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„Sie wollten mich auslöschen“ Elkana Bohbot berichtet erstmals vollständig über Folter, Hunger und psychologische Zerstörung in Hamas Gefangenschaft

„Sie wollten mich auslöschen“ Elkana Bohbot berichtet erstmals vollständig über Folter, Hunger und psychologische Zerstörung in Hamas Gefangenschaft


Mehr als zwei Jahre war Elkana Bohbot Geisel der Hamas. Seine Aussagen zeichnen ein umfassendes und in sich geschlossenes Bild systematischer Gewalt, gezielten Hungers, erzwungener Propaganda und bewusster seelischer Zerstörung. Nichts davon war Zufall. Alles folgte einem Muster.

„Sie wollten mich auslöschen“ Elkana Bohbot berichtet erstmals vollständig über Folter, Hunger und psychologische Zerstörung in Hamas Gefangenschaft

Der Israeli Elkana Bohbot wurde am 7. Oktober 2023 beim Nova Musikfestival nahe dem Kibbutz Re’im entführt. Bohbot gehörte zum Produktionsteam der Veranstaltung. Am frühen Morgen stürmten Hamas Terroristen das Festivalgelände und verübten eines der schwersten Massaker in der Geschichte Israels. Mehr als 360 Menschen wurden ermordet. Viele von ihnen junge Besucher, die unbewaffnet und schutzlos waren.

Bohbot beschreibt den Überfall als organisierte Menschenjagd. Bewaffnete Terroristen bewegten sich systematisch über das Gelände, zerstörten Fahrzeuge, überprüften Verletzte und erschossen Menschen aus nächster Nähe. Er berichtet, dass plötzlich etwa siebzig Terroristen um ihn herum standen. Ruhig, bewaffnet, zielgerichtet. Auf dem Weg in den Gazastreifen hatte er panische Angst, von der Menge gelyncht zu werden. In diesem Moment habe er zu Gott gebetet, er möge ihm lieber eine Kugel geben, als ihn der Gewalt der Menge auszuliefern.

Was folgte, war eine Gefangenschaft von rund 738 Tagen. Bohbot wurde über lange Zeiträume in unterirdischen Tunneln festgehalten. Ohne Tageslicht, mit kaum Luft, häufig angekettet. Er beschreibt diese Zeit mit drastischen Worten. In den Tunneln gebe es keinen Unterschied zwischen einem Lebenden und einem Toten. Beide seien begraben. Der einzige Unterschied sei, dass das Herz noch schlage.

Die Bedingungen waren nicht nur physisch extrem. Sie waren bewusst darauf ausgelegt, den Menschen zu brechen. Gewalt, Isolation und Ungewissheit gehörten zum Alltag. Besonders in den letzten sechs Monaten verschärften sich die Umstände drastisch.

Zu den grausamsten Erlebnissen zählt Bohbot ein erzwungenes Propagandavideo. Hamas Terroristen zwangen ihn und eine weitere Geisel, einen angeblichen Suizidversuch darzustellen. Sie schnitten ihnen in die Hände, schlugen sie, bis sie bluteten, und befahlen ihnen, so zu tun, als hätten sie versucht, sich selbst das Leben zu nehmen. Ziel war es, Bilder von Verzweiflung zu erzeugen und diese propagandistisch zu nutzen. Das Video wurde später nicht veröffentlicht. Die Gewalt jedoch war real.

Auch in anderen Propagandavideos wurde Bohbot eingesetzt. Abgemagert, erschöpft, mit Aussagen, die ihm vorgegeben wurden. In einem Video, das gemeinsam mit seinem Mitgefangenen Yosef Haim Ohana aufgenommen wurde, waren sämtliche Worte unter Zwang gesprochen. Bohbot sagt klar, dass jede Abweichung Strafen nach sich gezogen hätte. Schläge oder der Entzug von Nahrung.

Die körperliche Gewalt wurde begleitet von gezielter psychologischer Folter. Seine Entführer logen ihn wiederholt über seine Familie an. Sie sagten ihm, seine Mutter sei gestorben. Seine Frau habe ihn verlassen. Ein besonders traumatischer Moment ereignete sich, als ein Hamas Wächter nach dem Namen seines kleinen Sohnes Re’em fragte. Kurz darauf begann der Terrorist laut zu beten. Nicht für das Leben des Kindes, sondern dafür, dass es sterben möge.

Bohbot beschreibt diesen Moment als einen der zerstörerischsten seiner gesamten Gefangenschaft. Die Terroristen hätten genau gewusst, womit sie einen Menschen treffen konnten. Ziel sei nicht nur Gehorsam gewesen, sondern die innere Zerstörung.

Hunger war ein zentrales Mittel der Kontrolle. Nahrung wurde rationiert oder als Strafe vollständig entzogen. Besonders in den letzten Monaten litten die Geiseln unter dauerhaftem Hunger. Bohbot berichtet von einer besonders perfiden Methode. Immer wenn Geiseln um Essen baten, zwangen die Terroristen sie, Videos anzusehen, die zeigten, wie israelische Soldaten im Kampf getötet wurden. Erst danach erhielten sie manchmal etwas Nahrung. Hunger und psychologischer Terror waren untrennbar miteinander verbunden.

Mehrfach versuchten Bohbot und andere Geiseln, Fluchtpläne zu entwickeln. Doch jede Hoffnung endete, sobald sie tiefer in das verzweigte Tunnelsystem gebracht wurden. Dort gab es keine Orientierung, keine Möglichkeit zur Flucht, keine Zeitwahrnehmung.

Im Oktober 2025 wurde Bohbot im Rahmen eines von den Vereinigten Staaten vermittelten Waffenstillstands und Geiselabkommens freigelassen. Die Rückkehr nach Israel bedeutete Freiheit, aber kein Ende des Leidens. Er befindet sich seither in intensiver körperlicher und psychischer Rehabilitation. Laute Geräusche, Kameras und geschlossene Räume lösen Flashbacks aus.

Monate nach seiner Freilassung beschreibt Bohbot seinen Alltag so. Er lebe von Stunde zu Stunde. Er habe keine feste Routine. Es sei schwer gewesen, wieder eine Verbindung zu seinem Sohn aufzubauen, nachdem dieser zwei Jahre ohne Vaterfigur aufgewachsen sei. Der Prozess sei lang und schmerzhaft.

Hinzu kommt die schwere Erkrankung seiner Mutter. Auch das bezeichnet Bohbot als einen weiteren Kampf. Trotz allem spricht er über Zukunft. Er wünscht sich, seinem Sohn eines Tages ein Geschwisterkind zu schenken und seinen Kindern ein sicheres Zuhause in Israel zu ermöglichen. Mehr wolle er nicht.

Die Aussagen Bohbots ergänzen zahlreiche Berichte anderer freigelassener Geiseln, die übereinstimmend von systematischer Misshandlung, Hunger, Isolation und Propaganda durch die Terrororganisation Hamas berichten. Es handelt sich nicht um Ausnahmen, sondern um ein strukturiertes System.

Für Bohbot ist das Erzählen seiner Geschichte kein politischer Akt. Es ist ein Akt des Überlebens. Er sagt, die Hamas habe versucht, ihn auszulöschen. Indem er spricht, holt er sich sein Leben zurück. Seine Aussagen lassen keinen Raum für Relativierungen und keine Zweifel an dem, was Geiselhaft unter Hamas Herrschaft bedeutet.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot Youtube


Dienstag, 30 Dezember 2025

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