Verschwörungstheorien aus dem NRW-Wirtschaftsministerium? SPD-Politiker nennt Israel-Freunde die `5. Kolonne´

Verschwörungstheorien aus dem NRW-Wirtschaftsministerium?

SPD-Politiker nennt Israel-Freunde die `5. Kolonne´


Als `5. Kolonne´ werden subversive Kräfte des Gegners im eigenen Land bezeichnet. Für einen SPD-Politiker scheint klar zu sein, wer der Gegner ist und wer dessen `5. Kolonne´ in Deutschland ist.

SPD-Politiker nennt Israel-Freunde die `5. Kolonne´

Auf der Website des journalistischen Netzwerkes „Die Ruhrbarone“ kann man heute folgnes lesen:

 

Die Meinung hört man oft: Israel ist ein Kolonialstaat, der die Palästinenser unterdrückt und keinen Frieden will. Ungewöhnlich war, wer so offen seine Ressentiments gegen Israel auslebte: Eine hoher Mitarbeite des Wirtschaftsministeriums in Nordrhein-Westfalen mit SPD Parteibuch.

 

Stefan Grönebaum ist ein noch nicht entsorgtes Überbleibsel der im Mai abgewählten rot-grünen Landesregierung von NRW. Bislang ist er auch noch nicht besonders positiv bei irgendetwas aufgefallen – was die Kollegen von den Ruhrbaronen zu der nicht ganz unbegründeten Frage führt, ob er ohne SPD-Parteibuch in NRW jemals Karriere gemacht hätte.

 

Über die bisherigen Stationen seiner Karriere in der Paralellgesellschaftso mancher Berufspolitiker, bei denen man spontan an den Leitsatz von Pippi Langstrumpf denken mag: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“, schreiben die „Ruhrbarone“:

 

Grönebaum war Chefredakteur der Demokratischen Gemeinde, dem Magazin für SPD-Kommunalpolitiker, er war Büroleiter des Fraktionsvorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt und Pressesprecher des Wirtschaftsministeriums NRW – zur Zeit arbeitet er als Referatsleiter im Wirtschaftsministerium in Düsseldorf: Referat II.3, Grundsatzfragen der Arbeits- und Sozialpolitik, Demografie, Integration. Eine Aufgabe, die ihn offenbar nicht auslastet, denn Grönebaum hat eine Leidenschaft, die er mit vielen Deutschen teilt: Israel.

 

Auf Facebook schrieb er an einen pro-israelischen Parteifreund aus Berlin folgende „Weisheiten“ zum Nahost-Konflikt – und machte dabei aus seinem „Herzen keine Mördergrube“:

 

Lieber Sercan, darf ich fragen, wieso Du Dich als Zionist bezeichnest? Zionisten hingen und hängen einer kolonialistischen Doktrin an, d.h. sie meinen, das Land anderer gehöre Ihnen. Das gibt es eigentlich nicht mehr auf unserer Welt und es ist zu Recht international geächtet. Heute besetzen Zionisten gegen erklärtes Völkerrecht seit 50 Jahren die besetzten Gebiete in Palästina – und drangsalieren die ansässige Bevölkerung, während die sog. Siedler, bevorzugt und geschützt werden. Schon die frühen Zionisten störten sich nicht daran, das Palästina nicht „leer“ war, wie Herzl gedacht haben soll. Sie erklärten später, die Araber machten eben nichts aus dem Land und heute sagen sie, man müsse sich doch schützen. Aber alles, was Israel in den besetzen Gebieten tut, ist per Völkerrecht und gesundem Menschenverstand illegal. Sie haben da nichts zu suchen, zu tun, zu bewachen und verteidigen. Statt dessen haben sie die arabische Bevölkerung lange vor der Ausrufung des Staats in systematischen Massakern (Deir Jassin war mehrere Wochen vor der Ausrufung) verjagt, und haben gleich nach dem 6-Tage-Kieg mit der illegalen Be-Siedelung angefangen (alles nachlesbar in den dokumentengespickten Büchern der jüngeren israelischen Historiker, die deshalb zuhause wie Parias und Verräter behandelt werden). Wenn man gegen rechts, Rassismus, Antisemitismus – Araber sind übrigens auch Semiten – ist, kann man nicht Zionist sein, weil das beinhaltet, sich gegenüber den „Natives“ entweder auf eine ignorante oder überlegene Stufe zu stellen. Über die Techniken, wie man z.B. aus Jerusalem eine jüdische Stadt macht, informiert: „Getrennt und ungleich“ von Amir Cheshin und Avi Melamed oder Margalith, Discrimination in the heart of the Holy City, zu zionistischen Anfängen Simcha Flapan: Die Geburt Israels: Mythos und Wirklichkeit, zur Gründungszeit Ilan Pappe, Die ethnische Säuberung Palästinas, zum Sechtagekrieg immer noch 1967 von Tom Segev, allesamt Israelis, die aber von den Zionisten verfemt werden, weil sie den Mythos des friedliebenden demokratischen Davids gegen die aggressiven, bösen Araber mit Fakten zerpflückt haben. Leider ging der Zionismus von der Arbeitspartei auf die National-Religiösen über und hält heute 80% der Israelis im Griff, es ist ja schwer, das eigene Land als Besatzer zu sehen.. Aber warum siehst Du das nicht?

