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Israel erkennt Somaliland als souveränen Staat an

Israel erkennt Somaliland als souveränen Staat an


Kurz vor dem Jahreswechsel hat Israel einen außenpolitisch ungewöhnlichen Schritt vollzogen. Die Regierung erklärte ihre Anerkennung Somalilands als souveränen Staat. International ist das Gebiet bislang nicht anerkannt.

Israel erkennt Somaliland als souveränen Staat an

Israel hat offiziell die Republik Somaliland als unabhängigen und souveränen Staat anerkannt. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte die Anerkennung gemeinsam mit Außenminister Gideon Saar und dem Präsidenten Somalilands, Abdirahman Mohamed Abdullahi. Die Erklärung wurde im Rahmen einer gegenseitigen Anerkennung unterzeichnet. Gleichzeitig lud Israel den Präsidenten Somalilands zu einem offiziellen Besuch ein.

Somaliland liegt im Nordwesten des Horns von Afrika, an der Küste des Golfs von Aden. Das Gebiet grenzt an Dschibuti, Äthiopien und die international anerkannte Bundesrepublik Somalia. Seine Hauptstadt ist Hargeisa. Die Bevölkerung wird je nach Schätzung auf etwa 4,5 bis 5,7 Millionen Menschen beziffert. Fast alle gehören der somalischen Ethnie an und sind sunnitische Muslime. Die Gesellschaft ist stark durch clanbasierte Strukturen geprägt, insbesondere durch die dominante Isaaq Clan Familie.

Historisch betrachtet war Somaliland bis 1960 britisches Protektorat. Am 26. Juni 1960 erlangte das Gebiet die Unabhängigkeit als Staat Somaliland. Bereits fünf Tage später schloss es sich freiwillig mit dem ehemaligen italienischen Somaliland zusammen. Daraus entstand die Republik Somalia. Dieses Bündnis erwies sich jedoch als problematisch. Viele Menschen im Norden fühlten sich politisch und wirtschaftlich benachteiligt. Ein Verfassungsreferendum im Jahr 1961 wurde in den Regionen des heutigen Somalilands weitgehend abgelehnt oder boykottiert.

Während der Herrschaft von Siad Barre zwischen 1969 und 1991 kam es insbesondere im Norden zu schweren Repressionen. Städte wurden zerstört, Zehntausende Menschen kamen ums Leben. Nach dem Zusammenbruch des somalischen Zentralstaates erklärten Vertreter der Somali National Movement und traditionelle Clan Älteste 1991 die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Somalilands innerhalb der Grenzen des früheren britischen Protektorats.

Seitdem hat Somaliland eigene staatliche Strukturen aufgebaut. Es verfügt über eine Verfassung, ein Parlament, regelmäßige Wahlen, eigene Sicherheitskräfte und eine funktionierende Verwaltung. Das Gebiet kontrolliert sein Territorium weitgehend selbst, stellt Pässe aus und betreibt eine eigene Einwanderungs und Staatsbürgerschaftspolitik. Im Vergleich zum übrigen Somalia gilt Somaliland als relativ stabil.

Völkerrechtlich bleibt die Situation jedoch ungeklärt. Bislang hat kein Mitgliedstaat der Vereinten Nationen Somaliland offiziell anerkannt. Der Afrikanische Union zufolge soll die territoriale Integrität Somalias gewahrt bleiben, auch wenn die politische Stabilität Somalilands anerkannt wird. Somaliland selbst verweist auf seine kurze Phase international anerkannter Unabhängigkeit im Jahr 1960 und argumentiert, dass es sich um eine Wiederherstellung der damaligen Souveränität handle.

Die israelische Anerkennung stellt damit einen Sonderfall dar. Aus israelischer Sicht wird der Schritt als Ausdruck bilateraler Interessen verstanden. In Gesprächen mit israelischen Medien hieß es, dass Kontakte zwischen beiden Seiten seit Monaten bestanden hätten. Treffen sollen in Drittstaaten stattgefunden haben, begleitet von gegenseitigen Besuchen auf Arbeitsebene. Offiziell äußerte sich Israel bislang nicht zu konkreten Kooperationsprojekten.

International löste die Entscheidung Kritik aus. Das ägyptische Außenministerium erklärte, man verurteile die Anerkennung gemeinsam mit Somalia, der Türkei und Dschibuti. Diese Staaten befürchten eine Schwächung der regionalen Ordnung und einen Präzedenzfall für weitere Abspaltungen in Afrika.

In Somaliland selbst wird die israelische Anerkennung als politischer Durchbruch gewertet. Die Führung in Hargeisa hofft, dass weitere Staaten folgen könnten. Präsident Abdullahi hatte bereits zuvor erklärt, Somaliland sei offen für eine Annäherung an westliche Staaten und habe Interesse an regionalen Kooperationsformaten, einschließlich möglicher Anknüpfungspunkte an die Abraham Abkommen.

Unabhängig von politischen Bewertungen zeigt der Schritt, wie komplex die internationale Stellung Somalilands bleibt. De facto funktioniert das Gebiet seit mehr als drei Jahrzehnten wie ein Staat. De jure gilt es weiterhin als Teil Somalias. Die israelische Anerkennung ändert diesen Status nicht automatisch, rückt Somaliland jedoch erneut in den Fokus internationaler Aufmerksamkeit.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Lencer - Not factual., CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3072282


Samstag, 27 Dezember 2025

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