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Wie ein Terroranschlag Antisemitismus in Australien explodieren ließ

Wie ein Terroranschlag Antisemitismus in Australien explodieren ließ


Nach dem tödlichen Angriff von Sydney entlädt sich in Australien eine Welle digitalen Judenhasses. Zahlen zeigen ein erschreckendes Muster: Terror wird instrumentalisiert, um Antisemitismus salonfähig zu machen.

Wie ein Terroranschlag Antisemitismus in Australien explodieren ließ

Australien gilt vielen als offene, liberale Gesellschaft. Doch die Zahlen, die nach dem Terroranschlag von Bondi Beach veröffentlicht wurden, zeichnen ein anderes Bild. Binnen Stunden nach dem Angriff, bei dem 15 Menschen getötet wurden, darunter während der Chanukka-Feiertage, explodierte der antisemitische Hass im Netz. Nicht vereinzelt, nicht randständig, sondern massenhaft.

Nach Auswertungen des israelischen Ministeriums für Diasporaangelegenheiten stiegen antisemitische Online-Erwähnungen in Australien am Tag des Anschlags auf rund 17.100 Beiträge. An normalen Tagen lag der Wert zuvor bei etwa 2.700 bis 3.300. Am Folgetag erreichte die Zahl sogar mehr als 21.500. Das entspricht einer Zunahme von bis zu 600 Prozent. Auch Tage später blieb das Niveau etwa fünfmal höher als vor dem Attentat.

Diese Entwicklung ist kein Zufall. Sie folgt einem bekannten Muster. Wann immer Juden Opfer von Gewalt werden oder Terror die Öffentlichkeit erschüttert, wird das Ereignis von bestimmten Milieus nicht zur Trauer genutzt, sondern zur Umdeutung. Aus Mitgefühl wird Schuldzuweisung, aus Terror ein Vorwand für Hass auf Juden weltweit. Der Anschlag in Sydney war kein jüdischer Anschlag. Und doch wurde er binnen Stunden von Antisemiten gekapert.

Besonders beunruhigend ist die Art der Inhalte. Die Analyse konzentrierte sich gezielt auf Begriffe, die nahezu ausschließlich in antisemitischen Kontexten auftauchen: offene Beschimpfungen, Holocaustleugnung, Verschwörungsmythen. Es geht also nicht um politische Kritik, nicht um Debatten über Israel, sondern um klassischen, unverhohlenen Judenhass.

Die Folgen blieben nicht auf das Internet beschränkt. Jüdische Gemeinden in Australien berichteten zeitgleich von verbalen Angriffen auf Schüler, Sachbeschädigungen an jüdischem Eigentum und einem spürbaren Anstieg der Angst im Alltag. Synagogen und Schulen erhöhten Sicherheitsmaßnahmen. Eltern fragten sich, ob es noch sicher sei, ihre Kinder offen als Juden erkennbar zur Schule zu schicken.

Der israelische Minister für Diasporaangelegenheiten, Amichai Chikli, sprach von einem tief sitzenden Problem. Seine Kritik richtet sich nicht nur gegen die Täter, sondern auch gegen die politische Untätigkeit. Antisemitismus werde in Australien unterschätzt, verharmlost oder als Randphänomen abgetan, solange er sich digital äußere. Dabei sei genau dieser digitale Hass ein Brandbeschleuniger für reale Gewalt.

Was sich hier zeigt, ist eine gefährliche Verschiebung. Antisemitismus tritt nicht mehr nur am Rand auf, sondern nutzt globale Ereignisse, um sich als vermeintliche Reaktion, als angebliche Empörung zu tarnen. Terror wird nicht verurteilt, sondern umgedeutet. Opfer werden entmenschlicht. Juden werden kollektiv verantwortlich gemacht.

Der Fall Australien ist kein Einzelfall, sondern ein Warnsignal. Er zeigt, wie schnell eine Gesellschaft kippen kann, wenn Hass nicht konsequent benannt und bekämpft wird. Wer nach einem Terroranschlag nicht trauert, sondern Juden angreift, offenbart nicht politische Haltung, sondern moralischen Bankrott.

Die Zahlen sind eindeutig. Der Kontext ist eindeutig. Und die Konsequenz muss es auch sein. Antisemitismus ist kein Nebengeräusch der digitalen Welt. Er ist ein reales Sicherheitsproblem. Wer ihn ignoriert, nimmt in Kauf, dass aus Worten Taten werden.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Sardaka - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=180043624


Dienstag, 30 Dezember 2025

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