Schurke Salvini

Schurke Salvini


Einen echten Rechtspopulisten erkennt man weniger an seinen Taten, mehr an den publizistischen Schmieren, mittels derer jede einzelne dieser Taten sofort passend eingeordnet, genauer: ins rechte Licht gerückt wird.

Schurke Salvini

Von Shinto Trdic

Dann stimmt auch der Rest: die moralische Empörung. Erst am Pranger entzünden sich die Tugenden derer, die ihn aufgestellt haben. Davon zehren sie, ja: danach verzehren sie sich regelrecht.

Dass Politiker taktieren, tricksen und betrügen: Wer wüsste es nicht? Um die Ohren haut man es aber hauptsächlich denen, deren Tun und Treiben den verordneten oder erwünschten Dogmen widerstehen. Man muss den italienischen Innenminister so wenig mögen wie jeden anderen parlamentarischen Ehrgeizling. Gewiss. Eines immerhin hat er denen, die ihr gutes Gewissen an ihm abarbeiten, voraus: er schwiemelt ihnen, die ihn schelten, nicht nach dem Maul. Mehr noch: Deren Heuchelei pariert er umgehend und unmissverständlich. Als ihn der seenotrettende Multimillionär Richard Gere einen ´Baby Trump´ nennt, kontert der so umschmeichelte eiskalt. Gere möge die von ihm mit Hilfspaketen Bedachten „nach Hollywood mitnehmen und in seinen Villen beherbergen.“ Nein, wie polemisch! Als wenn der Name ´Trump´ es nicht auch ist: billige, allzu bequeme Polemik. Den in die Jahre gekommenen, ziemlich abgehalfterten Life Style Promis war schon immer daran gelegen, schwindende Marktwerte mittels passender karitativer ´Bemühungen´ aufzubocken. Solches streichelt auch und gerade deren Gemüt, das ohne narzisstische Rundumpflege umgehend verkäme. Die Rolle des modernen Robin Hood, der im Sherwood Forest ein vollklimatisiertes, luxuriöses Baumhaus unterhält, liegt diesen Heuchlern insofern, als dass sie dortselbst noch keinen der Verarmten und Entrechteten empfangen mussten, doch lassen sie einander gern auf der bequemen Sänfte bis an den Rand des Elends tragen. Dort bekommt der Mob dann unter gehörigem Blitzlichtgewitter die Brosamen einzeln verabreicht. Damit ist der Welt, der bösen, so was von geholfen.

Das eben kennzeichnet besagte Trickserei: den kläglich schändlichen Betrug. Und so verfährt auch die parfümierte Kommandopresse, liest sie dem Schurken Salvini und seinen Genossen die Leviten. Wenn die vom Volk gewählte italienische Regierung Grundeinkommen und Rentenreformen beschließt, um damit geschätzten fünf Millionen Menschen im Lande ein menschenwürdiges Dasein zu verschaffen, dann ist von letzteren so ziemlich nie die störende Rede; nur immer davon, dass solcherlei ´Populismus´ dem Defizitverfahren, also: den von den Gutmenschen verordneten Austeritätsdiktaten widerspricht. Geht es hingegen um die durchweg illegale Landnahme von ´Flüchtlingen´, spielen die vielbeschworenen Rahmenbedingungen gar keine Rolle mehr, da geht es nur noch um Menschen. Abgehängte ´Bio-Italiener´ zählen offenbar weit weniger zu denen.

