Antisemitismus effektiv lehren

Antisemitismus effektiv lehren


Die aktuelle große Nachkriegsexplosion europäischen Antisemitismus begann vor zwanzig Jahren.

Antisemitismus effektiv lehren

Von Dr. Manfred Gerstenfeld

Frankreich war das erste Land, das eine kräftige Zunahme an Vorfällen hatte. Man hätte erwarten sollen, dass verschiedene jüdische Organisationen seitdem Lernpakete entwickelten. Diese hätte man dazu nutzen können Menschen zu unterrichten, damit sie das Wesen des Antisemitismus als Vorbedingungen für Handeln verstehen. Ich habe nie effektive Pakete gesehen. Es folgen ein paar Dinge, die Teil eines solchen Lernprogramms sein sollten.

Für Schüler ist es entscheiden zu verstehen, dass der hautpsächliche Teil der antisemitischen Hetze aus Bereichen der riesigen islamischen Welt kommt. Das lässt sich durch einen kurzen Brocken aus dem Text der Rede des malaysischen Premierministers Mohamad Mahathir beim Gipfel der Organisation der Islamischen Konferenz im Oktober 2002 verdeutlichen. Die Führer von 57 Ländern waren anwesend. Mahathir, Gastgeber der Konferenz, stellte die Beziehungen zwischen Muslimen und Juden als weltweite, frontale Konfrontation dar und führte einige Beispiele einer „jüdischen Verschwörung“ an.[1] Ihm wurde von den Teilnehmern applaudiert.

Diese Behauptung könnte in dem Paket weiter durch Daten der weltweit durchgeführten ADL-Studie illustriert werden. Sie zeigt, dass 49% der Muslime der Welt Antisemiten sind; bei Christen sind es hingegen 24%, bei Atheisten 21%.[2] Die FRA-Studie von 2018 stellte fest, dass europäische Juden muslimischen Antisemitismus als die größte Bedrohung betrachten.[3] Eine Liste der ideologisch motivierten Morde an Juden in Europa im aktuellen Jahrhundert sollte ebenfalls Teil dieser Information sein. Sie wurden allesamt von Muslimen begangen. Es ist allerdings genauso wichtig nicht alle Muslime als Antisemitismus zu stereotypisieren.

Ein weiteres Schlüsselelement des Lernpaketes sollte die Dämonisierung Israels in Europa und der arabischen Welt sein. Diese könnte über die Darstellung der ehemaligen israelischen Premierminister Ariel Sharon[4] und Ehud Olmert[5] als Nazis in Karikaturen der progressiven norwegischen Zeitung Dagbladet gezeigt werden. Diesen kann man Karikaturen des früheren israelischen Premierminister Ehud Barak als Nazi in arabischen Zeitungen hinzufügen. Somit wäre die die Verbindung zwischen antisemitischen Mitgliedern der europäischen progressiven Linken und der Aufstachelung von Arabern erklärbar.

Dieses Element des Pakets würde durch Statistiken der vielen Dutzend Millionen Europäer Rückhalt verliehen, die Israelis als Nazis betrachten. Die Daten aus den Studien der Universität Bielefeld von 2011[6] und der ungarischen Organisation Inspira von 2019[7] können die Hauptinformationen liefern. Es sollte zudem auf Studiendaten hingewiesen werden, die zeigen, dass Muslime in Europa diese Dämonisierungsideen stärker unterstützen als es die einheimische Bevölkerung tut.

Der nächste Teil des Pakets ist auch einfach zu verstehen. Er besteht darin zu demonstrieren, dass die extreme Rechte – Neonazis oder nicht – ebenfalls eine wichtige Rolle im zeitgenössischen Antisemitismus spielt. Das müsste Bilder von den Schüssen in der Synagoge von Pittsburgh am 27. Oktober 2018 beinhalten. Diese forderten 11 Menschenleben, der schlimmste Akt antisemitischer Gewalt in der amerikanischen Geschichte.[8] Der Anschlag auf die Synagoge in Poway am 27. April 2019 – dem letzten Tag des Pessahfestes – forderte einen Toten.[9] Eine Beschreibung des fehlgeschlagenen Anschlags auf die Synagoge von Halle am Yom Kippur 2019 müsste ebenfalls Teil dieses Paketes sein.[10]

Wichtig ist auch zu betonen, dass Antisemitismus nicht auf rechtsextreme Weiße und Muslime beschränkt ist. Dem Lehrmaterial sollten Bilder des tödlichen Anschlags auf ein koscheres Geschäft in Jersey City Anfang diesen Jahres hinzugefügt werden.[11] Einige Zitate von Amerikas führendem Antisemiten, Louis Farrakhan, können das weiter illustrieren.[12] Das Paket sollte außerdem ein Bild von Farrakhan mit Barack Obama vor dessen Entscheidung für die US-Präsidentschaft zu kandidieren beinhalten. Das illustriert, dass der führende Verbreiter antisemitischen Hasses im Land von wichtigen Amerikanern nicht gemieden wird. Obama hatte es geschafft, das Bild während seiner gesamten Präsidentschaft erfolgreich aus der Öffentlichkeit herauszuhalten.[13]

