Deutschlands Verpflichtung

Deutschlands Verpflichtung


Brief von Gerd Buurmann an Volker Beck, Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe im deutschen Bundestag.

Deutschlands Verpflichtung

Lieber Volker Beck,

 

nachdem unser Außenminister Sigmar Gabriel in Israel viel Porzellan zerschlagen hat, begleitest Du jetzt unseren Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeie auf seiner Reise nach Israel und in die umstrittenen Gebiete. Ich freue mich, dass Steinmeier Dich als einen erklärten Freund Israels mitgenommen hat, nachdem Sigmar Gabriel als erklärter Freund Mahmud Abbas in Israel war und alles daran gesetzt hat, die israelische Regierung zu brüskieren. Zu der Reise schreibst Du:

 

„Deutschland ist aufgrund seiner historischen Verantwortung verpflichtet, Israels Sicherheit und Existenz zu schützen und zu unterstützen. Der jüdische und demokratische Staat wird immer noch von Terror und Aggression seiner Nachbarn existentiell bedroht.“

 

Lieber Volker,

 

ich schätze Dich sehr, aber es sind diese typischen Politikersätze, die mich aufhorchen lassen. Was will mir Dein Satz mit der „historischen Verpflichtung“ sagen? Deutschland muss sich für die Sicherung des Staates Israel einsetzen, weil die Nazis einst versucht haben, das jüdische Volk zu vernichten? Wie klingt das denn?

„Völkermord, geht gar nicht. Wir haben es versucht. Was soll ich sagen? Doof!“

 

Was, wenn es den Holocaust nicht gegeben hätte? Dürfte Deutschland dann zuschauen, wie einige Länder des Nahen Ostens erklären und aktiv versuchen, Israel zu vernichten?

 

Israel hat Nachbarn, die erklären offen, alle Juden vernichten zu wollen. Die Gründungscharta der in Gaza herrschenden Hamas zum Beispiel ruft in Artikel 7 zur Vernichtung aller Juden weltweit auf. In den letzten Jahren hat diese Hamas über 7500 Raketen auf Israel abgefeuert. Der vom Freund des deutschen Außenministers Sigmar Gabriel zum „geistigen Führer der palästinensischen Autonomie“ erklärte Mufti Muhammad Hussein sprach einst diese Worte in eine jubelnde Menge:

 

„Die Stunde der Auferstehung wird nicht kommen, solange wir die Juden nicht vernichtet haben.“

 

Gegen all das soll sich Deutschland nur stellen, weil deutsche Nazis einst den Holocaust verbrochen haben? Soll das etwa heißen, wenn es den Holocaust durch Deutschland nicht gegeben hätte, dann hätte Deutschland noch seinen Holocaust frei? Ohne Holocaust dürfte Deutschland gegen die Existenz Israels wirken? Ganz nach dem Motto: Jeder nur einen Holocaust! Wenn das so ist, dann haben die Deutschen ihren Holocaust bereits aufgebraucht, aber die Araber haben ihren Holocaust noch gut.

 

Im Jahr 1941 trafen sich der Großmufti von Jerusalem, Hadsch Muhammad Amin al-Husseini und der Führer von Nazideutschland, Adolf Hitler in Berlin. Es ging um die “Endlösung der Judenfrage”. Al-Husseini wollte das Land, über das er später zu herrschen plante, “judenrein” haben. Weil auch die Naziregierung das wollte, diskutierten der Mufti und der Führer die Möglichkeit zur systematischen, industriellen Ermordung aller Juden. Nach dem Treffen fand die Konferenz am Wannsee statt, dessen Ziel die Planung der Vernichtung aller Juden in Europa war. Al-Husseini soll einer der ersten Nichtdeutschen gewesen sein, der von dieser Planung erfuhr. Adolf Eichmann informierte al-Husseini im Kartenraum des Berliner SS-Hauptquartiers, indem er dort seine Unterlagen für die Wannseekonferenz benutzte. Eichmanns Adjutant sagte aus, dass der Großmufti sehr beeindruckt von diesem Bauplan zur Judenvernichtung gewesen sei. Noch wurde der arabische Holocaust nicht exekutiert? Gilt der Gutschein noch?

 

Muss man erst einmal selbst einen Holocaust veranstaltet haben, um zu erkennen, dass das nicht geht?

Es gibt nur einen Grund, für das Existenzrecht Israels zu sein: Es ist falsch, ein Land und seine ganze Bevölkerung auszulöschen! Ich brauche keinen Holocaust, um das zu wissen. Der Holocaust ist keine Nachhilfestunde für moralisch Sitzengebliebene, sondern ein unvergessbares und unverzeihliches Verbrechen, aus dem es nichts zu lernen gibt! Was soll es denn auch aus dem Holocaust zu lernen geben? Dass man Menschen nicht millionenfach vergast? Dass Juden auch Menschen sind? Dass man lieb zueinander sein sollte? Dass man sich wehren darf, wenn man verfolgt wird? Dass man Menschen, die andere Menschen vergasen, den Krieg erklärt? Dass man wahnsinnige Menschen mit allen Mitteln entwaffnet? All das sollte man auch ohne Holocaust wissen!

Auch ohne Holocaust hat Israel ein Recht zu existieren und es sollte die Aufgabe Deutschlands sein, Israel im Kampf gegen die Feinde, die Israel vernichten wollen, effektiv zu unterstützen, auch ohne das Wissen um Auschwitz.

 

Es ist nicht der Holocaust, der uns lehrt, auf der Seite Israels zu sein. Es ist die Aufklärung! Ich bin für Israel, nicht weil ich glaube, irgendwer habe irgendwo zuerst seinen Fuß in den Sand gesetzt oder irgendein Gott habe irgendeinen bärtigen Mann zum Kaffeeklatsch eingeladen, um dabei die Welt einzuteilen, sondern weil Israel das einzige Land im Nahen Osten ist, in dem Frauen und Männer gleichberechtigt sind,

Homosexualität staatlich anerkannt ist, die Meinung, Kunst und Wissenschaft frei sind, keine Religion diskriminiert wird und Juden weder besser noch schlechter sein müssen als alle andere Menschen. Jeder Quadratmeter im Nahen Osten, der sich ein Beispiel an Israel nimmt, ist ein gewonnener Quadratmeter für die Aufklärung!

 

Warum soll ich ausgerechnet das Land im Nahen Osten kritisieren, das mich leben lassen, wie ich möchte und nicht viel mehr all die anderen Länder und Gebiete, die mich verfolgen, weil ich so bin, wie ich bin? Ich brauche den Holocaust nicht, um zu wissen, dass Israel selbstverständlich ein Recht darauf hat, nicht vernichtet zu werden und ich muss nur an mich und an die Prinzipien der Aufklärung glauben, um zu wissen, dass ich auf Israels Seite stehe und verpflichtet bin, Israels Sicherheit und Existenz zu schützen und zu unterstützen.

 

 

Gerd Buurmann, Tapfer im Nirgendwo


Autor:
Bild Quelle:


Montag, 08 Mai 2017