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Sydney-Anschlag: Hinweise auf Terrornetzwerke, mutmaßliche Iran-Verbindungen und wachsende Angst in jüdischen Gemeinden weltweit

Sydney-Anschlag: Hinweise auf Terrornetzwerke, mutmaßliche Iran-Verbindungen und wachsende Angst in jüdischen Gemeinden weltweit


Der Anschlag auf die Chanukka-Feier in Sydney hat ein Erdbeben ausgelöst. Was lange als Warnung galt, ist Realität geworden: Jüdisches Leben ist weltweit bedroht – und viele Regierungen stehen nun in der Pflicht, endlich zu handeln.

Sydney-Anschlag: Hinweise auf Terrornetzwerke, mutmaßliche Iran-Verbindungen und wachsende Angst in jüdischen Gemeinden weltweit

Der Terroranschlag in Sydney, bei dem 16 Menschen ermordet und dutzende verletzt wurden, wirkt wie ein Schlag in ein mühsam verheiltes Gewebe. Er hat nicht nur Australien erschüttert, sondern jüdische Gemeinden auf der ganzen Welt in einen Ausnahmezustand versetzt. Ein Anschlag auf eine Chanukka-Feier – ein Fest des Lichts, der Hoffnung, der Wiedergewinnung von Freiheit – wurde bewusst als Ziel gewählt. Der Ort: ein Strand, ein öffentlicher Raum, ein Moment des Friedens. Die Täter: ein Vater und sein Sohn, beide bewaffnet, beide vorbereitet. Die Botschaft: jüdisches Leben soll Angst haben, auch dort, wo es sich sicher glaubte.

Die Rekonstruktion des Angriffs lässt einen kaum atmen. Kurz nach 18:30 Uhr Ortszeit eröffneten die beiden Terroristen das Feuer, zunächst von einer Brücke, dann aus der Nähe. Über fünfzig Schüsse gingen nieder auf Erwachsene, Kinder, Familien, Chabad-Mitglieder, Besucher. Rund tausend Menschen hielten sich in der Umgebung auf, etwa vierhundert allein bei der Chanukka-Feier. Die erste Notrufmeldung erreichte Polizei und Rettung erst Minuten später, die Einsatzkräfte waren schnell vor Ort – doch die Täter hatten über zehn Minuten freie Hand. Als die Polizei schließlich eingriff, war der Schaden bereits unermesslich.

Einer der Täter, ein 50-jähriger Mann, wurde getötet; sein 24-jähriger Sohn schwer verletzt. Später wurde bestätigt, dass im Umfeld der Täter improvisierte Sprengsätze gefunden wurden – ein Hinweis, dass das Blutbad noch größer hätte ausfallen sollen. In ihren Fahrzeugen fanden Ermittler mehrere Waffen sowie Material, das Rückschlüsse auf eine radikale islamistische Ideologie zulässt.

Später meldeten australische Medien, dass zumindest der Sohn der Familie seit Jahren im Fokus der Geheimdienste stand. Bereits vor sechs Jahren soll der Inlandgeheimdienst ASIO Hinweise auf Verbindungen zu einem Unterstützerkreis des sogenannten Islamischen Staates gehabt haben. Die Spur führte damals zu einem Mann, der sich selbst zum lokalen Kommandeur von ISIS ausgerufen hatte. Die australischen Sicherheitsbehörden kannten diesen Kreis – doch offenbar fehlten Mittel oder politische Rückendeckung, um konsequent zu handeln.

Gleichzeitig erschüttert ein weiterer Punkt die Öffentlichkeit: Nach Informationen, die später bekannt wurden, hatte Israel – genauer: der Mossad – Australien monatelang auf wachsende terroristische Gefahren hingewiesen. Besonders seit 2024 sei klar gewesen, dass Iran und verbündete Netzwerke gezielt jüdische Einrichtungen im Ausland ins Visier nehmen. Dass Australien im August sogar den iranischen Botschafter auswies, weil Teheran mit zwei antisemitischen Brandanschlägen in Verbindung gebracht wurde, zeigt, wie real diese Gefahr bereits damals war. Dennoch kam es nun zu dem schlimmsten antisemitischen Anschlag in der Geschichte Australiens.

