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Zurück in die Steinzeit: Labour in alter Frische

Zurück in die Steinzeit:

Labour in alter Frische


Labour in alter Frische

von Gerrit Liskow

Es hat nach der Wahl des selbsternannten Hamas-und-Hisbollah-Freundes, ISIS-Verstehersund IRA-Duzfreundes Jeremy Corbyn zum Vorsitzenden des demokratischen Arms des britischen Syndikalismus keine 48 Stunden gedauert und der militante Flügel der Sozialdemokratie, vulgo: die Gewerkschaften, hat der gewählten Regierung den Krieg erklärtund angekündigt, den nominell konservativen Premierministers David Cameron zu stürzen.

Es ist offensichtlich, dass Labour irgendetwas an ihrem Mandat als HM Loyal Opposition nicht verstanden hat: Bei den Allgemeinen Wahlen im Mai 2015 stimmten über elf Millionen Wahlberechtigte für die jetzige Regierung. Mr Corbyn hingegen wurde von rund 250.000 Labour-Mitgliedern in sein Amt gewählt.

Daraus den Anspruch abzuleiten, die gewählte Regierung stürzen zu sollen, legt das ebenso eigentümliche wie typische Demokratieverständnis der üblichen Verdächtigen bloß: Immerhin wird ja auch in Deutschland von Links gerne mal mit dem „Ende des sozialen Friedens“ (a.k.a. Klassenkampf und Bürgerkrieg) gedroht, wenn die Regierung nicht spurt und die Diktatur des Proletariats zu lange auf sich warten lässt.

Nun wird das Vereinigte Königreich im Gegensatz zu Germany nicht von einer nationalen Einheitsfront aus roten und blauen bzw. schwarzen Sozialistinnen und Sozialisten regiert, sondern verfügt aller Interventionen der Brüsseler Beamtendiktatur zum Trotz über eine leidlich funktionsfähige Opposition und eine hochentwickelte politische Streitkultur; beides ist in Germany seit Jahrzehnten Fehlanzeige und dazu hat das wettbewerbsverzerrende Meinungsmonopol des deutschen Staatsfunks das Seinige beigetragen.

Die Gurkentruppe, die seit Montag der britischen Regierung auf der ersten Reihe der Oppositionsbänke gegenüber sitzt, erinnert äußerlich an einen Allgemeinen Studierendenausschuss, dessen Mitglieder es nahezu nahtlos und ohne ernsthafte Konflikte von der Pubertät direkt in den Vorruhestand geschafft haben.

Aber nachdem alle halbwegs verantwortungsbewussten Labour-Kader bereits am Wochenende Reißaus nahmen, als es darum ging, Mr Corbyns Schattenkabinett zu bilden, waren nur nochtrotzige Teenager übrig, die auch mit über 50 noch nicht erwachsen geworden sind. Wenn das Labours „Beste“ sind, wie sind dann deren Schlechteste?

Was verspricht Jeremy Corbyn nun seinen Jüngern, die ihn ohne jeglichen Anflug von Ironie inzwischen am liebsten als „JC“ abkürzen, also als „Jesus Christ“ (was auf Englisch bekanntlich auch ein Fluchwort sein kann)?

Nun, Mr Corbyn verspricht alles und jedes. Vor allem aber, dass Geld in nächster Zukunft auf Bäumen wächst: Das Ende der imaginären Sparpolitik, viel mehr Geld für den Staat, natürlich aus kräftig steigenden Steuern, das dann so lange sozial gerecht umverteilt werden kann, bis die Angleichung der Lebensumstände endlich verwirklicht worden ist – selbstverständlich als Angleichung nach unten, so dass wir endlich alle gleich arm sind.

Derartige Versuche, das ArbeiterInnen-Paradies auf Erden herbeizustreiken, scheiterten zuletzt in den 70ern fulminant, als man auf den Britischen Inseln jeden zweiten Tag der Woche bei Kerzenschein verbringen musste, weil der Strom nicht ging; von den Grünen würde derlei heute als wichtiger Beitrag zur CO2-Reduktion gepriesen.

Es wurde erst besser, als eine gewisse Ms Thatcher die Briten vor sich selbst gerettet hat; überwiegend gegen deren Willen.

Derlei könnte heute aus zwei offensichtlichen Gründen nicht geschehen. Der eine Grund hat damit zu tun, dass Mr Cameron, der Premierminister, keine Ms Thatcher ist. Und der zweite Grund hat damit zu tun, dass aus ihm keine Ms Thatcher wird: Keine mit noch so viel Zement fixierte Frisur könnte daran etwas ändern, dass Prinzipientreue und Standfestigkeit Mr Camerons Sache nicht sind; Brill-Creme liegt ihm viel eher.

Absehbar ist somit eine zunehmende Radikalisierung des linken Flügels der britischen „Politik“, die zwei Folgen haben wird: Zum einen wird die im Grunde ihre Herzens als Mitte-Mitte angelegte Cameron Regierung in jenem Maß konservativer wirken, in dem sie den im Zentrum freiwerdenden politischen Freiraum ungenutzt lässt.

Zum anderen wird durch den absehbaren Rutsch der nominell konservativen Tory-Politik in die gesellschaftliche Mitte auf dem rechten Flügel der gesellschaftlichen Kräfte jener Platz frei, welcher der UK Independence Party weitere Spielfelder eröffnen könnte.

Die Nigel-Farage-Partei hat bei den Parlamentswahlen im Mai zwar nur ein Mandat errungen, sich aber bereits in über hundert Wahlkreisen als zweitstärkste Kraft etabliert; überwiegend in traditionellen Labour-Hochburgen im Norden Englands (nicht in Schottland).

Und darin besteht jene Crux, die das Labour-Hauptquartier und dessen vorgesetzte Dienststelle im britischen Gewerkschaftsverband nicht richtig verstehen mag: dass außerhalb ihrer sich selbst perpetuierenden, politischen Zusammenhänge eine ganz andere Wirklichkeit existiert, als die Hochglanzdiskussionen in der BBC und die Sprechblasen auf Twitter vermuten lassen.

Abgesehen von seinem Abgeordnetenmandat hatte Mr Corbyn 33 Jahre lang keinen nennenswerten Kontakt mit der real-existierenden Wirklichkeit, insbesondere mit der Realität außerhalb des Palastes zu Westminster. Es ist von daher nur zu verständlich, wenn er sich im Umgang mit Reportern noch etwas ungeschickt verhält und die Polizei zur Hilfe ruft, wenn er nicht mehr weiter weiß.

In Sachen „Mehr Europa“ spielt seine Truppe übrigens auf dem euro-skeptischen Flügel: Nicht etwa, weil es ihnen um den Verlust demokratischer Recht an eine mehr oder weniger fadenscheinig legitimierte Brüsseler Beamtendiktatur schade wäre. Sondern weil der linke Flügel der britischen Sozialdemokratie weiß, was undercutting (Lohndumping) bedeutet.

Diese Diskussion wurde in Deutschland zuletzt als „Fremdarbeiterdebatte“ von Oskar Lafontaine geführt und die SPD hat ihrem damaligen Vize-Vorsitzenden das bis heute nicht verziehen.

 

Gerrit Liskow bei haOlam.de (Auswahl):


Autor: joerg
Bild Quelle:


Dienstag, 15 September 2015

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