Antisemitische Motive wie die Ritualmordlüge kehren durch die Jahrhunderte hindurch wieder. Man kann mit Dave Browns Karikatur des ein Baby essenden israelischen Premierministers Sharon beginnen. Sie wurde 2003 in der progressiven britischen Tageszeitung The Independent veröffentlich. Noch wichtiger ist, dass sie von der Organisation britischer Karikaturisten zur besten Karikatur des Jahres gekürt wurde. Der Preis wurde dem Karikaturisten von der ehemaligen Ministerin der Labour Party Clare Short überreicht. Veranstaltungsort war das Büro der gut beleumdeten britischen Wochenzeitung Economist.[14] Direkt neben die Sharon-Karikatur kann man das Bild des italienischen Malers Giovanni Gasparro von 2020 stellen, das die mittelalterliche Ritualmordlüge über Simon von Trient zeigt.[15]

Es ist ebenfalls wichtig die Rolle jüdischer Masochisten zu erklären, die den Antisemiten helfen. Die führende jüdisch-masochistische Organisation der Welt ist J-Street. Die Hagada von J-Street für 2020 in das Lehrmaterial einzubeziehen ermöglicht die detaillierte Bloßstellung solcher masochistischen Ideen. Ein Zitat von vielen in dieser Publikation lautet: „Was soll ich als Jude, der mit Israel verbunden ist, von dem furchtbaren Preis halten, den das palästinensische Volk für die Gründung des jüdischen Staates zahlt?“[16] Die Wahrheit sieht anders aus: Die Palästinenser zahlen einen furchtbaren Preis für ihren Widerstand gegen alle israelischen Friedensprojekte. Die Haggadah erwähnt das Völkermord-Ziel der Palästinenserpartei Hamas überhaupt nicht. Als weiteres Beispiel jüdischen Masochismus, könnte der offene Brief von 240 jüdischen und israelischen Akademikern aus dem Jahr 2019 einbezogen werden. Sie baten die deutsche Regierung ein Gesetz abzulehnen, das die Bewegung Boykott, De-Investitionen und Sanktionen für antisemitisch erklärt.[17]

Das oben Angeführte sind einfach wichtige Beispiele für ein notwendiges detaillierteres Lernpaket zu Antisemitismus. Alles, was nötig ist: dass eine jüdische Organisation – der die Wahrheit mehr wert ist als politische Korrektheit – einige Experten anstellt, die dies und eine Reihe weiterer Punkte in ein brauchbares Paket bringt. Das wird noch nicht einmal viel Geld kosten.

[1] https://jcpa.org/article/the-mahathir-affair-a-case-study/

[2] https://global100.adl.org/map

[3] https://fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/fra-2018-experiences-and-perceptions-of-antisemitism-survey_en.pdf, Seite 52

[4] “Sharon the Nazi” (Karikatur von Finn Graff, Dagbladet, April 2002), abgedruckt in: Erez Uriely: Jew-Hatred in Contemporary Norwegian Caricatures. Post-Holocaust and Anti-Semitism, 50, 1. November 2006.

[5] “Olmert the Nazi” (Karikautr by Finn Graff, Dagbladet, 10. Juli 2006), reproduiert ebenda.

[6] http://library.fes.de/pdf-files/do/07908-20110311.pdf

[7] Action and Protection League: Number of anti-semitic incidents hate crime Incidents per Year. Beircht vorbereitet von Inspira.

[8] http://www.nbcbayarea.com/news/national-international/fatal-shooting-at-pittsburgh-tree-of-life-synagogue/2037076/

[9] http://www.sandiegouniontribune.com/news/gallery/one-dead-three-injured-in-poway-synagogue-shooting

[10] http://www.jta.org/2019/10/09/global/gunmen-kill-two-in-attack-on-german-synagogue-kebab-shop

[11] https://edition.cnn.com/2019/12/11/us/jersey-city-new-jersey-shooting-wednesday/index.html

[12] https://besacenter.org/wp-content/uploads/2018/12/1034-Louis-Farrakhan-Americas-Foremost-Antisemite-Gerstenfeld-final.pdf

[13] http://www.ajc.com/news/local/could-this-long-lost-photo-have-derailed-obama-2008-campaign/jC8NKhQr6a72VjRYY9o0EM/

[14] www.independent.co.uk/news/media/independent-cartoonist-wins-award-80239.html

[15] http://www.algemeiner.com/2020/04/01/blood-libel-never-a-church-teaching-says-prominent-us-catholic-academic-as-defenders-of-antisemitic-italian-painting-come-forward/

[16] https://jstreet.org/wp-content/uploads/2020/03/J-Street-Passover-Haggadah.pdf, S. 12

[17] http://www.jpost.com/diaspora/antisemitism/240-israeli-jewish-academics-urge-against-calling-bds-antisemitic-592205

 

Heplev


Autor: Dr. Manfred Gerstenf
Bild Quelle: Screenshot


Dienstag, 14 April 2020