Der Terror, Frankreich und Israel: Nicht wegen der \"Besatzung\"

Der Terror, Frankreich und Israel:

Nicht wegen der \"Besatzung\"


Am 14. November, einen Tag nach den entsetzlichen Terroranschlägen von Paris, erklärte der französische Präsident François Hollande, Frankreich befinde sich im Krieg. Es war echt das Letzte, das die Bürger Frankreichs in Besonderen und die Europas im Allgemeinen hören wollten. Hollande verkündete nach den Anschlägen, die vermutlich in Terrorstaaten wie Syrien, dem Irak und Belgien geplant wurden, zudem einen Ausnahmezustand im Land.

Nicht wegen der \"Besatzung\"

von Boaz Bismuth, Israel haYom,

 

Noch bevor man versucht zu verstehen warum, wollten die Menschen Frankreichs, zusammen mit ihren europäischen Landsleuten, wissen, wie lange ihr Alltagsleben gestört sein würde. Ein Krieg gegen den Terror, sagt ihr? Kommt schon, wir leben in Europa, nicht im Nahen Osten. „Wenn Europa den Mund aufmacht“, witzelte der frühere französische Präsident François Mitterand einmal bekanntlich, „dann nur um zu gähnen.“ Lebt man in einem Zustand des Leugnens, dann ist sicher, dass das Folgen hat. Willkommen in „Brüsselistan“!

 

Wie symbolisch, dass die zwei fürchterlichen Bombenanschläge in Brüssel, die das Leben von mindestens 30 Menschen forderten, am Flughafen und der U-Bahn-Station „Europa“ gegenüber dem EU-Hauptsitz stattfanden. Das waren keine Zufallsziele, die die Gruppe Islamischer Staat sich aussuchte, die uns vielleicht zeigen will, dass die Hauptstadt Europas jetzt eine Hauptstadt des Terrors ist. Das ist der beste Ort, von dem aus man eine drohende Botschaft an die „ungläubigen Kreuzzügler“ schicken kann, „denen weitere dunkle Zeiten bevorstehen“. Und in einer Art krankem Wettbewerb ist es auch eine Botschaft an Al-Qaida: Auch wir wissen, wie man koordinierte Anschläge verübt.

 

Für alle, die es vergessen haben: Letzten Freitag [18.03.2016 – heplev] atmeten die Belgier kollektiv erleichtert auf. Salah Abdeslam, einer der Terroristen von Paris, wurde in Molenbeek festgenommen, einem Vorort von Brüssel, der sich vor den Augen der blegischen Behörden eine „made-in-Belgium“-Jihadistenbrutstätte verwandelt hat. Einwohner von Moldenbeek sind in Belgien geboren und zur Schule gegangen; sie erhalten Sozialleistungen; und im Nachhinein betrachtet – natürlich inoffiziell – gehen sie auch davon aus, dass sie eine Lizenz zum Töten anderer Belgier haben. Der Grund? Jihad. Keine Besatzung, kein Gefühl der Verzweiflung, kein George W. Bush – Jihad. Nach dem Irak und Syrien denken sie sich selbst gegenüber wie ISIS: Warum nicht das Kalifat auch auf Belgien ausdehnen?

 

Nicht wegen der „Besatzung“

 

Die Fahndung nach Abdeslam dauerte vier Monate. Ein Kleinkrimineller, der im Namen des Islam zu einer Erzterroristen wurde. Es war jedem klar, dass seine Genossen – diejenigen, die ihm halfen seinen Anschlag auszuführen, zu entkommen und sich zu verstecken – immer noch frei herumliefen. Es war nur logisch von weiteren Anschlägen auszugehen. Wir können sogar annehmen, dass sie nach der Festnahme Abdeslams die Notwendigkeit erkannten ihre bereits geplanten Anschläge rasch auszuführen, da er wahrscheinlich während seiner Verhöre Informationen ausplaudern würde. Offenbar waren die belgischen Sicherheitskräfte kräftig aber damit beschäftigt sich selbst auf die Schulter zu klopfen, statt ihn angemessen zu verhören.

 

Und während die Rechtsanwälte und das Gericht damit beschäftigt waren die Bedingungen der Auslieferung Abdeslams an Frankreich zu diskutieren, setzten seine Kumpel die Räder für ihre koordinierten Bombenanschläge in Bewegung.

Ich habe viele Jahre in Europa gelebt. Und seit vielen Jahren wollten die Europäer nicht ein einziges Wort zum Terror hören. Es gab immer einen Grund: Entweder war es Terror gegen Juden oder Amerika oder gegen die Imperialisten. Ein anderes Mal war es wegen des Kriegs in Algerien oder wegen des Kriegs im Irak. Die Kurden waren bereits misslich vergessen.