 

Neben den „jüdischen Kronzeugen“, die niemals fehlen dürfen, darf natürlich am Ende auch nicht inquisitorische Frage an den von reinen Lehre abweichenden Genossen fehlen: „Warum siehst Du es nicht?“Sercan selber konnte zwar nicht antworten – da er auf dem Berliner CSD war und feierte, so viele andere auch, darunter auch viele Israelfreunde und Israelis. Dafür antwortete aber u.a. ein anderer Sozialdemokrat und stellte die historisch mehr als nur kruden Thesen des NRW-Genossen etwas richtig:

 

Basti Levine: Wenn Sie betonen, Deir Jassin war vor der israelischen Staatsgründung, soll das natürlich suggerieren, dass die Juden der Aggressor waren, die die Araber vertrieben. Das ist natürlich falsch, und das ist sicher keine Bildungslücke Ihrerseits, sondern Teil Ihrer Hetze gegen Israel.
Ja, Deir Jassin war vor der Staatsgründung, aber NACH der Kriegserklärung und dem Angriff durch die arabischen Staaten auf den nach UN-Teilungsplan zu entstehenden Staat Israel. Aber solche Details, wer Frieden wollte und wer den Krieg begonnen hat, mit sowas geben Sie sich natürlich nicht ab. Man könnte jetzt Ihr Posting Schritt für Schritt der Lüge, der Verfälschung und Unredlichkeit überführen, aber sinnig erscheint mir das nicht bei einem solch böswilligen Text.

 

Die Diskussion verläuft dann eigentlich ruhig und durchaus höflich – bis es aus Grönebaum herausbricht, aber so richtig:

 

Tanya Aliza: Als deutsch-israelische Sozialdemokratin moechte ich an dieser Stelle an die vielen, mir unbekannten Freunde Israels in diesem Thread einen herzlichen Dank aussprechen – ich bin jeden Tag froh um Euch, die (auch wenn viele nicht unmittelbar vom isr.-pal. Konflikt betroffen sind) fuer das Land Israel einstehen und solch antiisraelischer „Argumentation“ sachlich entgegenstehen. Vielen Dank fuer Euren Einsatz, ich (und viele andere Israelis) schaetzen das sehr!

 

Stefan Grönebaum: Hier wird deutlich, worum es geht: Hier agiert eine wohl organisierte, gut vernetzte „fünfte Kolonne“ im Interesse der israelischen Politik und fühlt sich in deutschlöand offenbar so geschützt, dass sie mit Antisemitismusvorwürfen und Beleidigungen nur so um sich wirft, anstatt auf eine einziges Argument einzugehen oder sich mit denen der israelischen Histroiker zu befassen, die die verlogenen nationalen Mythen des eigenen Landes gründlich auseinandergenommen haben. Eine völlig von der Realität abgeschottete Truppe, die sich in ihrer Filterblase gegenseitig bestätigt. Erschreckend.

 

Die Aussagen sind in zweierlei Hinsicht interessant: Interessant ist, wie einige, die das Gerede von „Toleranz und offener Gesellschaft“ wie eine Monstranz vor sich her tregen, reagieren, sobald abweichende Meinungen geäußert werden. Und bemerkenswert, wie offenherzig hier Einblicke in die Gedankenwelt eines Referatsleiters gegeben werden.

 

Aufschlußreich wird auch sein, wie die SPD auf die Tiraden ihres Parteimitglieds reagiert. Wird sie sich distanzieren? Wird es Parteiordnungsmaßnahmen bis hin zum Parteiausschluß geben? Oder ist man auch weiterhin der Ansicht, daß die 22 bis 25 Prozent in den Umfragen zur nächsten Bundestagswahl immer noch viel zu viel sind?

 

 

 

Itay R. Livna - Foto: Screenshot FB-Profil (Foto: Screenshot von Ruhrbarone)


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Donnerstag, 27 Juli 2017