Holocaust-Gedenktag in Italien: Jüdische Kritik an NGOs und internationale ReaktionenHolocaust-Gedenktag in Italien: Jüdische Kritik an NGOs und internationale Reaktionen
Am Holocaust-Gedenktag sorgt Kritik an NGOs und internationaler Doppelmoral für Spannungen. Israel wirft Organisationen wie Amnesty International Heuchelei vor.
Am Vorabend des Holocaust-Gedenktags, der jährlich an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnert, sorgte eine Protestaktion jüdischer Gruppen in Italien für Aufsehen. Diese prangerten auf der antiken Pyramide Cestia in Rom die angebliche Heuchelei zahlreicher Nichtregierungsorganisationen (NGOs) an. Projektionen zeigten Botschaften wie: „Wenn Israel die Züge nach Auschwitz bombardiert hätte, hätten Sie sich auf Hitlers Seite gestellt“ und „Heuchelei und Antisemitismus sind eure Flaggen.“
Besonders ins Visier gerieten Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen und das Rote Kreuz, Organisationen, die Israel in Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt scharf kritisierten. Amnesty International wurde vorgeworfen, Israel während seines Krieges gegen die Hamas des Völkermords zu bezichtigen. Der italienische Sprecher von Amnesty, Riccardo Noury, verurteilte die Protestaktion und bezeichnete sie als „verachtenswert“ sowie als „missbräuchliche Nutzung“ ihres Logos. Gleichzeitig betonte er, dass Antisemitismus eine ernsthafte Menschenrechtsverletzung sei und der Vorwurf gegen Amnesty ebenso lächerlich wie schwerwiegend sei.
Die Kontroversen um NGOs wie das Rote Kreuz werden zusätzlich durch die mutmaßliche Untätigkeit gegenüber israelischen Geiseln, die von der Hamas verschleppt wurden, angeheizt. So berichteten die Eltern der ehemaligen Geisel Doron Steinbrecher, dass das Rote Kreuz sie im Dezember mit den Worten getadelt habe: „Denken Sie an die palästinensische Seite ... Auch für sie ist es schwer, sie werden bombardiert.“ Dies geschah in einem Moment, in dem die Eltern lediglich hofften, dass ihre Tochter dringend benötigte Medikamente erhalten könnte.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu kritisierte scharf das Internationale Strafgericht (ICC) und erklärte auf Twitter, das Gericht agiere „antisemitisch“, da es Haftbefehle gegen israelische Verantwortliche ausgestellt habe. In Anspielung auf den Holocaust verglich er die Hamas mit den Nazis und versprach, diese endgültig zu besiegen.
Irlands Reaktionen und jüdische Perspektiven
Auch in Irland gab es Spannungen, nachdem Präsident Michael Higgins eine Holocaust-Gedenkrede hielt, die von jüdischen Gemeinden als scheinheilig empfunden wurde. Higgins hatte Israels Vorgehen gegen die Hamas mehrfach kritisiert und diese Position ausgerechnet bei der Gedenkveranstaltung verteidigt. Rabbi Yoni Wieder, der oberste Rabbiner Irlands, bemängelte, dass Higgins den aktuellen Antisemitismus im Land weder erwähnte noch ernsthaft ansprach, wodurch seine Worte für viele Juden hohl klangen.
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen starben – die größte Zahl jüdischer Opfer seit dem Holocaust – ist der weltweite Antisemitismus stark angestiegen. Besonders betroffen ist Israel, das nicht nur zahlreiche Holocaustüberlebende beherbergt, sondern seit Oktober auch in mehreren Fronten Krieg gegen Hamas und verbündete Terrorgruppen führt. Laut dem israelischen Sozialministerium sind seit den Angriffen 86 Holocaustüberlebende durch Vertreibungen oder direkte Gewalt gestorben.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Dienstag, 28 Januar 2025