Wie kann die Zukunft für die Kurden in Syrien und im Irak aussehen?

Wie kann die Zukunft für die Kurden in Syrien und im Irak aussehen?


Noch vor wenigen Monaten sah es so aus, als seien die Kurden im Irak und in Syrien die größten Gewinner des Kriegs gegen den Islamischen Staat.

Wie kann die Zukunft für die Kurden in Syrien und im Irak aussehen?

von Joost Hiltermann / Maria Fantappie, Foreign Policy

 

Gestärkt durch Bündnisse mit den gleichen westlichen Staaten, die sie einst verraten und aufgeteilt hatten, wagten sie davon zu träumen, dass das historische Unrecht, das ihres Erachtens darin liegt, dass ihnen durch das geopolitische Taktieren am Ende des Ersten Weltkriegs ein eigener Staat verwehrt wurde, kurz davor stehe, korrigiert zu werden. Doch statt die Schaffung einer eigenen Heimstätte zu erleben, haben die Kurden einen schweren Rückschlag erlitten. Nun, da der Kampf gegen den Islamischen Staat sich dem Ende nähert, hat sich der Enthusiasmus der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeter dafür, dass die Kurden in ihrem Auftrag den Islamischen Staats bekämpften, nicht in langfristigen militärischen und diplomatischen Beistand verwandelt, geschweige denn in Unterstützung für einen eigenen kurdischen Staat. (…)

 

Als sei das nicht schlimm genug, befinden sich die Kurden durch die Kombination ihrer Preisgabe durch den Westen und der innenpolitischen Instabilität in einer prekäreren Lage als zuvor. In der Hoffnung, dass die Unterstützung der Amerikaner es ihnen erlauben würde, im Endspurt die letzten Hürden schnell zu überspringen, haben die kurdischen Behörden im Irak ihre Vorsicht bei der Verfolgung der Unabhängigkeit im Laufe des letzten Jahres aufgegeben. Das hat sich als ein Fehler erwiesen. Ihre Entscheidung, das umstrittene Unabhängigkeitsreferendum gegen den Willen mächtigerer Staaten abzuhalten, führte zu einem massiven historischen Rückschlag. (…) Die Gruppe, die in den kurdischen Bezirken im Norden Syriens an der Macht ist, wird bald mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sein.

Sie hat ebenfalls die Schlachten der Amerikaner geschlagen. Im Gegenzug wurde sie von Washington mit Waffen versorgt. Auch sie könnte sich als entbehrlich erweisen, wenn der Islamische Staat seine letzten Gebiete verliert und Washington seine Aufmerksamkeit anderswohin wendet. Was wird dann aus der Region, die die syrischen Kurden im Laufe der letzte fünf Jahre de facto autonom verwaltet haben? (…)

 

Der vom Westen unterstützte Kampf gegen den Islamischen Staat hat die Anführer der Kurden dazu verleitet, die Grundlagen eines möglichen künftigen Staates auszuhöhlen. Die Kombination von politischer Selbstüberschätzung und territorialer Gier hat den Kurden im Irak einen katastrophalen Rückschlag beschert und das gleiche könnte den syrischen Kurden bevorstehen. Wenn die Kurden künftig eine Chance haben wollen, ihre Unabhängigkeit durchzusetzen, sollte die Konstellation in der Region sich ändern, sollten ihre Anführer sich besser auf politische Reformen im Inneren konzentrieren. Wenn sie das nicht tun, könnte ihnen sieben Jahre nach den arabischen Aufständen ein eigener kurdischer Frühling bevorstehen, getragen von eine jungen Bevölkerung, die wütend und frustriert ist und darauf brennt, sie für ihren historischen Fehltritt, die politische Misswirtschaft und die hoffnungslose Korruption zu bestrafen.

 

 

Übersetzt von MENA Watch - Foto: Es waren vor allem Kämpfer der kurdischen YPG, die den IS in Syrien erfolgreich bekämpften (Foto:  By BijiKurdistan [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons)


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Montag, 22 Januar 2018