Nachhilfestunde für Augstein: Salma im Apartheidstaat

Nachhilfestunde für Augstein:

Salma im Apartheidstaat


Salma im Apartheidstaat

Dass die arabischen Israelis, von denen über 1,62 Millionen im Lande leben, „Bürger zweiter Klasse“ (ersatzweise: „Menschen zweiter/dritter Klasse”) seien, gehört zum Glaubensinventar deutscher Israelkritiker. Menschen wie Jakob Augstein also, der von sich sagt, er sei nie in Israel gewesen und habe es auch nicht vor. Da man auch die Sachkenntnis eines harschen Opernkritikers, der nie in die Oper geht, mit Fug und Recht anzweifeln würde, sollte man Augsteins gelegentliche Ausfälle in seinen Kolumnen entsprechend als das sehen, was sie sind: um Himmels Willen nicht als leuchtendes Beispiel für “kritischen Journalismus” sondern lediglich als Ausdruck eines offenbar übermächtigen Bedürfnisses, es den Juden, die einem so ein verdammt schlechtes Gewissen machen, irgendwie heimzuzahlen.

Nur: Mit Halb- und Viertelwissen, um es mal moderat auszudrücken, sollte man nicht unbedingt in der Öffentlichkeit ernst genommen werden wollen; Augstein bekommt natürlich seinen Applaus – von denen, die dasselbe Problem haben wie er. Die Behauptung, Israel behandle seine arabischen Bürger wie Menschen zweiter Klasse, könnten weder der “kritische Journalist” noch die dauererregten Israelbasher im SpOn-Kommentarbereich belegen.

Wie auch? Nach Umfragen würden zwei Drittel aller israelischen Araber in keinem anderen Land leben wollen als in Israel, und schon gar nicht in einem Staat “Palästina”; sie genießen alle staatsbürgerlichen Rechte, womit sie besser dastehen als ihre arabischen Brüder in den Nachbarstaaten, und sie kommen – abgesehen von Fällen von Diskriminierung, wie sie in jedem Land vorkommen – alles in allem gut zurecht, das friedliche Neben- und Miteinander (sogar bei der Armee, denn die Zahl arabischer Freiwilliger nimmt seit einer Weile zu) mit der jüdischen Mehrheit ist Alltag, nicht zuletzt an den Universitäten des Landes, die so mancher „Israelkritiker“ am liebsten mit einem Boykott belegen würde. Wenn in Deutschland so getan wird, als seien Barenboims West-Eastern Divan Orchestra oder ein bilingualer jüdisch-arabischer Kindergarten wie El-Bustan absolute Ausnahmeerscheinungen, können vollintegrierte israelische Araber eigentlich nur müde lächeln.

Salma Fayoumi aus Kfar Qassem etwa, die bei der in dieser Woche zu Ende gegangenen Reality-Kochshow „Masterchef“ den zweiten Platz belegt hat. Von allen zwischenzeitlich ausgeschiedenen Teilnehmern hat allein Publikumsliebling Salma eine zweite Chance bekommen, und Beobachter konnten bestätigen, dass ihr Familienleben, ihr Dorf und das ganze Drumherum mit derselben herzlich-verklatschten Neugierde aufgenommen wurde wie bei den jüdischen Teilnehmern.

Im Finale schied zunächst die fromme marokkanische Jüdin Jackie Azoulai aus, das Stechen entschied schließlich Tom Franz für sich, ein zum Judentum konvertierter, hünenhafter Rheinländer, der längst so populär ist, dass sich die Leute mit ihm auf der Straße fotografieren lassen. Salma blieb Platz zwei, und die letzten Minuten der Show mögen genügen, um einen kleinen Eindruck von der multikulturellen Normalität in einem Land zu gewinnen, das von deutlich zu vielen ahnungslosen Leuten als Mini-Reich des Bösen (“Apartheidstaat”) betrachtet und verleumdet wird. Man beachte insbesondere den Ton im Umgang mit der Bürgerin “zweiter Klasse”.

Juror Chaim Cohen, im Trubel nach der Entscheidung:

Wo ist denn Salmale? Salma, chamuda (etwa: „Süße“), bis hierher bist du gekommen, du bist ganz nah ans Ziel gekommen, wir sind stolz auf dich. Wir danken dir. Willst du was sagen?

Salma Fajoumi, natürlich auf Hebräisch:

Mazal tov, Tom, du hast es verdient. Es hat Spaß gemacht. Ich wünsche allen Freude. Das ist alles.

 

Claudio Casula, Spirit of Entebbe

 

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Autor: fischerde
Bild Quelle:


Sonntag, 03 Februar 2013

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