UN-Skandal um Reem Alsalem: Jüdische Führungspersönlichkeiten fordern Konsequenzen für die Leugnung sexueller Gewalt vom 7. OktoberUN-Skandal um Reem Alsalem: Jüdische Führungspersönlichkeiten fordern Konsequenzen für die Leugnung sexueller Gewalt vom 7. Oktober
Mehr als 300 jüdische Führungspersönlichkeiten verlangen die Absetzung der UN-Sonderberichterstatterin Reem Alsalem. Ihr öffentliches Leugnen der dokumentierten sexuellen Gewalt der Hamas am 7. Oktober überschreitet eine moralische und politische Grenze – und entlarvt ein strukturelles Problem innerhalb der Vereinten Nationen.
Es ist ein Satz, der für viele eine rote Linie überschritten hat. Reem Alsalem, UN-Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen und Mädchen, erklärte öffentlich, es gebe „keine unabhängige Untersuchung“, die sexuelle Gewalt während des Massakers der Hamas am 7. Oktober belege. Für die Familien der Opfer, für die israelische Gesellschaft und für Frauenrechtlerinnen weltweit war diese Aussage mehr als eine fachliche Fehleinschätzung. Sie wirkte wie die bewusste Auslöschung einer dokumentierten Realität.
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Über 300 jüdische Führungspersönlichkeiten aus den USA, Europa und Israel unterzeichneten ein Schreiben an UN-Generalsekretär António Guterres. Sie fordern, dass Alsalem ihres Amtes enthoben wird. Der Brief nennt ihre Worte „verstörend“, „rhetorisch missbräuchlich“ und „eine Form sekundärer Gewalt gegen die Opfer“. Die Zahl der Unterzeichner ist bemerkenswert, aber noch bemerkenswerter sind die Namen: Deborah Lipstadt, ehemalige US-Sonderbeauftragte gegen Antisemitismus. Rabbi Irving Greenberg, früher Vorsitzender des US-Holocaust-Museums. Die Leiterin des Jewish Women’s Archive. Rabbinerinnen, Gemeindevorstände, Wissenschaftler, Menschenrechtsaktivistinnen.
Sie alle eint eine Feststellung: Wenn jemand mit einem UN-Mandat, der zum Schutz von Frauen berufen ist, die dokumentierte sexuelle Gewalt der Hamas abstreitet, verliert dieses Mandat jede Glaubwürdigkeit.
Die Faktenlage, die Alsalem ignoriert
Der Brief verweist auf zwei UN-Berichte aus den Jahren 2024 und 2025. Beide betonen, dass „hinreichende Gründe“ vorliegen, um von sexueller Gewalt in mehreren Orten am 7. Oktober auszugehen. Aussagen von Überlebenden, forensische Hinweise, Berichte internationaler Ermittler und Recherchen unabhängiger israelischer Organisationen bestätigen diese Einschätzung.
Dass ausgerechnet eine UN-Beauftragte diese Erkenntnisse abtut, wirkt nicht wie ein Missverständnis. Es wirkt wie ein Reflex, den jüdische Frauen seit Jahrzehnten kennen: ihre Erfahrungen werden relativiert, politisiert oder vollständig negiert, wenn sie nicht in das gewünschte Narrativ passen.
Wenn Leugnen zur politischen Methode wird
Die Unterzeichner des Schreibens ordnen Alsalems Aussagen in einen größeren Zusammenhang ein. Seit dem 7. Oktober versuchen bestimmte politische und akademische Kreise, die Gewalt der Hamas zu relativieren oder als Erfindung Israels darzustellen. Diese Strategie ist nicht neu. Sie folgt einem bekannten Muster: Die Täter werden entlastet, indem man den Opfern die Glaubwürdigkeit entzieht. Die Motivation dahinter ist politisch, nicht analytisch.
Dass diese Haltung nun von einer Vertreterin der Vereinten Nationen offen vertreten wird, macht den Vorgang gefährlich. Denn die UN sind ein Ort, an dem Opfer internationaler Gewalt auf Schutz und Anerkennung hoffen sollen. Wenn ausgerechnet diese Institution beginnt, die Realität eines Massakers zu verwischen, entstehen gravierende Folgen: für die israelischen Opfer, für globale Frauenrechte, für das Vertrauen in multilaterale Institutionen.
Doppelstandards, die jüdische Frauen erneut treffen
Ein weiterer Punkt im Schreiben wird offen benannt: Hätte eine UN-Vertreterin die sexuelle Gewalt gegen eine andere Minderheit relativiert, wäre die Empörung weltweit gewesen. Der Einsatz für Frauenrechte wäre laut, kompromisslos, geschlossen. Doch wenn es um israelische Jüdinnen geht, gelten offenbar andere Regeln.
Rafael Medoff, Historiker und Mitorganisator des Schreibens, formulierte es klar: „Wenn ein UN-Beamter derart über die Vergewaltigung jeder anderen ethnischen Gruppe gesprochen hätte, gäbe es einen Aufschrei. Dieselben Maßstäbe müssen auch für jüdische Frauen gelten.“
Das ist der Kern des Problems. Es geht nicht nur um eine problematische Aussage. Es geht um eine Form struktureller Schieflage im Umgang mit Antisemitismus und Gewalt gegen Juden – selbst innerhalb jener Institutionen, die eigentlich universelle Rechte schützen sollen.
Eine Frage der Glaubwürdigkeit der UN
Dass Alsalem ihre Aussagen später mit dem Verweis verteidigte, Israel habe nicht auf ihre Anfragen geantwortet, macht die Sache nicht besser. Statt Forschungslage, forensische Erkenntnisse und Berichte unabhängiger Organisationen ernst zu nehmen, griff sie zu einem Argument, das politisch klingt und analytisch hohl bleibt. Sie sprach sogar davon, die Welt sei „in eine Falle Israels geraten“. Eine Aussage, die die Täter entlastet und die Opfer delegitimiert.
Für die Unterzeichner des Briefes ist klar: Wer so argumentiert, kann nicht gleichzeitig der Schutzbeauftragte für Frauenrechte sein.
Was jetzt auf dem Spiel steht
Die Forderung nach Alsalems Entlassung ist mehr als eine personelle Frage. Es geht darum, ob die Vereinten Nationen bereit sind, antisemitische Denkmuster in den eigenen Reihen zu erkennen und zu benennen. Es geht darum, ob jüdische Frauen denselben Schutzanspruch haben wie alle anderen. Und es geht um die Glaubwürdigkeit jener Institutionen, die über Krieg, Frieden und Menschenrechte sprechen.
Die Unterzeichner des Schreibens wollen diese Frage beantwortet sehen – nicht aus politischem Kalkül, sondern aus moralischem Anspruch.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot Youtube UN
Donnerstag, 04 Dezember 2025