Nazi-Demonstration in Charlottesville: Vorurteil

Nazi-Demonstration in Charlottesville:

Vorurteil


Während eines Aufmarschs von Rassisten, Neo- und anderen Nazis in der amerikanischen Stadt Charlottesville steuerte ein Autofahrer sein Fahrzeug in eine Gruppe von Menschen, die gegen die Demonstration protestieren wollten.

Vorurteil

Eine Frau überlebte den Anschlag nicht, 19 Menschen wurden verletzt. Zwei Polizisten kamen wenig später beim Absturz ihres Hubschraubers ums Leben.

 

Präsident Donald J. Trump verurteilte die Gewalt in Virginia und rief zu Geschlossenheit auf. »Es gibt keinen Platz für solche Gewalt in Amerika«, teilte er via Twitter mit. Es spiele keine Rolle, welche Hautfarbe man habe, welche Herkunft, welchen Glauben oder welche Partei jemand wähle, »zuerst sind wir alle Amerikaner«. Nun gelte es, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen.

 

Derweil beklagt man im fernen Europa, wo man von »ein[em] Auto« zu berichteten weiß, das nach Auskunft der Behörden »vorsätzlich in eine Gruppe friedlicher Gegendemonstranten raste«, der amerikanische Präsident habe völlig vergessen, die für die Bluttat Verantwortlichen deutlich als Rechtsextremisten zu benennen, darin äußere sich »das moralische Versagen des US-Präsidenten«.

 

Donald J. Trump macht nichts richtig, scheint’s. Und in der Tat hätte er wohl gut daran getan, auch ein paar Worte über die »Unite the Right«-Marschierer verlieren können, die schließlich ärgerlich genug sind. Und dennoch: Wer Autos vorsätzliches (!) Handeln unterstellt, sollte sich doch mit Vorwürfen zurückhalten, zumal über die Motive des wirklichen Täters noch nichts bekannt ist.

 

So heißt es nämlich im gleichen Medium, in dem sich der Kommentator so selbstgerecht über den amerikanischen Präsidenten äußert, ganz ausdrücklich, »ob F.«, der Täter, »einer rechtsextremen Gruppe angehört, blieb zunächst unklar«. Gewiß ist ein Zusammenhang zwischen dem Aufmarsch der Extremisten und der Attacke auf Gegendemonstranten alles andere als unwahrscheinlich.

 

Gleichwohl aber fehlen noch Informationen, die ein abschließendes Urteil erlauben würden: Donald J. Trump hat also tatsächlich eine Vorverurteilung vermieden, die sich nicht zuletzt negativ hätte auswirken können in einem Verfahren gegen den Täter. Und selbst wenn Demokraten und einige Republikaner bereits Kritik übten, ist die Zurückhaltung Donald J. Trumps in diesem Fall – richtig.

 

 

tw_24- Foto: Charlottsville ist nach Gewalt bei einem Nazi-Aufmarsch weltweit in den Schlagzeilen (Foto: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/12/Charlottesville_Montage.jpg)


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Montag, 14 August 2017