Zur "Israel Apartheid Woche": Israel ist ein rassistischer Apartheidstaat und das ist gut so!

Zur "Israel Apartheid Woche":

Israel ist ein rassistischer Apartheidstaat und das ist gut so!


Israel ist ein rassistischer Apartheidstaat und das ist gut so!

Von der BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions) über linke Politiker bis hin zu profilierten Kolumnisten, sie alle bezeichnen Israel sehr gerne als einen rassistischen Apartheidstaat. Selbst Sigmar Gabriel benutzte diesen Begriff bei seinem Besuch in der Region vor einigen Jahren. Aber ist es Israel wirklich? Ist es rassistisch? Hat es die Anzeichen eines Apartheidstaates? Und wenn ja, könnte es möglicherweise sogar gut sein?

1. Juden sind auch nur Menschen

Als überzeugte Zionisten wanderte meine Familie 1972 aus der UdSSR nach Israel aus. Die israelischen Behörden wiesen ihnen eine Wohnung in einem Örtchen namens Migdal HaEmek zu. Es war das was man in Deutschland allgemeinhin als Auffanglager oder Aussiedlerheim kennt. Der Alltag meiner Eltern sah so aus, dass mein Vater Gemüse verkaufte und meine Mutter vorerst daheim blieb um sich um meinen Bruder und Großeltern zu kümmern. Häufig kam es vor, dass meine Familie von marrokanischen Juden bespuckt und beschmipft wurde. Wurden meine Eltern in Riga noch als “Drecksjuden” bezeichnet, so galten sie nun in Israel als “stinkende Russen”.

1975 hatten meine Eltern genug Geld gespart um eine kleine 3-Zimmer-Wohnung in Qiryat Yam – eine Kleinstadt in der Nähe von Haifa – zu erwerben. Ein Jahr später kam ich zur Welt. Mein Vater bekam eine Stelle in einer Konservendosenfabrik ca. 60km von Qiryat Yam entfernt. Jeden Morgen stand er um 4.30 Uhr auf und kam gegen 17 Uhr wieder Heim. Das sollte die nächsten 12 Jahre so bleiben. Mit der Zeit schaffte er es zum Vorarbeiter befördert zu werden. Als ich alt genug war um in den Kindergarten zu gehen, bekam meine Mutter eine Halbtagsstelle als Sprechstundenhilfe bei einer örtlichen Zahnärztin und nach einer Umschulung zur Buchhalterin fand sie eine Anstellung im Rathaus.

Was hat die Geschichte meiner Familie mit dem Thema Diskriminierung und Rassismus zu tun? Ganz einfach: mein Vater hat in der UdSSR Ingenieurswesen und Maschinenbau studiert, meine Mutter Zahnmedizin. Beide konnten in Israel nie in ihrem erlernten Beruf arbeiten. Zum einen weil ein sowjetisches Diplom für einen israelischen Beamten den equivalenten Wert eines Klopapiers hatte und zum anderen weil sie “primitive” Russen waren, die kein Wort Hebräisch sprachen. Niemand wollte ihnen eine Chance geben.

Etwa 80% der israelischen Gesellschaft besteht aus Juden. Aber ob man es nun wahrhaben will oder nicht: auch Juden sind Menschen. Israel ist ein Schmelztiegel. Ein Mikrokosmos verschiedener Kulturen und Traditionen. Marroko, Tunesien, Rumänien, Russland, Ukraine, Deutschland, Ägypten, Irak, Iran, Äthiopien, Indien, Jordanien, Syrien, Italien, Argentinien, Polen, Ungarn, Österreich und Griechenland sind nur einige der Länder aus denen Juden nach Israel eingewandert sind. Israel ist Multikulti. Jeden Tag, seit über 65 Jahren. Polen mögen keine Rumänen, Iraker haben ein Problem mit Persern, Akademiker aus der Ukraine arbeiten als Strassenkehrer, russische Geigenvirtuosen schleppen Möbel und unter den Marrokanern herrscht die höchste Arbeitslosigkeit.

