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Antisemitische Gewalt so hoch wie seit der Zeit vor dem Holocaust nicht mehr

Antisemitische Gewalt so hoch wie seit der Zeit vor dem Holocaust nicht mehr


Weltweit wurden 2025 tausende antisemitische Vorfälle registriert. Experten warnen, dass die reale Zahl deutlich höher liegt. Jüdisches Leben steht erneut unter massivem Druck, in Europa wie in Australien, den USA und darüber hinaus.

Antisemitische Gewalt so hoch wie seit der Zeit vor dem Holocaust nicht mehr

Antisemitismus hat im Jahr 2025 ein Niveau erreicht, das Historiker und Beobachter nur noch mit der Zeit vor der Shoah vergleichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Center for the Study of Antisemitism der Combat Antisemitism Movement. Die Zahlen zeichnen ein düsteres Bild einer Entwicklung, die längst nicht mehr auf einzelne Länder oder politische Ränder begrenzt ist.

Zwischen dem 1. Januar und dem 30. November 2025 wurden weltweit 6.333 antisemitische Vorfälle dokumentiert. Das entspricht einem Anstieg von 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders alarmierend ist der Monat November: 548 Vorfälle, im Schnitt mehr als 18 antisemitische Angriffe pro Tag. Und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt keine aktiven Kampfhandlungen mehr stattfanden.

Europa im Fokus, Deutschland mit drastischem Anstieg

In Deutschland wurden allein im November 79 antisemitische Vorfälle registriert. Im Oktober waren es noch 29. Das entspricht einem monatlichen Anstieg von über 170 Prozent. Die Vorfälle reichen von Bedrohungen über Sachbeschädigung bis hin zu offener Gewalt gegen jüdische Einrichtungen und Personen.

Auch andere europäische Länder melden ähnliche Tendenzen. Antisemitische Übergriffe werden zunehmend öffentlich, aggressiv und selbstbewusst begangen. Jüdische Symbole, Schulen, Synagogen und Einzelpersonen geraten ins Visier, oft im Kontext sogenannter Israelkritik, die sich faktisch gegen Juden als solche richtet.

Israelbezug als Auslöser, Juden als Ziel

Von den im November weltweit erfassten Vorfällen standen 66,4 Prozent in direktem Zusammenhang mit Israel. Das bedeutet nicht Kritik an konkreter Politik, sondern Angriffe auf Juden, jüdische Institutionen oder Symbole, ausgelöst durch antiisraelische Narrative. Der Übergang von politischer Parole zu antisemitischer Handlung ist in vielen Fällen fließend.

91 der dokumentierten Vorfälle waren Sachbeschädigungen, darunter Schmierereien, Drohungen und Zerstörungen. 34 Fälle beinhalteten körperliche Gewalt oder konkrete Gewaltandrohungen. In zahlreichen weiteren Fällen kam es zu Einschüchterungen, die jüdisches Leben im Alltag massiv beeinträchtigen.

Die Dunkelziffer ist hoch

Alle beteiligten Organisationen betonen ausdrücklich, dass diese Zahlen nur gemeldete Vorfälle abbilden. Die tatsächliche Zahl antisemitischer Angriffe dürfte deutlich höher liegen. Viele Betroffene verzichten aus Angst, Erschöpfung oder mangelndem Vertrauen in staatliche Stellen auf Anzeigen.

Seit dem 7. Oktober hat sich diese Zurückhaltung verstärkt. Jüdische Familien meiden Öffentlichkeit, verzichten auf sichtbare Symbole und melden Vorfälle oft nicht mehr. Die offizielle Statistik bildet daher nur einen Teil der Realität ab.

Australien als Warnsignal

Der tödliche Anschlag auf eine jüdische Feier in Australien im Dezember wirkte international wie ein Schockmoment. Er machte deutlich, dass Antisemitismus nicht nur verbal oder symbolisch bleibt, sondern jederzeit in tödliche Gewalt umschlagen kann. Für viele jüdische Gemeinden weltweit war dies eine bittere Bestätigung ihrer eigenen Sicherheitsängste.

Erinnerung an die Geschichte

Sacha Roytman, Geschäftsführer der Combat Antisemitism Movement, warnt davor, die Parallelen zur Vorkriegszeit zu ignorieren. Bereits im November 2025 habe die Zahl antisemitischer Vorfälle den gesamten Wert des Vorjahres überschritten. Antisemitismus sei kein Randphänomen mehr, sondern eine globale Krise.

Die Geschichte zeige, wohin Gleichgültigkeit und Relativierung führen können. Der Vergleich mit der Zeit vor der Shoah sei kein rhetorisches Mittel, sondern Ausdruck einer realen Sorge. Jüdisches Leben werde erneut infrage gestellt, bedroht und aus dem öffentlichen Raum gedrängt.

Die Zahlen sind ein Weckruf. Bildung, konsequente Strafverfolgung, klare politische Haltung und gesellschaftliche Verantwortung sind notwendig, um diese Entwicklung zu stoppen. Antisemitismus ist kein jüdisches Problem, sondern ein Angriff auf offene Gesellschaften insgesamt.

Wer heute wegschaut, wird morgen erklären müssen, warum Warnungen ignoriert wurden.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild KI generiert


Mittwoch, 24 Dezember 2025

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