Ein weiterer Aspekt sorgt für bittere Diskussionen: Die jüdische Gemeinschaft in Australien hatte über zwei Jahre immer wieder zusätzliche Sicherheitsmittel gefordert – und ihre Anträge wurden entweder verzögert oder abgelehnt. Man benötige mindestens eine Million Dollar mehr, sagte ein Vertreter der Gemeinde bereits 2023. Diese Unterstützung blieb weitgehend aus. Die Gemeinschaft sammelte schließlich selbst – und konnte dennoch nicht verhindern, was nun geschehen ist.

Für viele Juden weltweit sind diese Entwicklungen vertraut. Denn die Liste der Übergriffe wächst seit zwei Jahren in alarmierendem Tempo. In Manchester wurden im Herbst zwei Menschen in einer Synagoge ermordet. In Washington traf ein gezielter Angriff zwei israelische Diplomaten. In Melbourne brannte ein jüdisches Gotteshaus nach einem Brandanschlag. In Frankreich, Großbritannien und Deutschland registrieren jüdische Verbände täglich neue Übergriffe, Beleidigungen, Drohungen – und immer häufiger physische Gewalt. Was früher Ausnahme war, ist vielerorts Alltag geworden.

Nach dem Anschlag in Sydney reagierten internationale Metropolen schnell. London, New York, Paris, Berlin – überall wurden Chanukka-Veranstaltungen unter besondere Bewachung gestellt. Polizeieinheiten wurden verstärkt, Zugangskontrollen verschärft, Absperrungen erweitert. Aus Sorge vor Nachahmungstaten raten Sicherheitsbehörden inzwischen weltweit zu besonderer Vorsicht. Der israelische Nationale Sicherheitsrat formulierte es drastisch: Jüdische Einrichtungen könnten bevorzugte Ziele radikaler Einzeltäter sein, deren Ideologie sich im Netz längst globalisiert habe.

Dass es ein muslimischer Australier war, der einem der Täter die Waffe entriss und vermutlich viele Menschen rettete, hat sich tief in das kollektive Bewusstsein eingeprägt. Sein Mut zeigt, dass die Frontlinie nicht zwischen Religionen verläuft, sondern zwischen Menschen, die das Leben schützen, und jenen, die es zerstören. Dennoch führt dieser einzelne Akt der Courage nicht über die Grundwahrheit hinweg: Die Bereitschaft, Juden gezielt zu attackieren, ist weltweit auf einem historischen Höchststand – und viele Regierungen haben die Gefahr unterschätzt.

Israelische Sicherheitsexperten fordern inzwischen eine grundlegende Neubewertung. Feiertage – besonders jüdische – seien zu Zielpunkten extremistischer Ideologie geworden. Vom Anschlag an Simchat Tora in Israel über die Attacke an Yom Kippur in England bis hin zur Chanukka-Nacht in Australien zieht sich ein roter Faden. Wer diese Muster ignoriere, so die Warnung, handele fahrlässig.

Heute fragen sich viele Juden – in Australien und darüber hinaus –, ob sie ihre Kinder noch sorglos an öffentliche Feiern lassen können. Ob ihre Gemeinden gut genug geschützt werden. Ob die Gesellschaft, in der sie leben, noch bereit ist, jüdisches Leben entschlossen zu verteidigen. Diese Fragen sind nicht theoretisch. Sie entstehen aus der bitteren Erkenntnis, dass Antisemitismus keine Randerscheinung mehr ist, sondern eine aggressive Kraft, die weltweit wächst.

Und dennoch: Bei aller Trauer, aller Wut, aller Erschöpfung bleibt ein wahrer Satz bestehen – der Satz, der die Geschichte von Chanukka seit über zweitausend Jahren trägt: Dunkelheit siegt nicht, wenn Menschen das Licht verteidigen. Jede Chanukka-Kerze, die in diesen Tagen entzündet wird – in Jerusalem, Melbourne, Berlin, Paris oder Sydney –, ist ein bewusster Widerspruch gegen Terror. Eine stille Erklärung, dass jüdisches Leben nicht verschwindet. Und ein Versprechen an die Welt: Wer Freiheit liebt, muss sie schützen.


Autor: Redaktion
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Montag, 15 Dezember 2025

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