Herzog und Papst Leo warnen vor wachsendem Antisemitismus weltweitHerzog und Papst Leo warnen vor wachsendem Antisemitismus weltweit
Kurz vor Weihnachten sprechen Israels Präsident und das Oberhaupt der katholischen Kirche über jüdische Sicherheit, christliches Leben in Israel und die Verantwortung religiöser Führung in einer zunehmend aufgeheizten Welt.
In einer Zeit wachsender Spannungen und zunehmender Verunsicherung haben Israels Präsident Isaac Herzog und Papst Leo XIV ein deutliches Zeichen gesetzt. In einem Telefongespräch wenige Tage vor Weihnachten tauschten sich beide über die Lage der christlichen Gemeinden in Israel und den weltweiten Anstieg antisemitischer Gewalt aus. Das Gespräch war ruhig im Ton, aber klar in der Botschaft. Antisemitismus ist kein Randphänomen mehr, sondern eine globale Bedrohung, die entschlossen benannt und bekämpft werden muss.
Herzog nutzte das Gespräch, um dem Papst sowie christlichen Gemeinschaften weltweit seine Grüße zu übermitteln. Gleichzeitig betonte er die gemeinsame Verantwortung von Staaten, Religionsgemeinschaften und gesellschaftlichen Institutionen, jüdisches Leben zu schützen. Der Präsident verwies dabei auch auf den Terroranschlag auf eine Chanukka Feier in Bondi Beach in Australien, bei dem jüdische Zivilisten gezielt angegriffen wurden. Der Anschlag steht aus israelischer Sicht exemplarisch für eine gefährliche Entwicklung, bei der Juden zunehmend zur Zielscheibe werden, unabhängig von Land oder politischem Kontext.
Papst Leo XIV zeigte sich in dem Gespräch ausdrücklich besorgt über diese Entwicklung. Er stimmte Herzog darin zu, dass antisemitische Gewalt nicht relativiert oder politisch erklärt werden dürfe. Der Papst unterstrich die Dringlichkeit, allen Formen von Judenhass entschieden entgegenzutreten und bekräftigte das Engagement des Vatikans für den interreligiösen Dialog. Ziel müsse es sein, Vertrauen zu stärken und weitere Anschläge auf jüdische Gemeinschaften zu verhindern.
Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs lag auf den christlichen Gemeinden in Israel. Herzog hob die religiöse Vielfalt des Landes hervor und verwies auf das lebendige christliche Leben in Jerusalem, Galiläa und anderen Regionen. Papst Leo XIV äußerte seine Wertschätzung für diese Gemeinden und kündigte an, dass Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen in den kommenden Wochen zu einem traditionellen Festtreffen in der Präsidentenresidenz in Jerusalem zusammenkommen werden. Für Israel ist dies auch ein politisches Signal. Christliches Leben soll nicht nur geduldet, sondern sichtbar und geschützt sein.
Gleichzeitig bleibt das Verhältnis zwischen Israel und dem Vatikan nicht spannungsfrei. Papst Leo XIV hat sich in der Vergangenheit mehrfach kritisch zum militärischen Vorgehen Israels im Gazastreifen geäußert. Er sprach von kollektiver Bestrafung und warf der Armee vor, humanitäre Hilfe zu behindern. Zugleich fordert er seit seinem Amtsantritt eine Waffenruhe, die Freilassung der Geiseln und ungehinderten Zugang für Hilfslieferungen.
In Jerusalem werden diese Aussagen aufmerksam registriert, aber differenziert betrachtet. Dass der Papst trotz deutlicher Kritik immer wieder die Freundschaft der katholischen Kirche zum jüdischen Volk betont und sich klar gegen Antisemitismus positioniert, wird als wichtiges Gegengewicht wahrgenommen. Israel sieht im Vatikan einen Gesprächspartner, mit dem es Meinungsverschiedenheiten gibt, der aber nicht die Existenz oder Sicherheit des jüdischen Staates infrage stellt.
Das Gespräch zwischen Herzog und Leo XIV endete mit einem gemeinsamen Wunsch nach Frieden und Sicherheit im neuen Jahr. Es war kein politischer Durchbruch, aber ein bewusst gesetztes Zeichen. In einer Zeit, in der religiöse Symbole zunehmend instrumentalisiert und Minderheiten bedroht werden, kann Dialog allein keine Gewalt verhindern. Er kann jedoch deutlich machen, wo rote Linien verlaufen.
Dass dieses Signal kurz vor Weihnachten gesendet wurde, ist kein Zufall. Für Israel ist klar. Der Schutz jüdischen Lebens und der Respekt vor anderen Religionen gehören untrennbar zusammen. Wer Antisemitismus bekämpfen will, muss ihn klar benennen. Und wer Frieden fordert, darf Hass nicht relativieren.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Vatican Media
Freitag, 19 Dezember 2025