Eine andere Form der Diskriminierung kann man sehen wenn man einen Blick nach Beit Shemesh wirft. Man könnte es als Ultra-Orthodoxes-Kreuzberg bezeichnen. Es kommt nicht selten vor, dass Hilonim dort tätlich angegriffen werden. Selbst religiöse Juden, die aus Sicht der Haredim nicht “religiös genug” sind, laufen Gefahr bespuckt und beschimpft zu werden wenn der Rock einer Frau eine “unzüchtige” Länge aufweist, oder man auf der “falschen” Strassenseite läuft.

Die meisten Hilonim aus Beit Shemesh haben die Stadt aufgegeben und sind weggezogen. Dieses reaktionäre, menschenverachtende und religiös-extremistische Verhalten bereitet auch den israelischen Behörden Kopfzerbrechen. Nicht zuletzt am Beispiel von Beit Shemesh lässt sich eine Veränderung bezüglich der Wahrnehmung der Orthodoxen und Haredim, wenn es um gleiche Rechte und Pflichten für alle Bürger des Staates geht, erkennen.

Der überwältigenden Mehrheit der Israelis ist es nicht mehr zu vermitteln, weshalb Orthodoxe vom Militärdienst entbunden sind und nicht arbeiten müssen, sondern vom Steuerzahler subventoniert werden. Es war daher keine große Überraschung als Yesh Atid und HaBayit HaYehudi, bei der Knessetwahl 2013 aus dem Stand, 31 Sitze gewannen. Eines der Wahlversprechen beider Parteien lautete, dass auch Orthodoxe wehrpflichtig werden sollen.

Alles in allem sind es gesellschaftliche Probleme denen sich jede offene und multikulturelle Demokratie stellen muss. Unter dem israelischen Gesetz darf kein Bürger aufgrund seiner Herkunft, Rasse oder Religion diskriminiert oder benachteiligt werden. Funktioniert es im Alltag? Hält sich jeder Israeli daran? Selbstverständlich nicht! Ist das aber so ungewöhnlich und ein einzigartiges israelisches Phänomen? Definitiv nein!

Werfen wir doch Mal einen Blick auf Deutschland: der Anteil der Arbeitslosen unter Migranten ist fast doppelt so hoch wie unter Deutschen. Ausländer in der BRD erlangen die Hochschulreife seltener als deutsche Schüler. Der Zugang zu Führungspositionen fällt Personen mit ausländischer Herkunft schwerer. Auf Neuköllner Schulhöfen wird “Deutscher”, “Schwuler” und “Jude” als Schimpfwort verwendet. Wenn man als Frau nachts durch bestimmte berliner Stadtteile läuft, dann kann es schon Mal vorkommen, dass man als “Hure” bezeichnet wird. Bleibt es bei dieser verbalen Attacke, dann darf man sich durchaus zu den Glücklicheren zählen. In Berlin-Kreuzberg gibt es ganze Viertel die einer Miniaturausgabe Istanbuls gleichen. Ob der Hausarzt, Gemüsehändler oder einfach nur die Beschilderung, man könnte dort 30 Jahre verbringen ohne ein einziges Wort Deutsch lernen zu müssen.

Das sind alles Fakten die man alltäglich lesen, sehen und hören kann. Niemand würde aber auf die absurde Idee kommen Deutschland als rassistisch oder gar einen Apartheidstaat zu nennen. Wenn einer dies täte, würden selbst Claudia Roth und Sahra Wagenknecht sich vor lauter Empörung umgehend an den eigenen Kopf fassen.

2. Wenn Frauen gleichgestellt sind und Todfeinden geholfen wird

Wir sollten uns von der Vorstellung einer reaktionären, religiösen und kriegsgeilen israelischen Gesellschaft lösen. Dieses Bild wird nur allzu gern in den westlichen Medien von Israel gezeichnet. Es ist gar nicht so lange her, dass man von einem “Meileinstein der Gleichberechtigung” sprach, als Angela Merkel zur ersten Bundeskanzlerin gewählt wurde. Das was in der Bundesrepublik als Sensation gefeiert wurde, hatte Golda Meir bereits 36 Jahre zuvor erreicht. Zudem war Meir seit 1956 die Aussenministerin des Landes. Wohlgemerkt, in einem Jahrzehnt als in Deutschland eine Frau nur mit Zustimmung ihres Ehemanns einer Arbeit nachgehen durfte.

Auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens ist Israel im Bezug auf die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft, Deutschland Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus:

Erste Vorsitzende des Obersten Gerichts
Israel: Dorit Beinisch, 2006
Deutschland: -

Erste Generälin in der Armee
Israel: Orna Barbivai, 2011
Deutschland: -

Wehrdienst an der Waffe für Frauen
Israel: seit 1948
Deutschland: seit 2001

Das sind Fakten, die selbst Alice Schwarzer zu einem orgastischen Jubel verleiten würden. Selbst im Angesicht dieser Tatsachen, wäre es unsinnig von einer rückständigen Gesellschaft in Deutschland zu sprechen. Jeder der sowas behauptet, würde umgehend für realitätsfern erklärt werden.

Bleibt noch der Vorwurf der vielbeschriebenen israelischen Kriegsgeilheit. Ja, so mancher Nachrichtenmagazin-Erbe spricht sogar vom “Gesetz der Rache” der teile der israelischen Bevölkerung bestimmt. Wenn es um Katastrophenhilfe geht, wird in in den hiesigen Medien in der Regel das IRK oder THW berichtet. Dass es unzählige israelische Hilforganisationen gibt, ist aufgrund der tendenziösen Berichterstattung der Medien, nicht bekannt. Kaum jemand weiß, dass Israel rund um den Globus an 365 Tagen im Jahr humanitäre Hilfe leistet und das obwohl es zu den kleinsten souveränen Staaten der UN zählt.

Da wäre z.B. “Save a Child’s Heart”. Seit 1995 retteten die Ärzte der Organisation 2.300 Kindern das Leben. Mehr als die Hälfte kam aus den palästinensischen Gebieten, Jordanien und Irak. Seit dem Beginn des Kriegs in Syrien haben israelische Soldaten ein Feldlazarett an der syrischen Grenze aufgeschlagen. Dort wurde hunderten verwundeten Syrern das Leben gerettet, darunter viele Kinder. Handelt so eine Gesellschaft, die vom Gesetz der Rache bestimmt ist?

3. Die Ausnahme bestätigt die Regel

Es existieren genügend Beispiele die zeigen, dass Rassismus und Diskriminierung in Israel nicht grösser oder problematischer sind als in anderen Demokratien.

Da wäre Dr. Aziz Darawshe. Ein arabisch-muslimischer Israeli und Chef des “Hadassah Medical Center” in Jerusalem. Dr. Darawshe gab in einem Interview mit jpost.com an, dass es in Israel durchaus Diskriminierung gäbe, er aber während seiner gesamten Karriere kein abwertendes Verhalten seitens der Kollegen oder Patienten erlebt habe.

Kennen Sie Mira Awad? Mira ist eine der beliebtesten Sängerinnen in Israel und nahm am Vorentscheid zum “Eurovision Song Contest” im Mai 2013 teil. Beinahe schon nebensächlich ist die Tatsache, dass Awad palästinensische Israelin ist. Sie stammt aus einem kleinen arabischen Dorf in Israel und lebt heute in Tel Aviv. Mit einem einzigen Satz beschreibt sie die Probleme mit denen sie sich im Alltag auseinandersetzen muss: “Alle wollen mir sagen, wer ich sein muss. Aber ich bin, was ich bin”. Und sie ist eine israelische Frau, die sich ihren Traum erfüllt: Singen!

Der Zyniker mag jetzt sagen: “Alles zionistische Propaganda! In Wirklichkeit hat man, wenn man nicht Jude ist, ganz schlechte Karten in Israel und das ist eindeutig rassistisch!”. Ist das wirklich so?

In Deutschland wurde Cem Özdemir zum Vorsitzenden einer Deutschen Partei gewählt und in Niedersachsen, Aygül Özkan zur ersten türkischstämmigen Ministerin ernannt. Mesut Özil begeistert mit der deutschen Nationalmannschaft die Fussballwelt und Sibel Kekilli spielt ihre Kollegen in “Game of Thrones” an die Wand.

Weshalb werden diese Fälle nicht ebenfalls als Hinweise für Ausgrenzung und Diskriminierung in Deutschland angesehen, sondern zurecht als Zeichen für gelungene Integration bewertet? Worin unterscheiden sich Özdemir und Kekilli von Dr. Darawshe und Awad? Käme jemand auf die Idee hier von “deutscher Propaganda” zu sprechen, oder gar Özdemir und Kekilli als Verräter am türkischen Volk zu bezeichnen? Wohl kaum.

4. “Wir müssen sie auf unser Niveau runterholen, dann haben wir eine Chance”

Wenn Israel aber dennoch, wie von vielen behauptet wird, ein rassistischer Apartheidstaat sein soll, ist das denn gut? Selbstveständlich ist es das nicht! In Israel gibt es durchaus auch Rassismus und Diskriminierung, aber mit diesem Problem hat jede offene, pluralistische, multikulturelle und demokratische Gesellschaft zu kämpfen. Wenn Israel aber nicht per se ein Apartheidstaat ist, welche Absicht steckt dann hinter dieser Behauptung?

Als er vor dem Spiel gegen den übermächtigen FC Bayern München gefragt wurde, welche Strategie er vorbereitet hätte, sagte Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp: “Wir müssen sie auf unser Niveau runterholen, dann haben wir eine Chance”. Eine ähnliche Strategie verfolgen die BDS-Bewegung, “Israelkritiker” und Antizionisten gegen Israel.

Militärisch ist Israel kaum beizukommen, also greift man zu anderen Mitteln um dessen Legitimität und somit Existenzrecht zu untergraben. Man bemüht sich beide Parteien auf die gleiche Ebene zu holen. So konstruiert man zwei Seiten, die auf Augenhöhe an dem Konflikt Schuld tragen, wobei man der einen Seite als dem “Besatzer” (aka Täter bzw. Israel bzw. Juden) eine grössere Verantwortung (aka Schuld) andichten kann als den hilflosen “Besetzten” (aka Opfer bzw. Araber bzw. Palästinenser).

Es ist schwieriger aus den Nachbarn Israels Demokratien nach westlichem Vorbild zu konstruieren. Das gelingt selbst dem kritischsten “Israelkritiker” nicht. Also greift man stattdessen zur zweiten Option: Israel als einen rassistischen und unterdrückenden Apartheidstaat zu dämonisieren. Dabei soll es als eine Scheindemokratie dargestellt werden, die im Inneren noch verdorbener, korrupter und menschenverachtender ist als das Abbas- oder Hamas-Regime. Je öfter es wiederholt wird, desto glaubwürdiger soll es erscheinen. Wie die Realität aussieht spielt dabei keine Rolle mehr.

Um “die Sache der Palästinenser” oder um eine Zwei-Staaten-Lösung geht es diesen Gruppen nicht. Wenn dem so wäre, dann würden Menschen wie Dr. Darawshe und Mira Awad von BDS-Gruppen, “Israelkritikern” und Arabern nicht als Verräter und Kollaborateure tituliert werden, sondern sie würden Unterstützung erfahren. Das wird jedoch nie passieren. Die Situation der Palästinenser ist den “Friedensaktivsten” solange gleichgültig, wie kein Jude in der Nähe ist und sie nicht das sind was nicht sein darf: Araber und Muslime, die in der israelischen Gesellschaft integriert, akzeptiert und respektiert sind.

Es geht schlicht und ergreifend um die Wiederherstellung der Zustände vor der Staatsgründung Israels. Denn vor allem der Jude in Israel ist diesen Gruppen ein Dorn im Auge.

Israel ist rassistisch und das ist gut so!

Die innenpolitischen Herausforderungen der israelischen Gesellschaft unterscheiden sich kaum von denen der USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Luxemburg oder jedem anderen Mitgliedstaat der EU. Wenn also Israel ein rassistischer Apartheidstaat sein soll, dann befindet es sich in exzellenter Gesellschaft… und das ist gut so!

 

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Autor: fischerde
Bild Quelle:


Sonntag, 16 März 2014

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