Bondi Beach war kein Zufall – die Spuren des Terrors führen tief in Australiens IslamistennetzwerkBondi Beach war kein Zufall – die Spuren des Terrors führen tief in Australiens Islamistennetzwerk
Einer der Attentäter von Bondi Beach war kein isolierter Täter, sondern jahrelang Teil eines radikalen Milieus. Verbindungen zu pro IS Kreisen, antisemitische Predigten und staatliches Wegsehen zeichnen ein Bild systemischen Versagens – mit tödlichen Folgen für jüdisches Leben.
Der Terroranschlag auf die Chanukka Feier am Bondi Beach hat Australien verändert. Fünfzehn Menschen wurden ermordet, weil sie Juden waren, weil sie ein religiöses Fest feierten, weil der Hass auf sie längst normalisiert worden war. Was nun bekannt wird, verschärft das Bild. Einer der Täter, der 24 jährige Naveed Akram, war nach Recherchen des australischen Rundfunks keineswegs ein unbeschriebenes Blatt. Seine Biografie ist durchzogen von Kontakten in das pro Islamischer Staat Umfeld Australiens.
Akram überlebte den Schusswechsel mit der Polizei schwer verletzt. Sein Vater Sajid Akram, der ebenfalls am Angriff beteiligt war, wurde dabei getötet. Beide waren vor der Tat nicht auf einer Terrorbeobachtungsliste geführt worden. Der Vater verfügte legal über Waffen. Diese Tatsache steht nun im Zentrum scharfer Kritik. Denn rückblickend zeigt sich, dass es sehr wohl Warnsignale gab.
Bereits 2019 hatte der australische Inlandsgeheimdienst ASIO Naveed Akram ins Visier genommen. Anlass waren Verbindungen zu einer islamistischen Zelle in Sydney. Akram bewegte sich im Umfeld von Wisam Haddad, einem Prediger, der in Australien seit Jahren als ideologischer Fixpunkt für mehrere Generationen von Dschihadisten gilt. Haddad wurde nie wegen Terrorismus angeklagt, doch seine Rolle als geistiger Mentor ist gut dokumentiert.
Haddad predigte im Al Madina Dawah Centre im Stadtteil Bankstown. Dort verkehrten junge Männer, die später wegen Terrorplänen verurteilt wurden. Ein ehemaliger ASIO Undercover Agent berichtete, er habe wiederholt gewarnt, dass Haddad gezielt Jugendliche indoktriniere. Seine Warnungen verhallten.
Akram selbst trat als Straßenprediger für Haddads Organisation auf. In Videos aus dem Jahr 2019 ist er zu sehen, wie er Schülern erklärt, das Gesetz Allahs stehe über Schule, Arbeit und allen weltlichen Pflichten. In anderen Aufnahmen spricht er von göttlicher Belohnung für Handlungen „in seinem Auftrag“. Aussagen, die damals von Teilen der muslimischen Community noch als nicht radikal eingestuft wurden.
Wenige Wochen später flog eine IS Zelle auf, deren Mitglieder enge Kontakte zum selben Street Dawah Netzwerk hatten. Einer von ihnen erklärte sich selbst zum australischen IS Kommandeur und plante Anschläge. Er wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt. Auch ein weiterer Akram Kontakt, der IS Jugendwerber Youssef Uweinat, wurde später verurteilt, weil er Minderjährige zu Anschlägen ermutigt hatte.
Uweinat trat nach seiner Haftentlassung im Sommer öffentlich auf, schwenkte bei einer Demonstration in Sydney eine schwarze Dschihadistenflagge. Auch das blieb ohne spürbare Konsequenzen.
Premierminister Anthony Albanese erklärte rückblickend, ASIO habe während einer sechsmonatigen Untersuchung keine Hinweise auf eine akute Radikalisierung von Vater oder Sohn gefunden. Diese Aussage stößt inzwischen auf massiven Widerspruch. Der ehemalige Polizeigeheimdienstkoordinator John Coyne spricht offen von einem Systemversagen. Dass ein Mann mit diesem familiären und ideologischen Umfeld legal Waffen besitzen durfte, sei nicht erklärbar.
Coyne fordert eine umfassende Untersuchung. Nicht nur des Anschlags selbst, sondern der letzten anderthalb Jahre insgesamt. Es gehe um wachsenden Antisemitismus, um Hasspredigten, um ideologisch motivierte Straftaten, die unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit toleriert worden seien.
Tatsächlich war Wisam Haddad bereits juristisch aufgefallen. Ein australisches Bundesgericht stellte fest, dass er mit antisemitischen Predigten gegen das Antidiskriminierungsgesetz verstoßen habe. Er bezeichnete Juden als niederträchtig und verräterisch, sprach von jüdischer Kontrolle über Medien und Wirtschaft. Die Löschung seiner Predigten wurde angeordnet.
Doch auch hier kam die Reaktion spät. Zu spät für die Opfer von Bondi Beach.
Aus israelischer Sicht fügt sich der Fall in ein bekanntes Muster. Antisemitischer Hass wird relativiert, islamistische Netzwerke als Randphänomen abgetan, Warnungen ignoriert. Erst wenn Juden ermordet werden, beginnt die Aufarbeitung. Dann heißt es, niemand habe es kommen sehen.
Bondi Beach zeigt das Gegenteil. Man hätte es sehen können. Man wollte es nicht.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Mittwoch, 17 Dezember 2025