Henryk M. Broder im Diualog mit einem `Antisemitismus-Beauftragten´: Sag es durch die Blume

Henryk M. Broder im Diualog mit einem `Antisemitismus-Beauftragten´:

Sag es durch die Blume


Das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann, ist, ihm einen Job zu geben, dem er nicht gewachsen ist. So hat die SPD einen Vorsitzenden nach dem anderen verschlissen und die Deutsche Bank ihren Ruf und ihre Bilanzen ruiniert.

Sag es durch die Blume

Von Henryk M. Broder

Dabei geht es nicht nur um das nötige Fachwissen, das kann man/frau sich anlesen (oder Leute anheuern, die es haben), es geht um das  Selbstbewusstsein, das dem Job entspringt, wie ein Fohlen aus seinem Gehege.

So betrachtet ist der Religions- und Politikwissenschaftler, Wissenschaftsblogger & Buchautor Michael Blume als Antisemitismus-Beauftragter des Landes Baaden-Württenberg eine totale Fehlbesetzung. Und das hat - damit keiner auf Abwege kommt - nichts damit zu tun, dass er kein Jude ist. Marx war Jude und Antisemit, Sartre kein Jude und hat eines der besten Bücher über das Wesen der Antisemitismus geschrieben. Und schon Alexander Roda Roda war der Meinung, „aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden“.

Michael Blume ist also kein Jude, dafür aber ein echter Schmock. Er behauptet, es werde ihm „wegen meiner Ehe mit einer Muslimin rassistisch vorgeworfen, Teil Ihrer angeblichen ‚Muslimbrüder-Verschwörung‘ zu sein“. Wer, wann, wo, wie und weshalb, darüber schweigt er sich aus. Dafür verschickt er "Solidarische Grüße aus Baden-Württemberg!" in die Welt hinaus. Im Amerikanischen nennt man so etwas "self-aggrandizement", „Selbstüberhöhung“. 

Gestern hat er nun auf seinem Twitter-Konto etwas gepostet, das so komplett gaga ist, dass man sich fragen muss, was der Mann unter seine Spätzle mischt:

Der Henryk Broder trollt mich wieder. In seiner letzten Mail an mich nannte er Herrn Weinthal „rotzfrecher Judenlümmel“ und kündigte an, mir seinen „Arierschein“ vorzulegen (!). Ich bitte um Verständnis, dass ich auf Texte & Kontaktversuche dieser Herren nicht mehr reagiere.

Zu behaupten, ich würde ihn trollen, ist so wahr ist, wie es wahr ist, ich hätte ihn gebeten, mich auf den Cannstatter Wasen zu begleiten, bis einer von uns beiden besoffen umfällt. Das Micro-Körnchen Wahrheit, das sich in seiner Lüge, ich würde ihn wieder trollen, versteckt , liegt in einer email, die ich ihm am 9. Oktober geschickt habe, nachdem er, Michael Blume, Benny Weinthal von seinem, also Blumes, Twitter-Konto ausgesperrt hatte.

sehr geehrter herr blume,

wie ich eben erfahren habe, haben sie beschlossen, ihre kommunikation mit benjamin weinthal abzubrechen. das ist natürlich ihr gutes recht. weinthal ist ein rotzfrecher judenlümmel, der sich gegenüber deutschen autoritäten unverschämtheiten erlaubt, die ihm nicht zustehen. 

darf ich sie deswegen in aller demut und gebeugter haltung fragen, unter welchen umständen ich eine anfrage an sie richten darf?

eine kopie meines deutschen passes finden sie im anhang. und sobald ich den arierschein meiner eltern gefunden haben, werde ich diesen ihnen ebenfalls zuschicken. das kann aber etwas dauern.

mit besten grüßen

b.

Worauf mir Blume zwei Stunden später antwortete:

Sehr geehrter Herr Broder,

haben Sie vielen Dank für Ihre humorvolle Anfrage. Ich lese Sie immer wieder gerne. Und, ja – wirklich schade.

Über Medienanfragen (auch) an mich freut sich bei uns die Pressestelle: stm.pressestelle@stm.bwl.de. Einen Pass benötigen Sie dafür nicht. :-)

Mit Dank und herzlichen Grüßen

Michael Blume

Das war ganz witzig und auch durchus souverän, fand ich. Nun, sechs Monate später, ist er in die großen Schuhe, die er mit dem Amt eines Antisemitismus-Beauftragten übernommen hat, hineingewachsen. Und fühlt sich von mir getrollt. Obwohl ich nicht auf Twitter bin. Deswegen kann er mich auch nicht aussperren. Was macht er nun, der lustige Troll von den Cannstatter Wasen?

 

Erstveröffentlicht bei der Achse des Guten - Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.


Autor: Henryk M. Broder:
Bild Quelle: Lupus in Saxonia [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]


Samstag, 30 März 2019