„Geht in die Gaskammern“: Antisemitischer Angriff auf Rabbiner und Kinder in Straßenbahn von Melbourne„Geht in die Gaskammern“: Antisemitischer Angriff auf Rabbiner und Kinder in Straßenbahn von Melbourne
Ein Rabbiner und seine Kinder werden in einer Straßenbahn in Melbourne massiv antisemitisch beschimpft. Eine Frau ruft Holocaust-Parolen, der Vorfall wird gefilmt und löst Entsetzen in der jüdischen Gemeinschaft Australiens aus.
In einer Straßenbahn im Zentrum von Melbourne ist es zu einem antisemitischen Übergriff gekommen, der selbst erfahrene Beobachter erschüttert. Ein Rabbiner aus der örtlichen jüdischen Gemeinde war gemeinsam mit seinen Kindern unterwegs, als eine Frau begann, sie verbal anzugreifen. Die Beschimpfungen gipfelten in dem Satz „Geht in die Gaskammern“. Worte, die unmissverständlich an die industriell organisierte Ermordung von Juden während der Schoah erinnern und bewusst auf Kinder zielten.
Der Vorfall wurde gefilmt und später von der Australian Jewish Association veröffentlicht. In dem Video ist zu sehen, wie die Frau ihre Identität teilweise verbirgt und gleichzeitig behauptet, von der Familie bedrängt worden zu sein. Sie trug eine Tasche mit pro palästinensischen Symbolen und versuchte, ihre Ausfälle im Nachhinein zu relativieren. Der Inhalt ihrer Aussagen lässt jedoch keinen Raum für Zweifel an der Motivation. Wer Kindern den Tod in Gaskammern wünscht, bedient sich der extremsten Form antisemitischer Gewalt, auch wenn sie in diesem Moment „nur“ verbal erfolgt.
Für die jüdische Gemeinschaft in Australien ist dieser Vorfall kein isoliertes Ereignis. Der Geschäftsführer der Australian Jewish Association sprach von einem weiteren schweren Fall von Judenhass in Melbourne. Besonders erschütternd sei, dass sich der Angriff gegen Minderjährige richtete. Das sage viel über die Verrohung des öffentlichen Klimas aus. Er lobte zugleich den Rabbiner dafür, nicht geschwiegen und den Vorfall öffentlich gemacht zu haben. Wegsehen, so seine klare Botschaft, mache solche Taten erst möglich.
Australien erlebt seit Monaten einen spürbaren Anstieg antisemitischer Vorfälle. Jüdische Schülerinnen und Schüler berichten von Beschimpfungen, Hakenkreuzen auf Schulgeländen und Drohungen, die offen an die Vernichtung der Juden anknüpfen. Ein 18 jähriger Schüler schilderte kürzlich, wie an seiner Schule Parolen wie „Tod den Juden“ in deutscher Sprache auf Toilettenwände geschrieben wurden und sein jüngerer Bruder aufgefordert wurde, „in die Öfen zurückzugehen“. Solche Aussagen sind keine Provokationen aus Unwissen, sondern gezielte Demütigungen mit historischem Bewusstsein.
Was den Vorfall in der Straßenbahn besonders alarmierend macht, ist der öffentliche Raum. Es geht nicht um anonyme Kommentare im Internet, sondern um offene Aggression in einem Verkehrsmittel, das für alle da ist. Wenn jüdische Familien dort nicht mehr sicher sind, stellt sich die Frage nach der Schutzfunktion des Staates. Schweigende Mitfahrer, fehlende unmittelbare Intervention und die Normalisierung solcher Ausfälle verstärken das Gefühl der Bedrohung.
Immer wieder wird versucht, antisemitische Vorfälle mit politischer Kritik zu relativieren. Doch hier gibt es nichts zu deuten oder einzuordnen. Die Aufforderung an Kinder, in Gaskammern zu gehen, ist keine politische Meinung, sondern eine Entmenschlichung. Sie richtet sich nicht gegen eine Regierung, nicht gegen eine Armee, sondern gegen Juden als solche. Wer das verharmlost, verschiebt bewusst moralische Grenzen.
Der Fall von Melbourne zeigt, wie dünn die Schicht der zivilisierten Zurückhaltung geworden ist. Antisemitische Sprache, die lange als gesellschaftlich geächtet galt, wird wieder offen benutzt. Für jüdische Familien bedeutet das eine permanente Wachsamkeit, selbst im Alltag. Für die Mehrheitsgesellschaft stellt sich die unbequeme Frage, wie ernst sie den Schutz von Minderheiten wirklich nimmt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Samstag, 13 Dezember 2025