Kommentar der Mutter eines Soldaten: Liebe Palästinenserin ...

Kommentar der Mutter eines Soldaten:

Liebe Palästinenserin ...


Eine fünfzigjährige Palästinenserin versuchte am Morgen [des 8. März] einen israelischen Grenzschützer zu erstechen. Die Polizei bemerkte ihr Tun und schoss auf sie, bevor sie Erfolg hatte. Sie wurde schwer verletzt du starb an ihren Wunden. Bei diesem jüngsten Terroranschlag wurden keine Israelis verletzt.

Liebe Palästinenserin ...

von Paula R. Sterin, A Soldier’s Mother, 8. März 2016

Und so fing ich an nachzudenken…

 

Liebe Palästinenserin,

 

ich wurde noch nie angeschossen. Ich bete zu Gott, dass mir das auch nie passieren wird.

Aber hier bist du, erschossen, trotz versuchen dein erbärmliches Leben zur retten. Du bist heute Morgen in Jerusalem auf einen Polizisten zugegangen und hast ein Messer gezogen und die Polizei schoss dich an. Bis zu diesem Morgen ist es sehr wahrscheinlich, dass du und ich bei den wichtigen Meilensteinen des Lebens uns sehr ähnlich waren.

Du warst um die 50 Jahre alt, nur ein wenig jünger als ich. Ich bin eine Tochter, ein Ehefrau, eine Mutter und Großmutter. Ich frage mich, was du bist … oder warst …, abgesehen davon dass du Terroristin warst – und glücklicherweise eine ungeschickte und jetzt tote.

 

Hattest du Kinder, einen Ehemann und Enkel? Hättest du Erfolg gehabt, dann wäre jemandes Leben heute sehr verändert worden. Letzten Mittwoch war Tzvika Cohen ein viel geliebter Sicherheitsmann in Ma’ale Adumim, der die Menschen grüßte, wenn sie hier das Einkaufszentrum betraten und verließen. Letzten Donnerstag übernahm er den Platz eines anderen Wachmanns, der zu krank war um die Nachtschicht zu machen.

Ein arabischer Arbeiter, einer, mit dem er zusammensaß und Kaffee trank, hatte Erfolg mit seinem Anschlag von hinten auf Tzvika. Immer und immer wieder traf er Tzvika mit einem Beil und jetzt, während seine Familie und Gemeinde für seine Genesung beten, hat sich unsere Stadt verändert. Die Menschen sind wütend und wollen keine arabischen Arbeiter in unserer Stadt. Wir wissen, dass nicht alle Arbeiter schuldig, nicht alle Terroristen sind. Aber dieser eine, der es war, kam mit einer Arbeitserlaubnis her, trank Kaffee mit dem Personal des Einkaufszentrums und hatte ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen … bis er sich entschied jemanden zu töten.

 

Heute versuchtest du jemand anderem zu tun, was dieser arabische Arbeiter tat – das Leben eines Menschen zerstören und seine Familie für immer zu verändern. Du hast versagt, weil unserer Grenzschützer gelernt haben, dass dir nicht zu trauen ist – nicht einmal einer Frau, nicht einmal einem jungen Kind. Und so waren sie wachsam, wie immer. Sie sahen dich kommen. Vielleicht sahen sie Angst in deinen Augen, vielleicht sahen sie Hass. Was immer es war, sie wussten, noch bevor du das Messer zogst, dass du gekommen warst um zu töten.

 

Und so waren sie, als du dein Messer zogst, bereit – du gingst auf einen Schützer zu; andere sahen und schossen auf dich … und du starbst. In dieser Minuten und den wenigen, die dir auf dieser Erde blieben – dachtest du an deine Welt, die, die du verlassen hast?

 

Du bist darin gescheitert jemanden zu verletzen und so dreht sich die Welt in Israel weiter; aber die Welt, an deren Gestaltung du die letzten fünfzig Jahre gearbeitet hast, hat sich verändert. Wer wird sich um deine Familie kümmern? Vielleicht hat dein Mann weitere Ehefrauen? Das ist etwas, das wir nicht haben, also weiß ich nicht, wie das funktioniert. Ich vermute, er wird jetzt öfter mit den anderen Ehefrauen schlafen, wo er nicht mehr mit dir schlafen muss. Sie werden sich um seine Bedürfnisse kümmern, sicher stellen, dass er zu essen hat.

 

Aber warum sollten seine anderen Frauen sich um deine Kinder und Enkel kümmern? Ich sprach einmal mit einem Araber namens Daoud über seine Frauen. Seine erste Frau war damals 46 Jahre alt und er nannte sie „die Arme“. Vielleicht dachte dein Mann so über dich. Vielleicht hast du es gehasst, dass er sich andere Frauen nahm – ich würde es bestimmt hassen, wenn mein Mann sich einer anderen zuwendet.