 

Die Europäer fanden immer eine Ausrede für die Terroranschläge auf ihrem Boden. Aus welchem Grund auch immer fühlten sie sich damit sicherer. Und wenn die Ausreden ausgingen, gibt es immer die ultimative Zuflucht, die für alle Terroranschläge auf dem Kontinent verantwortlich ist: Die zionistische Besetzung und Unterdrückung der Palästinenser. Immerhin weiß jeder, dass Abdeslam wegen des „bitteren Schicksals“ seiner Brüder in Gaza nachts nicht schlafen konnte. Wirklich, es reicht jetzt! Würden die Experten in Israel bitte aufhören auf Schritt und Tritt diesen Unsinn hinzurotzen?

 

Der Feind befindet sich bereits im Inneren

 

Aber bitte, meine Damen und Herren, strapazieren Sie die Europäer bitte nicht mit Gerede vom Krieg. Stressen Sie sie nicht mit islamischem Terror. Stressen Sie übrigens auch US-Präsident Obama damit nicht. Es ist zu romantisch und angenehm in Verleugnung zu leben, in einer Welt, in er jeder jeden lieb hat und in der es keine Kriege gibt; und wo muslimische Immigranten aus dem Irak und Syrien sich nahtlos integrieren, ohne dass gefährliche, jihadistische Infiltratoren sich unter ihnen befinden.

 

Vielleicht können trotz allem die Bombenexplosionen in Brüssel von Dienstag den Kontinent aus seinem Tagtraum holen. Die Brüssel zugefügten Schrecken waren die Folge der Laxheit der belgischen Sicherheitskräfte und der Blindheit der Regierung. Und ihr Versagen hatte einen hohen Preis. Wie viele weitere Anschläge sind nötig, wie viele weitere Opfer, damit der andere Fuß aufkommt und erkannt wird, dass wir uns nicht nur im Krieg befinden, sondern ein dritter Weltkrieg zwischen der aufgeklärten Welt und den Mächten der Dunkelheit stattfindet? Mit denen, die uns zurück ins siebte Jahrhundert ziehen wollen oder – schlimmer – das siebte Jahrhundert an unsere Türschwelle bringen wollen?

 

Wir sollten den Bürger Europas nichts vorwerfen. Das von seinen Mächtigen gelenkte Europa ist nicht länger aufgestellt um Kriege führen zu können. Seine Regierungen haben ihre Militär- und Geheimdienst-Budgets beträchtlich verkleinert. Was Europas große, sensible muslimische Bevölkerung angeht, dürfen ihre Sensibilitäten um jeden Preis nicht beleidigt werden, selbst wenn es dadurch nötig wird wegzusehen. Wie schmerzlich ist es dann in der Tat, wenn die Illusion eines gesamten Kontinents ihm um die Ohren fliegt. Vielleicht wäre es für Europa besser die Augen weiter geschlossen zu halten oder – als Alternative – einmal mehr zu dem Schluss zu kommen, dass der „Grund“ für die Probleme nichts anderes ist als das „Palästinenserproblem“.

 

Europa wollte glauben, dass diese Einschnitte der Jahre 732, 1529 und 1638 – als die Eroberung des Kontinents durch die Muslime drohte – der Vergangenheit angehörten. Europa begreift nicht, dass die Lage heute viel schlimmer ist. Damals wurde, wie wir wissen, der muslimischer Eindringling von Mauern aufgehalten. Heute muss der Feind nicht einmal eindringen. Er ist bereits hier, Zuhause; er muss nur eine selbst gebaute Bombe vorbereiten und sich auf die Straße begeben. ER sieht auch keine Armee, die ihm im Weg steht.

 

Sollten wir in der Zeit zum 25. März 1957 zurückreisen – als die Römischen Verträge unterzeichnet und die EU praktische geschaffen wurde – und den Europäern erzählen, dass Großbritannien 59 Jahre später eine Reisewarnung für Belgien ausgeben wird, dann können wir davon ausgehen, dass wir in eine Anstalt eingewiesen würden. Aber „Belgistan“ ist bereits etwas ganz anderes. Es ist wirklich gefährlich dort. Wenn der Schlummer fortgesetzt wird und Europa diesen Kampf verliert, werden unsere Enkel lernen, dass die Kontinente Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und „Europastan“ heißen. Und ich kann bereits einige Experten sehen, die den Zuschauern erklären, dass die Juden dafür verantwortlich sind. Was, das wussten Sie nicht? Das alles geschieht, weil die Palästinenser unterdrückt werden. Alles in Ordnung, solange es einen Grund gibt nicht in den Krieg zu ziehen.

 

 

Übersetzt von Heplev


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Mittwoch, 30 März 2016