An den Rechtspopulisten reibt sich die Kaste satt gewordener, weltrettender ´Idealisten´, die ihrerseits entscheiden, wer gerettet werden muss: Der Rest soll warten und das Maul halten. Freilich: Halten auch die guten Demokraten endlich das eigene Maul, hat man es ihnen einmal gründlich stopfen können. Der Vorwurf der Freiheitsberaubung, der allen Ernstes gegen Salvini erhoben wurde, hatte vor Gericht keine Chance. Bezeichnend, dass dies am Ende nur noch als Randnotiz Erwähnung fand, während die Bezichtigung selbst tagelang geweidet wurde wie ein fettes Mastschwein. Es grenzte schon an üble Nachrede, ja an Nötigung, die Verhinderung illegaler Masseneinreise als Freiheitsentzug zu werten. Salvini war es gerade nicht, der diese Leute anderthalb Meilen von der libyschen Küste eingesammelt und an Bord eines Rettungskahns eingepfercht hatte. Der Tatbestand der Nötigung ist übrigens, nach meinem Rechtsempfinden, auch dann gegeben, wenn mittels passend eingefädelter Inszenierungen so lange Druck ausgeübt wird, bis im erwünschten Sinne, einer Art Erbarmen Folge leistend, doch noch nachgegeben wird. Das geschieht andauernd. Angeblich seien, um ein aktuelles Beispiel zu bemühen, ´verzweifelte Flüchtlinge´ von der Open Arms über Bord gegangen, um nach Lampedusa zu schwimmen. Ich kann mir nicht helfen, aber die sorgsam in Szene gesetzten, jenseits des ´Rettungsschiffes´ eingefangenen Aufnahmen wirken so gestellt und aufgesetzt wie die uns sattsam bekannten Urlaubsvideos gelangweilter Pauschaltouristen. Wie auf Kommando umringen die nicht weit von der Open Arms trudelnden, sorgsam mit Rettungswesten eingekleideten Nichtschwimmer zwei Boote der Guardia Costiera, die dort also alles andere als spontan aufgetaucht sein können. Die über Bord Gegangenen haben folglich auch vorher schon gewusst, dass sie an denen nie und nimmer vorbei kommen werden. Sie haben, etwas genauer gesagt, gewusst, dass man sie ´retten´ wird und muss. Die behauptete Verzweiflung sieht im Ganzen mehr nach einer plumpen PR-Aktion aus, wie denn der Vorwurf, die Zustände an Bord seien unhaltbar, schon durch die wenigen verwackelten Aufnahmen widerlegt wird, die man uns bei solchen Gelegenheiten ständig zumutet. Eher steht zu vermuten, dass im Laufe der letzten Tage genug NGO den Kahn besucht und seine Besatzung entsprechend versorgt haben werden. Hätte der Herr Salvini das untersagt, wäre ihm selbiges als unterlassene oder verhinderte Hilfsleistung sofort um die Ohren gehauen worden. Womöglich haben die publizistischen Tugendbolde genau darauf nur gewartet. Das eben machen sie gern, die Steigbügelhalter einer weltumspannenden Internationale, denen lästige nationale Gesetze weniger wert sind als Mäusedreck: Ursache und Wirkung miteinander vertauschen. Wird schon keiner merken. Es geht ja durchweg und grundsätzlich, wirklich immer um eine gute Sache. So werden denn aus Tätern Opfer, und geltendes Recht wird kurzerhand zu Unrecht erklärt. Je höher der Anspruch, umso niederer die Gesinnung derer, die ihn in Frage stellen und sich dem entsprechenden Diktum im Zweifel entziehen. Wie der böse Matteo Salvini.

Ob man den jetzt da hat, wo man ihn immer schon haben wollte? Die derzeit mit viel Spott und Häme, und noch mehr vorauseilender Gewissheit begleitete italienische Regierungskrise ist eine, die sich ins Bild fügt; wir hatten und wir haben deren etliche in Europa. Aber diese bleibt doch Anlass genug, einmal mehr mit dem Scheusal abzurechnen. Merke: es gibt solche und solche. Als die Frau Merkel der Frau von der Leyen den Chefposten in Brüssel zuschanzte, fiel die berechtigte Kritik deutlich kleiner aus. Ein schäbiges Kavaliersdelikt. Sowas ist ärgerlich, aber eine Demokratie muss das aushalten können. Sie muss auch aushalten, dass die doofen Ungarn dauernd ihren Orban an der Spitze des Staates bestätigen, und die Frau Mutti musste dem sogar, passend zum Jubiläum, jüngst die Hand schütteln. Peinlich, peinlich. Überhaupt passt den auf Abruf befindlichen Konkursverwaltern Europas nicht, das ihnen die Schafe weglaufen: das blöde Volk. Die Damen und Herren Macron oder Merkel, von der Leyen oder Junker: juckt wenig, dass der Mob immer mürrischer vor sich hin muffelt. Am liebsten täten sie das renitente Gesindel kurzerhand umerziehen. Derzeit geschieht das noch recht umständlich mittels gleichgeschalteter Presse. Zieht aber immer weniger. Was mag danach kommen?

 

Foto: Matteo Salvini (li.) bei seinem Besuch in der israelischen Hauptstadt Jerusalem zusammen mit Ministerpräsident Binjamin Netanyahu


Autor: Dr. Nathan Warszawsk
Bild Quelle: Screenshot YT


Donnerstag, 22 August 2019