Tesco und der Konflikt um israelische Produkte: Wie ein interner Streit zur politischen Bühne wurdeTesco und der Konflikt um israelische Produkte: Wie ein interner Streit zur politischen Bühne wurde
Ein suspendierter Tesco-Mitarbeiter in Nordirland löst eine Protestwelle aus. Pro-palästinensische Gruppen stilisieren eine arbeitsrechtliche Entscheidung zu einem politischen Akt – und verbreiten Erzählungen, die weit über den Supermarkt hinausreichen.
Der Vorfall in einer unscheinbaren Tesco-Filiale in Nordirland hätte ein alltäglicher Konflikt zwischen Arbeitgeber und Angestelltem sein können. Ein Mitarbeiter weigerte sich, israelische Produkte zu verräumen oder an der Kasse zu scannen – also grundlegende Tätigkeiten, die zu jeder normalen Schicht gehören. Doch binnen Stunden verwandelte sich dieser interne Arbeitskonflikt in eine lautstark geführte politische Auseinandersetzung, die weit über die Regale eines britischen Supermarkts hinausreicht.
Tesco suspendierte den Mitarbeiter, wie es bei einer bewussten Arbeitsverweigerung üblich ist. Nicht wegen Politik, nicht wegen Haltung – sondern weil eine Supermarktkette auf funktionierende Abläufe angewiesen ist. Doch genau an diesem Punkt setzten Aktivisten der BDS-Bewegung an. Sie erklärten die Suspendierung öffentlich zu einem „Angriff auf das Gewissen“ und behaupteten, der Mann habe sich geweigert, „blutbefleckte israelische Waren“ anzufassen. Damit wurde aus einem arbeitsrechtlichen Vorgang ein politischer Kampfbegriff.
Wenig später formierten sich vor mehreren Tesco-Märkten im Vereinigten Königreich Protestgruppen. Aus einem einzelnen Pflichtverstoß wurde ein Symbol, das sich bestens für Kampagnen eignete. Die Erzählung: Ein „Widerständler“ werde von einem Konzern bestraft, weil er sich gegen „Genozid“ wende. Die Realität: Ein Angestellter, der die ihm übertragenen Tätigkeiten nicht ausführen wollte, und ein Unternehmen, das auf Regeln bestand.
Die Dynamik dahinter ist altbekannt. Wo israelische Produkte ins Spiel kommen, wird aus jeder Kleinigkeit ein moralisches Schlachtfeld. Die Frage, ob Waren verräumt oder Kisten ausgepackt werden, verliert jede Bodenhaftung. Stattdessen entsteht ein Klima, in dem Fakten kaum noch zählen und jede Handlung entlang politischer Linien bewertet wird.
Dass BDS-Aktivisten den Vorfall sofort nutzten, überrascht nicht. Die Bewegung lebt davon, alltägliche Vorgänge zu dramatisieren und Unternehmen an den Pranger zu stellen. Auch diesmal folgte dieselbe Logik: eine Petition, tausende Unterschriften, Appelle an angebliche „ethische Pflichten“ und der Versuch, Druck auf ein Einzelunternehmen auszuüben, um eine politische Botschaft zu erzwingen.
Dabei bleibt eines unterbelichtet: Wenn Beschäftigte eigenmächtig entscheiden, welche Produkte sie bedienen und welche nicht, verliert jede Arbeitsorganisation ihre Grundlage. Ein Supermarkt kann nicht funktionieren, wenn politische Loyalitäten darüber bestimmen, wer Waren einscannt, Regale auffüllt oder Lieferungen annimmt. Tesco machte genau das, was jedes andere Unternehmen tun würde – der Unterschied ist, dass israelische Produkte immer wieder zum Anlass genommen werden, um moralische Angriffe zu inszenieren.
Der Fall zeigt einmal mehr, wie tief der Konflikt um Israel in den Alltag europäischer Gesellschaften eingesickert ist. Ein Job im Einzelhandel, ein Kassenband, ein Regal – und doch wird daraus ein politisches Lagerfeuer. Dass solche Kampagnen nicht nur Israel treffen, sondern auch jüdische Gemeinden in Europa verunsichern, blenden die lautesten Stimmen bewusst aus.
Am Ende bleibt ein bitterer Eindruck: Hier ging es nicht um Arbeitsrecht. Nicht um Gewissen. Sondern um die nächste Gelegenheit, Israel öffentlich anzugreifen – koste es, was es wolle.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Honiton : Tesco by Lewis Clarke, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=141176628
Freitag, 05 Dezember 2025