Kurzfilme von israelischen und deutschen Jugendlichen

Kurzfilme von israelischen und deutschen Jugendlichen


„Gestern, heute, morgen“ – ein israelisch-deutsches Jugend-Filmprojekt in Frankfurt. „Klappe… und Action!“ – auf das Kommando hin entwickelt sich vor der Kamera eine fantastische Geschichte: Sie handelt von der Seele eines Juden, der während des Zweiten Weltkriegs gelebt hat, und als Deutscher im heutigen Deutschland wiedergeboren wird

Kurzfilme von israelischen und deutschen Jugendlichen

Die 17-jährige Maria steht an der Tafel in einem Klassenraum und spielt die Lehrerin, die ihren Schülern die schrecklichen Folgen des Holocaust erklärt. Marias Team, sechs sehr motivierte Schülerinnen und Schüler aus Israel und Deutschland, filmt die Szene wieder und wieder und lacht gemeinsam, wenn Maria erneut ein Text-Patzer passiert. Für Außenstehende wirkt die Dynamik in der Gruppe warm und vertraut. Kaum zu glauben, dass die Schüler sich erst seit vier Tagen kennen. Berna, die Marias Text hinter der Kamera in die Höhe hält, erklärt: „Die Israelis sind einfach ganz genauso wie wir. Wir haben so viel Spaß zusammen.“

Die 24 Jugendlichen aus dem Aliyah-Jugenddorf Ayanoth in Israel und von der Max-Beckmann-Schule in Deutschland produzieren im November 2015 im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main gemeinsam vier Kurzfilme. Schon im dritten Jahr bringt das ehrgeizige Projekt die kreativen Visionen junger Leute aus beiden Ländern zusammen. Das Thema in diesem Jahr lautet „Gestern, heute, morgen“ und ist der dritte Teil einer Trilogie. In den Vorjahren ging es um „Das Andere kennen lernen und respektieren“ und „Die Bedeutung von Heimat“. Bei dem Thema „Gestern, heute, morgen“ geht es aber nicht nur um den Aspekt der Erinnerung, der auch Bezug auf die Jahrestage 2015 nimmt – 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs, 50 Jahre Aufnahme der diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Das Filmprojekt legt den Fokus auch auf das Heute und den Blick nach vorn, auf die Hoffnungen für die Zukunft für Deutschland und Israel.

Die jungen Filmemacher arbeiten sechs Tage lang an ihren gemeinsamen Werken. Dann stellen sie die Ergebnisse als Episoden-Film im Kino des Deutschen Filmmuseums vor. Mit der Vorbereitung des gemeinsamen Filmprojekts hatten sowohl die israelischen als auch die deutschen Schüler und Schülerinnen bereits vor Monaten begonnen. Sie recherchierten, schrieben Texte, filmten und schnitten Material zusammen. Sie diskutierten die Geschichte und aktuelle politische Themen in den beiden Ländern. „In Zeiten, in denen Gewaltkonflikte Millionen Menschen auf der Welt in die Flucht treiben, ist es besonders wichtig, Projekte anzubieten, die junge Menschen aus verschiedenen Kulturen und Regionen zusammenbringen und zum Dialog ermutigen“, sagt Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts.

Zusammengebracht hat das Projekt die Schüler in jedem Fall, auch außerhalb des Schneideraums. Sie besuchten gemeinsam den jüdischen Friedhof in Frankfurt sowie die Westend-Synagoge und aßen im Gemeindezentrum der jüdischen Gemeinde ein typisches Sabbatmahl. Und sie gingen auch zusammen shoppen.

Es gibt noch etwas, was die jungen Leute aus Deutschland und Israel gemeinsam haben. In beiden Gruppen waren viele Jugendliche mit Migrationshintergrund – eins der vier Filmteams war das perfekte Beispiel: Die Schüler aus Frankfurt kamen aus türkischen, polnischen und südafrikanischen Einwandererfamilien. Die Israelis in der Gruppe hatten Wurzeln in Äthiopien, Moldawien und der Ukraine. Die Kommunikation fand vor allem auf Englisch statt, gemischt mit etwas Hebräisch und Deutsch sowie ein bisschen Russisch. Trotzdem verstanden sich die jungen Leute bestens, und ihnen war klar, dass es bei ihrer Zusammenarbeit um mehr ging, als nur darum gemeinsam einen Kurzfilm zu drehen. Die 18 Jahre alte Waganesh erklärte: „Ich glaube, es ist sehr wichtig, unsere gemeinsame Geschichte in Erinnerung zu behalten. Deswegen sollten wir auch Filme zu solchen Themen machen wie hier heute. Wir müssen in der Lage sein, mit Themen, die Deutschland und Israel betreffen, umzugehen.“ Die Schüler und Schülerinnen wählten jedes Detail ihres Films sehr sorgfältig aus, wollten sicher gehen, jedes Stereotyp zu vermeiden. Deshalb spielte auch einer aus der israelischen Gruppe den deutschen Charakter – und umgekehrt.

Im Grunde haben die Schüler Filme gedreht, die wohl von keiner Generation vor ihnen hätten gemacht werden können: Sie sind frei von den Einschränkungen der Vergangenheit, entwickeln ihre eigene, unbefangene Perspektive. Michael, 16 Jahre, hat das so formuliert: „Wir sind nicht von der Vergangenheit belastet. Ich dachte trotzdem, es würde schwierig werden, mit dem Thema Holocaust umzugehen. Aber die Israelis waren sehr offen, darüber zu sprechen. Wir kennen die Fehler der Vergangenheit. Das ist ein moralisches Gefühl, das wir alle in uns tragen.“

Das Projekt wurde gemeinsam umgesetzt von der Kinder- und Jugend Aliyah in Deutschland, dem israelischen Bildungsministerium, dem Deutschen Filmmuseum, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Stadt Frankfurt.

Die gemeinsam produzierten Filme sind am Sonntag, 8. November, um 11 Uhr im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen. Der Eintritt ist frei.

aliyah.deutsches-filminstitut.de

 

Maayan Ben Tura - Bilaterale Website zu 50 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland / Foto: privat

 

50 Jahre diplomatische Beziehungen Israels mit Deutschland

 


Autor: joerg
Bild Quelle:


Mittwoch, 11 November 2015

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