Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte: Eine Entscheidung, die in Jerusalem auf Unverständnis stößtLufthansa Cargo stoppt Militärtransporte: Eine Entscheidung, die in Jerusalem auf Unverständnis stößt
Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel befinden sich in einer Phase der Annäherung. Umso mehr überrascht der sofortige Transportstopp von Militärgütern durch Lufthansa Cargo, der Fragen aufwirft und in Israel als unnötige Belastung eines sensiblen Themas wahrgenommen wird.
Lufthansa Cargo informierte internationale Speditionen, dass militärische und sicherheitsrelevante Lieferungen nach Tel Aviv bis auf Weiteres nicht transportiert werden können. Der Schritt traf viele Partner überraschend, doch die Ursache liegt nicht bei Israel und auch nicht bei einer Richtungsentscheidung des Konzerns, sondern in einer Kombination internationaler Vorschriften, die für die Frachtindustrie verpflichtend sind.
Besonders relevant ist eine britische Exportkontrollrichtlinie, die seit Ende 2024 deutlich ausgeweitet wurde. Diese Regelung erfasst nicht nur Exporte aus Großbritannien, sondern bindet auch Unternehmen, die britische Versicherer, Finanzdienstleister oder Logistikpartner nutzen oder deren Flugrouten britischen Luftraum tangieren. Bestimmte militärische Bauteile und Komponenten dürfen unter diesen Bedingungen ohne explizite Genehmigung nicht transportiert werden, selbst wenn sie weder in Großbritannien gestartet noch gelandet wären.
Hinzu kommen internationale Sanktionsvorschriften, die Lieferungen betreffen, sobald einzelne Elemente der Fracht aus Ländern stammen, die reguliert oder sanktioniert sind, oder wenn Teile in technischen Güterlisten stehen, die besondere Freigaben erfordern. Sobald ein Bestandteil einer Sendung unter solche Listen fällt, ist ein Transport für ein global agierendes Unternehmen juristisch ausgeschlossen. Lufthansa Cargo bleibt in diesen Fällen kaum Handlungsspielraum, denn Verstöße könnten den Verlust von Versicherungen, hohe Strafzahlungen oder Lizenzschäden nach sich ziehen.
Vor diesem Hintergrund entschied der Konzern, ein vorläufiges Embargo auszusprechen, bis Klarheit über die genaue Auslegung der Regeln besteht. Das Unternehmen betonte zugleich, man arbeite daran, Ausnahmen für einzelne Sendungen zu ermöglichen und die operative Stabilität nach Israel schnell wiederherzustellen.
Diese Entscheidung fällt zu einem Zeitpunkt, an dem der zivile Luftverkehr nach Israel stabil läuft. Die Lufthansa Group baut ihre Passagierverbindungen nach Jerusalem weiter aus. Neben Lufthansa selbst fliegen auch Austrian Airlines, Swiss, Brussels Airlines, ITA und Eurowings nahezu regulär. Der Kontrast zwischen wachsendem Passagierverkehr und eingeschränkter Frachtlogistik zeigt, wie stark internationale Regelwerke den Transport militärischer Güter beeinflussen können, selbst wenn alle politischen Beziehungen intakt sind.
In Jerusalem sieht man die Lage entsprechend nüchtern. Israel ist erfahren im Umgang mit logistischen Einschränkungen und erwartet, dass der Vorgang zügig geklärt wird. Die Regierung geht davon aus, dass der Transportstopp keinen langfristigen Charakter haben wird, sondern eine administrative Phase widerspiegelt, die durch präzise Abstimmung und technische Anpassungen überwunden werden kann.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Kambui - Lufthansa Cargo McDonnell Douglas MD-11(F) D-ALCO, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58133401
Donnerstag, 11 Dezember 2025