen Anti-Israel-Proteste nichts mit „Kolonialismus“ zu tun haben

Wenn der Vorwand fällt: Warum die neuen Anti-Israel-Proteste nichts mit „Kolonialismus“ zu tun haben


Zwei Jahre lang verkleideten Aktivisten ihren Hass als „Antikolonialismus“. Die jüngsten Demonstrationen vor Synagogen in New York und London zeigen nun offen, worum es ihnen wirklich geht: nicht um Grenzen, nicht um Politik – sondern um das Ende Israels.

Wenn der Vorwand fällt: Warum die neuen Anti-Israel-Proteste nichts mit „Kolonialismus“ zu tun haben

Die Proteste gegen zwei Aliyah-Veranstaltungen in dieser Woche markieren eine entscheidende Zäsur. Anti-Israel-Gruppen stellten sich nicht vor Botschaften oder Ministerien auf, sondern vor Synagogen. Nicht, weil dort Siedlungsbau diskutiert worden wäre, sondern weil dort Beratung für jüdische Einwanderung nach Israel stattfand. Genau das machte diese Demonstrationen so aufschlussreich: Sie richteten sich nicht gegen „Kolonisierung“ bestimmter Gebiete, sondern gegen das Grundrecht jüdischer Selbstbestimmung.

In New York protestierte die „Palestinian Assembly for Liberation – Al Awda“ vor der Park East Synagogue gegen eine Veranstaltung von Nefesh B’Nefesh. Die Aktivisten bezeichneten den Abend als „Siedler-Rekrutierungsmesse“. „Settler, settler, go back home“ riefen sie, gefolgt von „Death to the IDF“. Damit griffen sie nicht einzelne politische Maßnahmen an, sondern jede jüdische Präsenz im Land Israel – ungeachtet der geografischen Grenzen.

Ähnliches geschah in London, wo „Jewish Anti-Zionist Action“ und „Palestine Pulse“ vor der St John’s Wood United Synagogue demonstrierten. Die Gruppen erklärten, die Veranstaltung fördere „Genozid“ und „Kolonisation“. Obwohl sie betonten, es sei „schmerzhaft“ vor einer Synagoge zu protestieren, war ihre Botschaft eindeutig: Aliyah solle verhindert werden. JAZA ging noch weiter und projizierte „stolen lands sold here“ auf die Außenwand, obwohl an diesem Abend kein Grundstück verkauft wurde, sondern über die Einwanderung nach Israel informiert wurde.

Beide Proteste folgten einer bekannten rhetorischen Linie. Seit Jahren behaupten Aktivisten, sie richteten sich lediglich gegen Siedlungen im Westjordanland. Ihre Argumente seien politisch, nicht existenziell. Ihre Forderungen zielten auf 1949, nicht auf 1948. Doch die Parolen dieser Woche widersprachen genau dieser Selbstdarstellung. „We don’t want no two states, Palestine ’48“ rief JAZA, eine offene Absage an jede Form israelischer Staatlichkeit. Al Awda verkündete „Palestine is Arab“. Wer so spricht, lehnt nicht einzelne politische Schritte ab, sondern die Existenz Israels an sich.

Dabei geht es nicht um Landverkäufe – die Veranstaltungen hatten damit nichts zu tun. Es ging auch nicht um die aktuelle Lage in Gaza; die Waffenruhe hält weitgehend. Die Proteste richteten sich gegen die Idee der Aliyah selbst. Sie zielten auf einen Grundpfeiler des jüdischen Staates, der in der Unabhängigkeitserklärung festgeschrieben ist: „Der Staat Israel wird offen sein für die Einwanderung von Juden und die Heimkehr der Verstreuten.“ Die Aktivisten erklärten dieses Prinzip für „kolonial“ und „rassistisch“ und lehnten es vollständig ab – unabhängig davon, wohin jemand ziehen möchte und welche Grenzen er überschreitet.

In dieser Ablehnung steckt der entscheidende Punkt. Wer Aliyah pauschal verbieten will, lehnt Israel nicht an seinen Rändern ab, sondern in seinem Kern. Für viele Jüdinnen und Juden ist die Einwanderung nach Israel mehr als eine Lebensentscheidung; sie ist eine historische Rückkehr, eine religiöse Tradition und ein existentielles Sicherheitsnetz. Angriffe auf diese Rückkehr sind daher Angriffe auf Israels raison d’être.

Dass Politiker wie New Yorks designierter Bürgermeister Zohran Mamdani zwar die Form der Proteste kritisierten, aber die dahinterstehende Logik indirekt stützten, verschärfte die Sorgen vieler Gemeinden. Sein Sprecher erklärte, Häuser des Gebets dürften nicht für „völkerrechtswidrige Aktivitäten“ genutzt werden, ohne zu benennen, worum es angeblich ging. Diese Formulierung traf nicht die Protestierenden, sondern indirekt die Gemeinden – und öffnete eine gefährliche Deutungslücke.

Die Demonstrationen dieser Woche haben die Linie neu gezogen. Es geht nicht mehr um ein politisches Detail oder ein bestimmtes Gebiet. Der Streit um „1949“ ist längst ersetzt worden durch Forderungen nach „1948“. Wer Aliyah angreift, greift das Fundament des jüdischen Staates an. Wer Synagogen angreift, wendet sich gegen jüdisches Leben selbst. Und wer „Palestine ’48“ ruft, sagt offen, was er will: die Abschaffung Israels.

Diese Klarheit mag ernüchternd sein, doch sie ist notwendig. Denn erst wenn die Ziele dieser Bewegung erkannt sind, lässt sich auch ihre Wirkung verstehen. Es ging nie um die Frage, wo Juden leben. Sondern darum, ob sie überhaupt irgendwo frei leben dürfen. Die Antwort der Aktivisten lautet: nein. Die Antwort Israels bleibt: doch.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Alisdare Hickson from Woolwich, United Kingdom - Judaism condemns Israel"s atrocities #6, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=118122607


Mittwoch, 26 November 2025

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