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Die erneute Festnahme von Narges Mohammadi: Ein Regime, das seine Angst vor Freiheit nicht mehr verbergen kann

Die erneute Festnahme von Narges Mohammadi: Ein Regime, das seine Angst vor Freiheit nicht mehr verbergen kann


Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi wurde erneut gewaltsam festgenommen. Der Vorfall zeigt, wie sehr das Regime jede Stimme für Menschenrechte als Bedrohung betrachtet und wie weit Teheran bereit ist zu gehen, um Kritik endgültig zum Schweigen zu bringen.

Die erneute Festnahme von Narges Mohammadi: Ein Regime, das seine Angst vor Freiheit nicht mehr verbergen kann

Es sind Nachrichten, die selbst für iranische Verhältnisse erschüttern. Narges Mohammadi, eine der bekanntesten Menschenrechtsverteidigerinnen des Landes und Trägerin des Friedensnobelpreises, wurde nach Angaben ihrer eigenen Stiftung erneut festgenommen. Der Zugriff erfolgte gewaltsam, die Sicherheitskräfte bedrängten sie ohne Angabe eines klaren Haftgrundes und ohne Information über den Ort der Festnahme. Selbst für Angehörige und Unterstützer bleibt unklar, wohin sie gebracht wurde und in welchem Zustand sie sich befindet. In einem Land, in dem Frauen systematisch entrechtet werden und Dissidenten jederzeit verschwinden können, ist diese Ungewissheit Teil der Strafe.

Mohammadi hat über dreißig Jahre Haftstrafen angesammelt, weil sie sich für grundlegende Freiheiten einsetzt. Sie kämpft für das, was überall selbstverständlich sein sollte: das Recht, ohne Repression zu leben und staatliche Gewalt zu kritisieren. Seit Jahren sitzt sie immer wieder im Gefängnis, oft in Isolation, oft ohne medizinische Versorgung. Erst vor wenigen Monaten durfte sie das Gefängnis vorübergehend verlassen, weil sich ihr Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert hatte. Doch selbst diese kurze Zeit außerhalb der Gefängnismauern war dem Regime offenbar zu viel. Denn Mohammadi nutzte sie nicht zum Schweigen, sondern zum Sprechen.

Gerade erst veröffentlichte sie einen Essay, in dem sie schrieb, dass die Menschen im Iran keinen Frieden erleben können, solange ein System über jedes Detail ihres Lebens bestimmt. Sie warnte vor einem Staat, der Privatsphäre, Würde und Freiheit zerstört. Solche Worte entstehen nicht aus Ideologie, sondern aus Erfahrung. Mohammadi hat Gewalt, Drohungen und staatlichen Hass ertragen. Sie erzählte, wie Sicherheitsdienste ihr immer wieder Todesdrohungen übermitteln und wie sie im Gefängnis von Aufsehern zusammengeschlagen wurde, nachdem sie Proteste gegen die Hinrichtungswelle im Land angeführt hatte. Wer im Iran gegen staatliche Gewalt eintritt, sieht sich selbst der Gewalt ausgeliefert.

Dass ihre erneute Festnahme bei einer Gedenkfeier eines verstorbenen Rechtsanwalts erfolgte, ist kein Zufall. Dort, wo sich Menschen an jene erinnern, die für Gerechtigkeit kämpften, agiert das Regime besonders brutal. Schon lange versucht es, die juristische Elite des Landes einzuschüchtern und kritische Stimmen endgültig zu brechen. Mohammadi gehört zu den gefährlichsten Gegnern aus Sicht der Machthaber, weil sie weder bestechlich ist noch Angst zeigt. Sie steht für eine Wahrheit, die das Regime nicht widerlegen kann: dass Freiheit und Menschenwürde nicht ausgelöscht werden können, selbst wenn man es mit Gewalt versucht.

Die Festnahme ist auch ein Signal an die Welt. Teheran zeigt offen, dass internationale Preise oder weltweite Anerkennung keinerlei Schutz bieten. Das Regime betrachtet selbst die Nobelpreisverleihung als Provokation, nicht als Mahnung. Die Entscheidung, Mohammadi wieder zu inhaftieren, ist Ausdruck eines Machtapparates, der spürt, wie brüchig seine eigene Legitimation geworden ist. Seit dem Tod von Mahsa Amini erschüttern Proteste das Land. Frauen legen das Kopftuch ab, Familien verweigern die staatlich vorgeschriebenen Rituale, junge Menschen verweigern die Angst. Jede freie Stimme, die diese Bewegung stärkt, gilt dem Regime als Gefahr.

Aus israelischer Perspektive ist dieser Vorgang mehr als eine Menschenrechtsverletzung. Er zeigt erneut, dass der iranische Staat nicht durch Dialog zu ändern ist. Ein Regime, das sich so fundamental vor seinen eigenen Bürgern fürchtet, wird niemals Frieden mit seinen Nachbarn suchen. Die Unterdrückung im Innern und die Aggression nach außen sind zwei Seiten derselben Ideologie, die auf Kontrolle, Angst und Gewalt beruht. Narges Mohammadi ist nicht nur ein Symbol des Widerstands, sie ist auch ein Hinweis darauf, wie tief die Krise dieses Systems reicht.

Solange Menschen wie sie eingesperrt, geschlagen und verschwinden gelassen werden, kann die Welt nicht so tun, als sei der Iran ein normaler Staat. Jede Festnahme, jede Drohung, jede Nacht im Gefängnis richtet sich nicht nur gegen eine Aktivistin, sondern gegen das Recht, frei zu leben. Mohammadi hat das verstanden und zahlt dafür einen Preis, den nur wenige tragen könnten. Doch gerade dadurch zeigt sie, dass Mut ansteckend ist und dass Diktaturen zwar Menschen in Zellen sperren können, aber niemals ihre Sehnsucht nach Freiheit.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By VOA - Voice of America, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=138544173


Freitag, 12 Dezember 2025

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