Trump´s Dekret zur Visa-Vergabe und Europas Heuchelei: `Unsere Werte´

Trump´s Dekret zur Visa-Vergabe und Europas Heuchelei:

`Unsere Werte´


Wer ist eigentlich schlimmer: ein Präsident, der in aller Offenheit möglicherweise vor Verfolgung Fliehenden erklärt, sie seien ihm nicht willkommen, oder ein Europa, das »offen« sein will »für alle, die vor bewaffneten Konflikten und Terror fliehen«, gleichzeitig jedoch plant, Menschen in eine »Hölle« zu verbringen, in der, so deutsche Diplomaten, »KZ-ähnliche Verhältnisse« herrschen?

`Unsere Werte´

Spätestens mit seinem am Freitag erlassenen Einreiseverbot gibt es kein Halten mehr: Europäische Politiker beinahe jeder Färbung fühlen sich bemüßigt, sich als letzte Hüter »westlicher« oder gar »unserer« Werte von dem Despoten abzusetzen, der in Washington die Macht an sich gerissen hat. Exemplarisch brachte Sigmar Gabriel, der neue deutsche Außenministerdarsteller, es auf den Punkt:

 

»Der neue amerikanische Präsident hat sein Amt angetreten, und seine ersten Amtshandlungen zeigen, daß er es offensichtlich ernst meint und wir als Deutsche und Europäer gut daran tun, uns auf unsere eigenen Stärken zu besinnen und nicht ängstlich und unterwürfig in die Welt zu schauen.«

 

Man muß kein Anhänger Donald J. Trumps sein, angewidert zu sein von solcher Scheinheiligkeit. Da wollen sie sich moralisch erheben über den amerikanischen Präsidenten, über die Amerikaner, die ihn wählten und stützen, nichts mehr mit ihm und ihnen zu tun haben. Doch ihr Geschwätz von Werten und »eigenen Stärken« ist nicht mehr als Heuchelei, die Vernunft beleidigt und Intelligenz.

 

Da warnen deutsche Diplomaten in einem Papier an die Regierung in Berlin vor »allerschwerste[n], systematische[n] Menschenrechtsverletzungen« in dem Gebiet, das einmal Libyen war, davor, daß Flüchtlingen dort »KZ-ähnliche Verhältnisse« drohen, Erniedrigung, Folter und Tod, doch all das stört letztlich niemanden: Weil Europa keine Migranten aufnehmen will, umwirbt es »Libyen«.

 

Menschen sollen daran gehindert werden, die Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa zu versuchen, sollen zurückgebracht werden. »Die Migranten sollen keine Chance mehr haben, die Schiffe der internationalen Menschenrechtsorganisationen zu erreichen, die gleich hinter der Zwölf-Meilen-Zone kreuzen.« Was aus den Zurückgebrachten wird in der »Hölle«, es kümmert nicht.

 

Und das entlarvt eine bigotte Überheblichkeit, die es locker mit der Menschenverachtung eines Donald J. Trump aufnehmen kann. Nur ist der – ehrlich. Und sie, sie sind es nicht. Sie geben vor, für Prinzipien zu stehen, anders zu sein und besser, klammheimlich verraten sie sie, koste es die zu Wertlosen Erklärten, was es wolle. Diese besondere Erbärmlichkeit hebt sie wahrlich ab von dem.

 

 

tw_24 - Foto: Frank-Walter Steinmeier, hier mit dem Außenminister der Islamischen Republik Iran (IRI), will sich moralisch über den Präsidenten der Vereinigten Staaten und dessen Bürger erheben (Foto: von Erfan Kouchari [CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)], via Wikimedia Commons)


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Sonntag, 29 Januar 2017