Eine schmerzhafte Frage an Sawsan Chebli

Eine schmerzhafte Frage an Sawsan Chebli


Die weltberühmte Bevollmächtigte des Berliner Senats und frühere Sprecherin des damaligen Außenministers und heutigen Bundespräsidenten Steinmeier, hat sich mal wieder virtuell geäußert ...

Eine schmerzhafte Frage an Sawsan Chebli

Von Gerd Buurmann

 Als am 29. November 1947 im Namen der Vollversammlung der Vereinten Nationen mit Zweidrittelmehrheit sowohl der israelischen als auch der arabischen Seite die Gründung jeweils eines unabhängigen Staates angeboten wurde, nahm die israelische Seite dieses Angebot an, während die arabische Seite die Annahme ihres unabhängigen Landes verweigerte und sich stattdessen zusammen mit Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien an einem gemeinsamen Krieg zur Vernichtung des neu gegründeten Israels engagierte.

Im Zuge dieses Krieges kam es zu zwei Flüchtlingsströmen. Der eine Strom bestand aus 500.000 Flüchtlingen, der andere aus 850.000 Flüchtlingen. Schauen wir uns zunächst die größere Flüchtlingsgruppe an.

Im Zuge des bis heute anhaltenden Vernichtungskrieges vieler arabischer Staaten gegen Israel wurden 850.000 Juden aus ihrer arabischen Heimat vertrieben. Ihnen wurden ihr Besitz und ihre Staatsbürgerschaften genommen. Mittlerweile gibt es sogar arabische Nationen, die ihre Vertreibungspolitik derart perfektioniert haben, dass dort kein einziger Jude mehr lebt, zum Beispiel Libyen und Algerien.

Heute leben in der arabischen Welt nur noch 0,9% so viele Juden wie 1948. Wie sieht es in Israel dort? Ist das arabische Volk dort fast völlig verschwunden wie das jüdische Volk in der arabischen Welt? Nein, es hat sich sogar fast verdoppelt.

In Israel leben heute fast doppelt so viele Araber wie 1948 und noch dazu als vollwertige Bürgerinnen und Bürger eines demokratischen Landes. Schauen wir uns daher die 500.000 arabischen Flüchtlinge an.

Als im Jahre 1948 Israel gegründet wurde, erklärte die arabische Welt Israel den Vernichtungskrieg. Im Zuge dieses bis heute anhaltenden Krieges und im Glauben an die Versprechungen der arabischen Nationen, nach der Vernichtung Israels könnten die Araber als Sieger in die Region zurückkehren, verließen 500.000 Menschen ihre Heimat; und das obwohl die meisten von ihnen nicht dazu gezwungen wurden, jedenfalls nicht von israelischer Seite – im Gegenteil: Israel bot den Arabern sogar an zu bleiben, um vollwertige Bürger des Landes zu werden. 160.000 Araber nahmen dieses Angebot an.

Mittlerweile gibt es 1.250.000 arabische Israelis. Es kann somit ohne Probleme gesagt werden, dass viele arabische Flüchtlinge in Wirklichkeit Auswanderer waren, die auf judenfeindliche Propaganda gehört haben. Das Wort „Flüchtling“ ist in diesem Zusammenhang daher oft ein Kampfbegriff.

Sehr geehrte Sawsan Chebli,

Ihre Eltern verließen Israel, obwohl es möglich gewesen wäre, dass sie Bürgerin und Bürger Israels werden. Warum haben Ihre Vorfahren Israel verlassen?

Gehören Ihre Eltern und Großeltern zu jenen Menschen, die gehofft haben, Israel möge vernichtet werden, damit sie zurückkehren können? Diese Hoffnung hat es in Deutschland auch mal gegeben.

Ihre Vorfahren wären in diesem Fall ideologisch nicht weit entfernt von jenen Deutschen, die zur selber Zeit aus dem Osten Europas flohen, wo sie versucht hatten, das Volk Israels vollständig zu vernichten.

Liebe Sawsan Chebli,

Sie sind Deutsche, so wie ich ein Deutscher bin. Ich weiß, es ist schwer, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, vor allem wenn in der eigenen Familie Vorfahren sind, die Juden gehasst haben. Es gehört jedoch in Deutschland irgendwie dazu, die eigene Biographie ehrlich zu durchleuchten. Daher meine schmerzhafte Frage:

Warum haben Ihre Eltern ihre Heimat verlassen? War da auch Judenhass mit im Spiel?

 

 

Tapfer im Nirgendwo


Autor: Gerd Buurmann
Bild Quelle: Pelz CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons


Dienstag, 25 Juni 2019