50 Jahre nach dem Palästinenser-Anschlag auf Olympia

50 Jahre nach dem Palästinenser-Anschlag auf Olympia


Der Augenzeuge Robert Krais versprach Israel Freundschaft und – gründete den Deutsch-Israelischen-Arbeitskreis Südlicher Oberrhein – Bessermenschen kündigen ihm nun wegen Israel die Freundschaft

50 Jahre nach dem Palästinenser-Anschlag auf Olympia

Von Albrecht Künstle

Robert Krais war Betreuer der israelischen Jugendlichen im Olympiajugendlager 1972 in München. All seine Erinnerungen an sportliche Ereignisse, an die Begegnungen mit weltbekannten Sportlern sind überlagert von jenem Attentat palästinensischer Terroristen auf das Olympische Dorf, das Massaker auf dem Flugfeld in Fürstenfeldbruck mit 17 Toten, unter ihnen elf israelische Sportler. Bei seinem Einsatz bei Olympia war er direkt von diesem Drama betroffen. Wie schon bei Olympia 1968 in Grenoble hatte er als begeisterter Sportler und Mitglied im Fachausschuss für internationale Jugendarbeit der Deutschen Sportjugend (DSJ) auch in München das Jugendcamp mit organisiert, war offizielle Begleitperson der israelischen Jugendlichen.

Im Zeitraffer lässt nun Krais seine schlimme Erinnerung an die Tage vom 5. bis 7. September 1972 Revue passieren. Direkt vom Attentat betroffen war das Jugendlager zwar nicht, aber auch für die israelischen Jugendlichen waren die Olympischen Spiele danach beendet, beklagte Krais. Wie alle überlebenden Israelis kehrten auch die Jugendlichen – von Krais zum Flughafen begleitet – nach Israel zurück. Danach war die Welt für ihn eine andere.

Wie er die Fortsetzung der Spiele „trotz alledem“ einstuft? Robert Krais hätte für einen Abbruch vollstes Verständnis gehabt, meinte er mir gegenüber. Andererseits konnte er sich als Sportler auch in die Situation all der andern Sportler hineinversetzen. Die Worte von IOC-Präsident Avery Brundage fanden den Beifall von 80 000 Menschen im Olympiastadion: „Die Spiele müssen weitergehen.“ (soweit aus einem Interview mit Klaus Schade). Sein Leben danach wurde aber ein anderes…

Zwei Jahre später war er Mitbegründer des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises Südlicher Oberrhein (DIA). Auch leitete Krais mehrere Sportjugendaustausche mit Israel. Er bot zahlreiche Führungen in südbadischen Orten mit ehemaligen jüdischen Gemeinden Kippenheim und Ettenheim an, setzte sich für die Restaurierung der Synagogen in Kippenheim und Altdorf ein und betrieb die Einladungen an die ehemaligen jüdischen Bürger- und Bürgerinnen von Ettenheim/Altdorf, Kippenheim/Schmieheim, Kenzingen, Rastatt und Villingen (Rust weigerte sich). Krais war die Herzkammer des DIA. Alles war bestens bis dann …

Robert Krais gab den Vorsitz altersbedingt ab – an eine deutsche Jüdin. Simone Schermann lebt hier in Deutschland, hat Verwandte in Israel, die nicht Überlebende sind in Yad Vashem verewigt. Sie ist eine sympathische und aufgeschlossene Zeitgenossin, die ihren eher säkularen jüdischen Glauben nicht herausstellt. Frau Schermann ist keine Anhängerin der Mehrheitsparteien und erst recht nicht der Grünen und Roten, deren Herzen eher für die Feinde Israels zu schlagen scheinen.

Die neue DIA-Vorsitzende Simone Schermann hält nichts davon, mit „Gedenkarbeit“ nur ermordete Juden zu würdigen. Der Dreh- und Angelpunkt ist für sie der real existierende Staat Israel als Heim- und Zufluchtsstätte der lebenden Juden. Robert Krais ist gleicher Meinung und verwahrte sich mit ihr gegen den Versuch, Israel aus dem Vereinsnamen zu tilgen. Auch ihr Engagement gegen die zunehmende Islamisierung und des damit einhergehenden Antisemitismus stieß auf heftige Ablehnung durch „Gutmenschen“ und Medien. Hier einige Presseartikel dazu, beginnend mit dieser Seite 7.

Neben der Jüdin Schermann geriet auch Robert Krais zwischen die Fronten. Ihm, der in den Synagogen ein- und ausging und der maßgeblich für deren Restaurierung sorgte, wurde von der kommunalen Obrigkeit die Schlüssel abgenommen. Auch ein Betretungsverbot wurde erwogen. „Das Tischtuch ist zerschnitten“ wie das Heilige Land Israel. Dass es Henryk Broder mit seinem Blog Achgut nicht besser geht, dürfte Robert Krais nur ein schwacher Trost sein.

Der Augenzeuge des palästinensischen Terrors vor 50 Jahren in München gegen seine jungen jüdischen Schützlinge muss nun erleben, wie „Gedenkarbeits-Aktivisten“ zu den 50fachen Holocaust-Vorwürfen des „Palästinenserpräsidenten“ Abbas in Berlin schweigen, wo man von ihm eine Entschuldigung für die Zerstörung unserer so zwanglosen, friedlich fröhlichen Spiele 1972 erwartet hatte.
„Es ist für mich fast so, als ob die damaligen Opfer des Terrors ein zweites Mal sterben“, so der sichtlich gebrochene 80jährige. Was ihn nicht davon abhält, sich erst recht für ISRAEL einzusetzen. Anlässlich des Europäischen Tags der jüdischen Kultur am 4. September und des 50. Jahrestages des Attentats am 5. September wird kein Geringerer als der Publizist Chaim Noll (Interview), den Simone Schermann verpflichten konnte, aus Israel nach Südbaden kommen.

In der Veranstaltung am 20. September 50 Jahre Münchener Olympia-Attentatwerden auch Filmausschnitte von der Trauerfeier und dem Abflug der Israelis gezeigt. Der Vortrag Nolls mit anschließender Diskussion findet statt im Bürgerhaus Ringsheim (BAB-Ausfahrt Rust), beginnend um 19 Uhr. Zur besseren Planung wird um Anmeldung gebeten bei info@dia-ettenheim.de. Der Deutsch-Israelischer-Arbeitskreis Südlicher Oberrhein e.V. (DIA) freut sich auf regen Besuch.


Dieser Artikel wurde zuerst hier veröffentlicht.

Autor: Albrecht Künstle
Bild Quelle: Avi1111 dr. avishai teicher, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons


Sonntag, 04 September 2022

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.




empfohlene Artikel
weitere Artikel von: Albrecht Künstle

Folgen Sie und auf:


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage