Verzerrung des Gedenkens an die Shoah: Offener Brief an den Rat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes

Verzerrung des Gedenkens an die Shoah:

Offener Brief an den Rat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes


Offener Brief an den Rat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes

von Prof. Dr. Ekkehard W. Stegemann

rSehr geehrter Herr Präsident, verehrte Mitglieder des Rates des SEK

Wer die Webseite vom „Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz“ (HEKS) aufruft und die Seite „Kampagnen“ anklickt, wird mit einem Foto empfangen, das Hanin Zoabi zeigt. Sie ist arabische Abgeordnete im israelischen Parlament, der Knesset, und bekannt für ihre höchst kontroversen öffentlichen Aktionen und Reden. Sie beansprucht die demokratische Freiheit des Staates Israel, um ihre anti-israelische Agenda propagandistisch auszuschlachten. Die unappetitlichen Einzelheiten sind leicht zu ergoogeln.

Warum nun gerade ihr Foto uns begrüsst? HEKS erklärt es uns nicht ausdrücklich. Eine Bildlegende gibt es nicht. Doch angesichts der finanziellen und ideologischen Unterstützung des HEKS von obsessiv anti-israelischen Kampagnen liegt es nahe, dass Hanin Zoabi als role model dient, als Vorbild eben auch der eigenen politischen Radikalisierung des HEKS.

Eine der Nichtregierungsorganisationen in Israel, die das HEKS offenbar mitfinanziert, Zochrot („Erinnernde“), kann diesen Brückenschlag zur anti-israelischen Radikalisierung des HEKS belegen. 2002 von Eitan Bronstein gegründet, hat sich diese NGO die Erinnerung an die Nakbah unter den jüdischen Israelis zum Ziel gesetzt, also die Verbreitung eines palästinensischen, geschichtsrevisionistischen Mythos über den Unabhängigkeitskrieg von 1948. Politisches Ziel von Zochrot ist es, die Rückkehr aller Flüchtlinge (samt Nachkommen) in ihre früheren Wohngebiete im heutigen Israel zu verwirklichen. Dass dieses abenteuerliche Projekt im Fall seiner Realisierung extreme Folgen für den jüdischen Nationalstaat zeitigen würde, gibt Bronstein auch selbst zu:

„Wenn die Flüchtlinge zurückkehren, werden Juden eine Minderheit in dem Land werden. Israel als jüdischer Staat wird sich radikal ändern und als solcher nicht mehr definiert sein.“

Nicht nur der Staat Israel würde aufhören zu existieren. Es steht auch zu befürchten, dass dann das von der HAMAS verfolgte und öffentlich deklarierte Genozid-Programm an den Juden seiner Realisierung näher gebracht werden kann.

Ein Ziel von Zochrot ist denn auch, das Gedenken an das Menschheitsverbrechen, an die Shoah, in Israel herabzusetzen. Eine Verantwortliche von Zochrot (Norma Musih) hat 2009 geschrieben:

„Zochrot ist ein ungewöhnlicher Name, der auf Hebräisch meint: ‚Erinnernde’, in der weiblichen Form. Oft werden wir gefragt, warum Zochrot und warum nicht im Maskulinum ‘Zochrim’. Die männliche Form von Erinnernden, wie im Zionistischen Diskurs üblich, ist gewalttätig und nationalistisch.“

Das ist eine böse Verzerrung des Gedenkens an die Shoah in Israel. Aber sie ist wohl die Partitur für Bronstein und AktivistInnen von Zochrot gewesen, als sie im April 2014 an der Holocaust-Gedenkstätte Yad VaShem in Jerusalem ihrem anti-israelischen politischen Projekt in einer Aktion besonders hämischer Art Ausdruck verliehen haben. Sie haben ein Video produziert, das in obszöner Weise die Erinnerung an die Ermordeten lächerlich macht und geradezu verhöhnt: Der Holcaust, so hiess es dort, sei das Beste gewesen, was den Juden geschehen konnte. Weitere unappetitlichen Einzelheiten sollen hier nicht besprochen werden. Sie sind auf YouTube zu finden.

Nach einem Bericht der israelischen Organisation NGO-Monitor hat das HEKS die Zochrot seit längerer Zeit gesponsert. Allein im Jahr 2013 sollen etwa 276.000 NIS, nach heutigem Kurs also etwa 70.000 Franken, geflossen sein. Das HEKS selbst deklariert nicht, welcher Betrag an Zochrot geflossen ist. Auf der Webseite findet sich in der Projektliste für 2014 unter „Palästina/Israel“ jedoch ein Betrag von 480.000 CHF für ein „Open Forum – Programm für zivilgesellschaftliche Initiativen und Konfliktlösung“. Unter den „Partnerorganisationen“ dieses „Open Forum“ zählt HEKS Zochrot auf, aber auch Badil, eine palästinensische Gruppe, die gern mal offen antisemitisch agiert und noch nicht einmal bereit ist, der „Genfer Initiative“ beizupflichten. HEKS hat auch Vertretungen beider Organisationen schon einmal grosszügig eine gemeinsame Reise nach Südafrika spendiert; und bei eigenen Reiseveranstaltungen bedient es sich gern dieser extremistischen Partner. Beide zielen politisch auf die Abschaffung des Staates Israel. Ist es das Interesse, das auch die Verantwortlichen im HEKS verfolgen?

HEKS sollte nun bald einmal transparent machen, welche Entscheidungsgründe es gab und welche Entscheidungsträger dafür ausschlaggebend waren, dass so radikale anti-israelische Organisationen von Steuer- und Spendengeldern aus der Schweiz unterstützenswert sind.

Ferner steht m.E. auch aufgrund einer längeren Geschichte des HEKS hinsichtlich der einseitigen Parteinahme im Nahostkonflikt eine grundlegende Debatte im SEK und seinen Gliedkirchen an. Die Unterstützung radikaler Kampagnen und radikal anti-israelischer Parteiergreifungen im Nahostkonflikt durch das HEKS sind leider notorisch.

Viele Mitglieder der reformierten Kirche in der Schweiz bzw. kantonaler Gemeinden sind empört; sie sehen nicht mehr, dass die Stiftung HEKS noch als seriöse und treue Verwalterin der ihr anvertrauten Steuer- und Spendengelder gelten kann, wenn Funktionäre einseitige ideologische Vorlieben und Parteinahmen im Nahostkonflikt verfolgen. Sie fragen sich, ob die Kontrollorgane versagt haben.

Es steht in der Tat die Glaubwürdigkeit des HEKS, aber verbunden damit auch die des SEK auf dem Spiel. Deshalb ist es nötig, dass das ganze Gebaren von Kampagnen und Finanzierungen des HEKS im Blick auf den Nahostkonflikt grundlegend von einer Geschäftsprüfungskommission des SEK untersucht wird. Als Mitglied einer reformierten Kirchgemeinde in der Schweiz kann ich nur sagen: Das HEKS spricht und handelt nicht in meinem Namen. Und ich kenne viele, die das ebenso sehen, unter Pfarrern und Pfarrerinnen, unter Verantwortlichen in den Kirchenpflegen und Kirchenräten, aber eben auch unter den ganze einfachen Mitgliedern, wie ich eines bin. Der Ruf ist schon jetzt zu hören: Kein Rappen zu Weihnachten für das HEKS. Darum bitte ich nachdrücklich: Das Düpieren nicht geringer Teile der Mitglieder von kantonalen Kirchen durch das HEKS muss ein Ende haben. Das HEKS hat nicht den Stein der Weisen zur Lösung des Konflikts. Es ist einfach nur politisch- ideologisch einseitig und für viele von uns sogar: blind. Es muss sich etwas ändern. Und das muss damit beginnen, dass extrem anti-israelische Organisationen wie etwa Zochrot und Badil nicht mehr weiter finanziert werden – beginnend mit dem Rechnungsjahr 2015.

 

Mit den besten Grüssen
Prof. emer. Dr. Ekkehard W. Stegemann

 

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Autor: joerg
Bild Quelle:


Freitag, 02 Januar 2015

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