Globale Alarmstufe für jüdische Einrichtungen – Israels Geheimdienste warnen vor neuer TerrorwelleGlobale Alarmstufe für jüdische Einrichtungen – Israels Geheimdienste warnen vor neuer Terrorwelle
Nach dem Massaker von Sydney wächst weltweit die Sorge vor weiteren Anschlägen auf jüdische und israelische Ziele. Der Mossad spricht von einer neuen Qualität der Bedrohung. Sicherheitsbehörden rechnen mit Nachahmungstätern, iranischen Vergeltungsaktionen und palästinensischer Gewalt.
Seit dem tödlichen Anschlag auf eine Chanukka-Feier am Bondi Beach in Sydney steht die jüdische Welt unter Schock. Fünfzehn Menschen wurden ermordet, weil sie Juden waren und ein religiöses Fest feierten. Doch der Terror von Australien markiert nach Einschätzung israelischer Sicherheitsbehörden nicht das Ende, sondern möglicherweise den Beginn einer gefährlichen Phase. Die Warnungen aus Jerusalem sind deutlich und ungewöhnlich scharf.
Nach Berichten des israelischen Fernsehsenders Chadschot 13 hat der Auslandsgeheimdienst Mossad vor einem beispiellosen Anstieg von Terrorplanungen gegen Juden und Israelis im Ausland gewarnt. Mossad-Chef David Barnea soll in den vergangenen Tagen persönlich mit Sicherheitsverantwortlichen in mehreren europäischen Staaten sowie weiteren Ländern Kontakt aufgenommen haben. Seine Botschaft war unmissverständlich: Die Bedrohungslage habe sich deutlich verschärft, und sie sei global.
Im Zentrum der Warnungen stehen zwei Hauptakteure. Zum einen der Iran, der nach israelischer Einschätzung verstärkt an Anschlägen im Ausland arbeite. Hintergrund ist der militärische Schlagabtausch im Juni, bei dem Israel gemeinsam mit den Vereinigten Staaten iranische Nuklearanlagen bombardierte. In Teheran werde dieser Angriff nicht als abgeschlossen betrachtet, sondern als Anlass für Vergeltung. Allerdings nicht zwingend auf iranischem Boden, sondern dort, wo Israel verwundbar erscheint: bei jüdischen Gemeinden und israelischen Einrichtungen weltweit.
Zum anderen warnen die israelischen Dienste vor palästinensischem Terror im Kontext des Gaza-Krieges. Die anhaltende internationale Aufladung des Konflikts, kombiniert mit radikaler Rhetorik und gezielter Mobilisierung, schaffe ein Umfeld, in dem Gewalt gegen jüdische Ziele legitimiert werde. Nicht nur organisierte Terrorgruppen, sondern auch Einzeltäter und lose Netzwerke könnten sich angesprochen fühlen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Phänomen der Nachahmungstaten. Der Anschlag von Sydney wird in Israel nicht als isoliertes Ereignis betrachtet. Laut dem Nachrichtenportal Ynet gehen Sicherheitsbehörden davon aus, dass das Massaker als Blaupause dienen könnte. Die Täter seien bewusst vorgegangen, um ein Signal zu senden: jüdische Feiertage, öffentliche Veranstaltungen und religiöse Symbole gelten als lohnende Ziele.
Nach Einschätzung des Mossad wurden die beiden Attentäter von Sydney, Vater und Sohn, in Pakistan von Mitgliedern der Terrororganisation Islamischer Staat ausgebildet. Diese Information unterstreicht eine weitere Dimension der Bedrohung. Neben staatlich gelenkten Akteuren wie dem Iran und regionalen palästinensischen Gruppen bleibt auch der globale Dschihadismus ein Faktor. Der IS und ihm nahestehende Netzwerke suchen gezielt nach Gelegenheiten, jüdische Ziele anzugreifen, um maximale Aufmerksamkeit und Einschüchterung zu erzeugen.
Die Reaktionen Israels sind entsprechend konsequent. Israelische Botschaften und diplomatische Vertretungen weltweit wurden angewiesen, in dieser Woche keine Chanukka-Feiern im Freien abzuhalten. Auch wenn diese Entscheidung schmerzt, ist sie Ausdruck einer nüchternen Lageeinschätzung. Sichtbarkeit bedeutet in diesen Tagen Verwundbarkeit.
Zugleich richten sich die Warnungen nicht nur an staatliche Stellen, sondern auch an jüdische Gemeinden selbst. Synagogen, Gemeindezentren, Schulen und kulturelle Einrichtungen stehen nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden weiterhin im Fokus potenzieller Täter. Der Schutz jüdischen Lebens sei nicht mehr nur eine Frage lokaler Polizeipräsenz, sondern ein internationales Sicherheitsproblem.
Was die Lage zusätzlich verschärft, ist das gesellschaftliche Klima in vielen westlichen Ländern. Antisemitische Rhetorik hat in den vergangenen zwei Jahren massiv zugenommen. Begriffe wie Genozid, Apartheid oder Kindermörder werden nicht nur in extremistischen Kreisen, sondern auch im politischen Mainstream benutzt. Sicherheitsanalysten warnen seit Langem, dass diese Sprache als ideologische Vorbereitung für Gewalt dient. Wer Juden oder Israel entmenschlicht, senkt die Hemmschwelle für Anschläge.
Der Mossad spricht deshalb von einer neuen Qualität der Gefahr. Es gehe nicht mehr nur um einzelne Anschlagspläne, sondern um ein Klima, in dem verschiedene Akteure gleichzeitig agieren. Iranische Geheimdienststrukturen, palästinensische Terrorgruppen, dschihadistische Netzwerke und radikalisierte Einzeltäter könnten parallel zuschlagen. Diese Gleichzeitigkeit mache die Lage besonders schwer kalkulierbar.
Für jüdische Gemeinden weltweit bedeutet das eine bittere Realität. Religiöse Feste, die eigentlich öffentlich, fröhlich und sichtbar gefeiert werden, finden unter Polizeischutz oder gar nicht statt. Schulen werden gesichert wie Hochrisikoobjekte, Synagogen gleichen Festungen. Was als Ausnahme begann, droht zum Dauerzustand zu werden.
Die Warnungen aus Israel sind deshalb mehr als ein interner Sicherheitshinweis. Sie sind ein Appell an Regierungen weltweit, jüdische Sicherheit nicht als Randthema zu behandeln. Der Schutz jüdischen Lebens ist ein Gradmesser für den Zustand offener Gesellschaften. Wer jetzt wegschaut, riskiert, dass Worte erneut zu Taten werden.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: GPO
Mittwoch, 17 Dezember 2025