Brandanschlag auf jüdisches Leben in Melbourne nach dem Bondi-MassakerBrandanschlag auf jüdisches Leben in Melbourne nach dem Bondi-Massaker
Kurz nach dem Terror von Bondi Beach trifft der Hass erneut Juden. Ein Chanukka-Auto brennt an Weihnachten in Melbourne. Australien ringt mit einer Realität, die viele nicht sehen wollen.
Am frühen Morgen des 25. Dezember, nur wenige Tage nach dem Terroranschlag von Bondi Beach, wurde in Melbournes Stadtteil St Kilda East ein Fahrzeug mit einem Brandsatz angegriffen. Das Auto war deutlich mit Chanukka-Schmuck versehen und stand in der Einfahrt eines Wohnhauses. Das Innere brannte aus, mehrere Scheiben wurden eingeschlagen. Menschen befanden sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Fahrzeug. Dass niemand verletzt wurde, war Glück.
Der zeitliche Zusammenhang ist entscheidend. Australien steht noch unter dem Schock des Anschlags von Bondi Beach, bei dem am Sonntag zuvor fünfzehn Menschen ermordet und vierzig weitere verletzt wurden. Die jüdische Gemeinschaft trauert, viele sind verängstigt, viele wütend, viele erschöpft. Und genau in diese Stimmung hinein wird ein jüdisch gekennzeichnetes Auto an einem christlichen Feiertag in Brand gesetzt.
Die Polizei des Bundesstaates Victoria bestätigte den Brandanschlag und leitete Ermittlungen ein. Bewohner des Hauses wurden vorsorglich evakuiert. Nach Angaben der Polizei gibt es Hinweise auf eine Person, die für die Ermittlungen relevant ist. Zu einem möglichen Motiv äußerten sich die Behörden zunächst nicht. In der jüdischen Gemeinschaft stößt diese Zurückhaltung auf Unverständnis.
Denn für viele ist der Zusammenhang offensichtlich. Ein Chanukka-Symbol, ein jüdisches Wohngebiet, der Weihnachtsmorgen, wenige Tage nach Bondi. Wer hier von Zufall spricht, verkennt die Realität, in der Juden in Australien inzwischen leben.
Die Community Security Group Victoria reagierte umgehend und verstärkte ihre Schutzmaßnahmen. Bereits vor dem Brandanschlag war das Sicherheitsniveau erhöht worden. Nach Bondi Beach galt in vielen jüdischen Einrichtungen Alarmbereitschaft. Dass diese Vorsicht berechtigt war, zeigt der Anschlag von Melbourne mit brutaler Klarheit.
Politisch wurde der Angriff ungewöhnlich deutlich eingeordnet. Die Premierministerin des Bundesstaates Victoria, Jacinta Allan, erklärte öffentlich, sie teile die Sorge der jüdischen Gemeinschaft und gehe davon aus, dass es sich um einen antisemitischen Vorfall handeln könne. Sie sprach davon, dass niemand in Australien an Weihnachten mit Angst aufwachen dürfe. Das angegriffene Fahrzeug beschrieb sie als bekanntes Symbol jüdischer Feiertagsfreude, das in der Nachbarschaft positiv wahrgenommen worden sei.
Der Jüdische Gemeinderat von Victoria dankte den Sicherheitskräften für ihr rasches Eingreifen, machte jedoch klar, dass die Angst längst Alltag geworden ist. Seit zwei Jahren, so der Tenor, lebe die jüdische Gemeinschaft unter ständigem Druck. Nach dem Massaker von Bondi Beach habe sich diese Angst weiter verschärft. Viele Familien fühlten sich nicht mehr sicher, weder im öffentlichen Raum noch vor den eigenen Häusern.
Auch Australiens Premierminister Anthony Albanese bezog Stellung. Er erinnerte daran, dass die jüdische Gemeinschaft noch immer um die Opfer von Bondi Beach trauere. Der Brandanschlag in Melbourne sei ein weiterer schwerer antisemitischer Vorfall. Es gebe keinen Platz für Judenhass, Gewalt und extremistische Ideologien in Australien, so Albanese.
Jüdische Dachverbände widersprechen jedoch der Vorstellung, es handle sich um Einzelfälle. Der Exekutivrat der australischen Juden spricht von einem klaren Muster. Online-Hetze, Bedrohungen, Angriffe und nun Brandstiftung. Besonders nach Bondi sei eine Radikalisierung spürbar, begleitet von einer gesellschaftlichen Gleichgültigkeit gegenüber antisemitischer Sprache und Symbolik.
Der Präsident des Exekutivrats, Daniel Aghion, warnte eindringlich vor den Folgen dieser Entwicklung. Wenn antisemitische Parolen auf Demonstrationen geduldet oder relativiert würden, entstehe ein Klima, in dem Täter sich legitimiert fühlten. Das Massaker von Bondi Beach und der Brandanschlag von Melbourne seien keine getrennten Ereignisse, sondern Teil desselben Problems.
Auch aus der jüdischen Zivilgesellschaft kommt scharfe Kritik. Vertreter der Australian Jewish Association fordern eine nationale Untersuchungskommission zu Antisemitismus. Sie verweisen darauf, dass politische Debatten über Waffenrecht am Kern vorbeigingen. Der Täter von Melbourne nutzte keinen Schusswaffe, sondern Feuer. Hass, so die klare Botschaft, sucht sich seine Mittel.
Der Brandanschlag von St Kilda East ist mehr als Sachbeschädigung. Er ist ein Angriff auf Sichtbarkeit, auf religiöse Identität, auf das Recht, jüdisches Leben offen zu zeigen. Nach Bondi Beach wirkt dieser Anschlag wie eine Fortsetzung der Einschüchterung, leiser als Terror, aber nicht weniger gefährlich.
Australien steht an einem Punkt, an dem klare Entscheidungen nötig sind. Worte des Mitgefühls reichen nicht mehr. Wer nach Bondi und Melbourne noch von abstrakten Problemen spricht, ignoriert eine Realität, in der jüdische Familien wieder lernen müssen, vorsichtig zu sein. Chanukka steht für Licht. Dass dieses Licht nun Ziel eines Brandanschlags wurde, ist ein Alarmzeichen, das ernst genommen werden muss.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Donnerstag, 25 Dezember 2025