Die Wahl zum britischen Unterhaus findet am 4. Juli in allen vier Teilen des Vereinigten Königreichs statt, also neben England auch in Schottland, Wales und Nordirland. Das politische Chaos vor dieser Wahl wird sich, so sieht es in den aktuellen Prognosen aus, auch nach der Wahl fortsetzen. Zwar werden die Sozialisten (Labour) durch ihren massiven Stimmenzuwachs in England die Wahl insgesamt für sich entscheiden und mutmaßlich eine Alleinregierung stellen können, aber gleichzeitig wird mit dieser Wahl auch die Spaltung des Königreichs manifestiert.
In Schottland wird die Nationalpartei (SNP) aufgrund der eigenen Skandale zwar Stimmen verlieren, könnte aber dennoch stärkste Partei in diesem Landesteil bleiben. Interessant ist, dass die Reformer von Nigel Farage aus dem Stand heraus möglicherweise sogar in Schottland ein zweistelliges Ergebnis erzielen können. Das wiederum würde aber bedeuten, dass damit die Unabhängigkeitsbewegung Schottlands erst einmal wieder deutlich ins Hintertreffen gerät.
Noch gravierender aber ist das Abdriften Nordirlands weg von der Londoner Politik. Hier stehen die Zeichen auf einen eindeutigen Wahlsieg der national-irischen Sinn Féin, der »katholischen Partei«. Ihr Ziel ist ganz eindeutig eine Loslösung der nördlichen Provinzen Irlands aus dem Vereinigten Königreich und eine Vereinigung mit dem republikanischen Süden der Insel. Die DUP, die Partei der protestantischen Loyalisten, die sich für einen Verbleib beim Königreich ausspricht, verliert immer mehr an Rückhalt bei der Bevölkerung. Ausschlaggebend für diese Entwicklung ist der Brexit: in Nordirland stimmte man mehrheitlich für einen Verbleib in der EU.
Der einzige Landesteil, in dem der Wahlausgang ähnlich dem in England sein wird, ist Wales. Wobei hier die Reformer von Farage vermutlich noch einmal deutlich besser abschneiden werden als in England und sehr wahrscheinlich einen Stimmenanteil von über 20 Prozent erhalten werden.