Hast du Kinder? Ich habe fünf. Drei sind mit den wundervollsten Menschen verheiratet. Sie haben erstaunliche Leben aufgebaut, aber sie haben immer noch das Gefühl mich zu brauchen. Ich rede fast jeden Tag mit ihnen. Einer ist heute wütend auf mich, aber ich sage ihm immer, dass ich ihn liebe und umarme ihn oder gebe ihm einen Kuss – und er umarmt mich oder küsst mich zurück. Ich glaube nicht, dass es im Leben viele Dinge gibt, die so stark sind wie die Mutterliebe, also kann ich nicht anders als mich zu fragen, was mit deiner passiert ist.

 

Hast du Kinder? Sind sie alle erwachsen? Meine Jüngste ist 16 Jahre alt. Ich sehe sie aufwachsen du staune über die Frau, die zu entstehen beginnt. Sie ist eine Schönheit und anmutig und ein Drama, genau auf der am Rand ins Morgen. Sie kommt in mein Zimmer und erzählt mir alles aus ihrer Welt. Was ist mit deinen Töchtern? Und deinen Söhnen? Meine Kinder wissen, dass ich vom anderen Ende der Welt kommen würde, um zu ihnen zu kommen, Berge versetzen würde, wenn es nötig wäre.

 

Und eine Kinder – was hast du sie gelehrt? Dass du lieber einen Juden töten würdest statt für sie Mutter zu sein? Dass sie dir nacheifern sollen, dass auch sie für das Messer leben und vielleicht sterben müssen? Glaubst du vielleicht, dass du mit 50 aufgehört hast Mutter zu sein, dass sie dich nicht mehr brauchen? Ich vermute mal, das ist etwas, von dem du hoffst, dass es wahr ist, da du dich jetzt entschlossen hattest sie zu verlassen.

 

Hast du Enkel? Ich habe drei kleine Enkel. Sie erfüllen mein Leben mit viel Freude. Sag‘ das nicht meinen Kinder, aber ich denke, mein ältester Enkel ist das klügste menschliche Wesen der Welt. Ich könnte ihm ständig zuhören. Ich lese ihm vor und er erzählt mir Geschichten. Ich muss daran denken Englisch mit ihm zu sprechen, wenn er mir auf Hebräisch antwortet. Meine Enkelin lässt mein Herz schmelzen, wenn sie die Treppen hochruft: „Savta, ich komme!“ oder „Savta, gute Nacht. Ich liebe dich!“. Und mein jüngster Enkel, für den gibt es keine Worte. Er sieht mich einfach an und ich weiß, die Welt ist in Ordnung.

 

Hast du Enkel? Was wird ihnen von dir in Erinnerung bleiben? Vielleicht werden sie sich überhaupt nicht an dich erinnern. Du wirst ein Name geworden sein, eine Märtyrerin. Sie werden lernen, dass du es vorzogst einen ruhmreichen Tod zu sterben, statt sie aufwachsen zu sehen. Dass dein Hass auf Juden, die du nicht einmal kennst, stärker war als jede Liebe, die du angeblich für sie hattest. Wirst du von ihnen erwarten, dass sie deinen sinnlosen Tod rächen?

 

Meine werden sich an die süße Soße erinnern, die ich auf meine Hamburger gebe, an die Kartoffel-Kutel – das Rezept dafür ist in Wirklichkeit das meiner Schwiegermutter. Sie werden sich erinnern, dass ich sie hielt, wenn sie weinten, mit ihnen spielte. Sie werden sich an das große Spielzeugauto erinnern und an die Rutsche, die ich für sie habe, wenn sie zu Besuch kommen.

 

Du bist also jetzt tot. Vielleicht werde ich deinen Namen nie erfahren, ob du verheiratet warst, Kinder hattest, Enkel hattest.. Wenn dem so war, hat du der nächsten Generation und der darauf folgenden weiteres Gift hinzugefügt. Und die Ironie ist, dass du wahrscheinlich herausfinden wirst, dass der Himmel Terroristen nicht annähernd so willkommen heißt, wie man dir weisgemacht hat.

 

Oh, CNN und Reuters werden über die Palästinenserin schreiben, die heute von Israelis erschossen wurde. Sie werden weit unten in dem Artikel eine Zeile hinzufügen, dass du ein Messer gezogen hast. Du wirst der Statistik hinzugefügt – den Terroranschlägen des Zählers in Israel. Aber mal ehrlich, nach mehr als 300 Anschläge in den letzten Monaten wird einer, bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde, liegt deiner sehr weit hinten.

 

Was wir hier also haben, liebe Palästinenserin, ist ein vergeudeter Tod eines vergeudeten Lebens.

 

 

Übersetzt von Heplev


Autor:
Bild Quelle:


Freitag, 11 März 2016