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Teherans neues Manöver: Wie der Iran die IAEA unter Druck setzt, um sein Atomprogramm der Kontrolle zu entziehen

Teherans neues Manöver: Wie der Iran die IAEA unter Druck setzt, um sein Atomprogramm der Kontrolle zu entziehen


Der Iran nutzt die jüngsten Angriffe auf seine Atomanlagen, um die Regeln der internationalen Aufsicht neu zu definieren. Hinter dem Ruf nach „Sicherheitsgarantien“ steht ein bekanntes Täuschungsmuster, das die Kontrolle seines Atomprogramms weiter auszuhöhlen droht.

Teherans neues Manöver: Wie der Iran die IAEA unter Druck setzt, um sein Atomprogramm der Kontrolle zu entziehen

Der Iran nutzt die jüngsten Angriffe auf seine Atomanlagen, um eine lang eingeübte Strategie weiterzuführen. Unter dem Vorwand neuer Sicherheitsbedrohungen stellt das Regime die internationale Kontrolle infrage, versucht, Regeln umzuschreiben und die Inspektoren der Atomenergiebehörde in eine defensive Position zu drängen. Es ist ein Muster, das sich seit Jahren wiederholt und das zeigt, wie Teheran mit politischer Dreistigkeit die Schwächen der internationalen Ordnung ausnutzt.

Nach den Angriffen auf mehrere Standorte erklärte der Sprecher der iranischen Atomenergieorganisation, Behrouz Kamalvandi, die geltenden Inspektionsregeln der IAEA seien für Zeiten des Friedens geschaffen worden. Sie könnten einem Staat, der militärisch angegriffen werde, nicht zugemutet werden. Die Forderung klingt technisch, beinahe bürokratisch, doch sie ist politisch hoch brisant. Denn sie zielt darauf ab, den Mechanismus der Aufsicht nicht nur zu begrenzen, sondern in seinem Kern infrage zu stellen. Wenn der Iran selbst definieren dürfte, wann und wie er Inspektoren einlässt, hätte das Kontrollsystem keine Substanz mehr.

Bereits im Juni reduzierte Teheran seine Zusammenarbeit mit der IAEA. Die offizielle Begründung: Die Behörde habe Angriffe auf iranische Nuklearanlagen nicht als Verletzung internationalen Rechts verurteilt. Tatsächlich zeigt dieser Schritt vor allem eines. Der Iran nutzt jede Gelegenheit, um Transparenz abzubauen und Misstrauen zu säen. Während Teheran behauptet, weiterhin die Vorgaben des Nichtverbreitungsvertrags einzuhalten, verweigert es den Inspektoren ausgerechnet dort Zugang, wo nach internationalen Standards eine Überprüfung zwingend wäre. Beschädigte Anlagen bleiben kontrollfrei. Kamalvandi erklärt dies mit Risiken für Personal, Material und sensible Daten. Doch gerade diese Begründung macht deutlich, wie eng politische Strategie und technokratische Sprache miteinander verknüpft sind.

Seit Wochen fordert die IAEA Zugang zu den betroffenen Standorten, um Schäden zu dokumentieren und sicherzustellen, dass keine Materialien abgezogen oder verschoben wurden. Iran lehnt dies ab. Jede Frage, jede Anfrage, jeder Inspektionsvorschlag wird mit dem Hinweis beantwortet, dies könnte feindlichen Staaten Hinweise auf Schwachstellen geben. Damit konstruiert das Regime ein moralisches Dilemma. Es präsentiert sich als Opfer äußerer Angriffe und erklärt, die eigenen Sicherheitsinteressen erlaubten eine eingeschränkte Transparenz. Doch die Welt kennt diese Erzählung. Sie begleitet das iranische Atomprogramm seit vielen Jahren und hat sich immer als taktische Verschleierung erwiesen.

Die politische Dimension dieser Entwicklung ist kaum zu überschätzen. Teheran fordert nun internationale Garantien, die weit über alle bestehenden Verträge hinausgehen. Gleichzeitig nutzt es die Unsicherheit nach den Angriffen, um eine Debatte über Grundsatzfragen der Aufsicht zu erzwingen. Inspektionen an intakten Anlagen finden zwar statt, doch sie erfolgen unter strenger Beobachtung, in reduziertem Umfang und unter Bedingungen, die im Grunde einen Präzedenzfall darstellen. Ein Staat, der seit Jahrzehnten gegen Kontrollauflagen verstößt, versucht nun, die Regeln zu definieren, unter denen er selbst überprüft werden möchte.

Für Israel und für Staaten, die die iranischen Ambitionen seit Jahren mit schwerer Sorge betrachten, ist diese Entwicklung ein vertrautes Bild. Teheran beruft sich auf Rechte, die es selbst mit Füßen tritt. Es präsentiert sich als Garant der eigenen Sicherheit, während es gleichzeitig die internationale Sicherheit herausfordert. Die Forderung nach neuen Kontrollregeln ist kein Vorschlag für Stabilität, sondern ein strategischer Angriff auf die Transparenz, die das IAEA System überhaupt funktionsfähig macht.

Das Täuschungsmuster ist alt und funktioniert dennoch immer wieder. Der Iran behauptet zunächst, er sei unfair behandelt worden. Er reduziert die Kooperation. Er stellt neue Bedingungen. Und schließlich behauptet er, nur diese Bedingungen garantierten Stabilität. Wer diesem Argument folgt, begibt sich in eine Position, in der die Täter die Regeln des Opfers bestimmen. Genau das ist Teherans Ziel. Die Welt soll die Kontrolle verlieren, während der Iran behauptet, sie nie gesucht zu haben.

Entscheidend sind die kommenden Wochen. Wenn die IAEA den Anspruch der Transparenz nicht verteidigt, wird das Kontrollsystem an Glaubwürdigkeit verlieren. Und das wäre ein Signal, das weit über den Nahen Osten hinausreicht. Es würde zeigen, dass ein entschlossener Staat, der über die Jahre gelernt hat, internationale Mechanismen auszutricksen, seine Interessen durchsetzen kann, indem er sich als Opfer inszeniert und Regeln neu definiert.

Für Israel steht viel auf dem Spiel. Denn die Erfahrung zeigt, dass der Iran nicht mehr Transparenz verlangt, sondern weniger. Nicht mehr Stabilität, sondern mehr Spielraum. Nicht mehr internationale Kontrolle, sondern die Möglichkeit, diese schrittweise zu untergraben.

Die Welt kann sich entscheiden, ob sie Teherans Spiel durchschaut oder ob sie ihm erneut aufsitzt. Die iranische Führung setzt darauf, dass die internationale Gemeinschaft den Konflikt scheut und deshalb nachgibt. Doch wer Sicherheit will, muss sich daran erinnern, worauf die Atomaufsicht gebaut ist. Aufsicht braucht Regeln. Und Regeln verlieren ihren Wert, wenn ein Staat sie nach Belieben neu definieren darf.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Parsa 2au - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=127036878


Mittwoch, 10 Dezember 2025

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