Frankreichs Drohung, Deutschlands Zusage: Europas Riss im Umgang mit IsraelFrankreichs Drohung, Deutschlands Zusage: Europas Riss im Umgang mit Israel
Macron fordert konkrete Schritte gegen Israel, Berlin stärkt der jüdischen Demokratie demonstrativ den Rücken. Der Bruch zwischen Paris und Jerusalem ist kein diplomischer Sturm – sondern eine moralische Offenbarung.
Während Emmanuel Macron in Paris mit ernster Miene vor die Presse trat und „konkrete Schritte“ gegen Israel ankündigte, blieb die Reaktion aus Jerusalem kühl – und zugleich entlarvend. Frankreich, so scheint es, stellt sich immer entschlossener auf die Seite jener, die Israel nicht als Schutzraum für das jüdische Volk sehen, sondern als Hindernis auf dem Weg zu einer ideologischen Fata Morgana namens „Palästina“. Worte wie „der nationale Feiertag von Macron wird wohl am 7. Oktober sein“ aus dem israelischen Außenministerium mögen provokant wirken – aber sie tragen eine Wahrheit in sich, die sich Europa zu lange nicht eingestehen wollte.
Denn während Macron vor internationalen Kameras betont, dass man bald entscheiden werde, ob „harte Maßnahmen“ gegen Israel nötig seien, arbeitet er im Hintergrund bereits daran, Palästina im Alleingang diplomatisch aufzuwerten – als Belohnung für eine palästinensische Führung, die Terror finanziert, Hetze verbreitet und jede Friedensinitiative systematisch torpediert. Die französisch-saudische Konferenz, die in wenigen Tagen stattfinden soll, ist der jüngste Beweis: Dort will man nicht nur einen Palästinenserstaat anerkennen, sondern in einem dramatischen Spagat auch Israel. Als ob es einer Gleichsetzung bedürfe – zwischen dem einzigen demokratischen Staat im Nahen Osten und einer entstehenden, korrupten Autokratie, die von Islamisten geprägt ist.
Frankreich bewegt sich in eine Richtung, die Israel nicht nur außenpolitisch isolieren, sondern moralisch verurteilen soll. Die Wortwahl des französischen Präsidenten ist dabei bezeichnend: Von „Verhandlungen“ ist die Rede, von „notwendigem Handeln in den nächsten Tagen“, von einer „verhärteten europäischen Linie“ gegen Israel. Doch Verhandlungen mit wem? Mit einer Hamas, die am 7. Oktober 2023 tausende Israelis massakrierte? Mit einer Fatah, die Terroristen mit „Märtyrerrenten“ bezahlt? Macron will offenbar nicht Druck auf diese Akteure ausüben – sondern auf das Opfer ihres Terrors.
Der zynische Unterton ist kaum zu überhören: Während Israel sich seit Monaten gegen Raketen, Entführungen und Brände verteidigt, wird nicht der Aggressor zur Rechenschaft gezogen – sondern der Verteidiger. Dass Macron dabei in Jerusalem längst jedes Vertrauen verspielt hat, überrascht nicht mehr. Umso mehr überrascht, wie klar Berlin im Vergleich dazu Stellung bezieht.
Denn es war der deutsche Außenminister, der auf eine direkte Frage der Journalistin Antonia Yamin – ob Deutschland trotz wachsender Drohungen weiter Waffen an Israel liefern werde – mit einem unmissverständlichen „Ja“ antwortete. Und das, obwohl in den letzten Wochen innerhalb der EU – insbesondere von Irland, Belgien und Spanien – Rufe nach einem Waffenembargo laut wurden. Berlin aber erkennt, was Paris verdrängt: Israel steht nicht vor einem territorialen Konflikt, sondern einem existenziellen Krieg gegen Jihadismus und Vernichtungsideologie.
Die Reaktionen aus Israel auf Macron sind entsprechend hart. Man spricht von einem „Kreuzzug“ gegen den jüdischen Staat – Worte, die historisch aufgeladen sind, aber ihre Wirkung nicht verfehlen. Denn genau das ist es, was viele Israelis empfinden: Dass Europa wieder einmal dabei ist, Israel zu belehren, zu verurteilen, zu isolieren – während es gegenüber den Feinden der Juden auffallend still bleibt.
Es ist nicht Macron allein. Es ist ein europäischer Reflex, der immer dann greift, wenn Israel gezwungen ist, sich zu verteidigen – ob in Gaza, an der libanesischen Grenze oder in internationalen Foren. Der französische Präsident steht exemplarisch für eine politische Kultur, die sich moralischer Überlegenheit rühmt, während sie moralisches Versagen institutionalisiert. Wer einem Terrornetz wie der Hamas mit Staatsgründung antwortet, der verliert den Anspruch auf ernsthafte Partnerschaft mit Israel.
Dass der deutsche Außenminister dem widerspricht, ist mehr als ein diplomatisches Signal – es ist ein moralischer Kontrapunkt. Deutschland, mit seiner historischen Verantwortung, zeigt Haltung, wo Frankreich sich im rhetorischen Nebel verliert. Ob das so bleibt, wird sich zeigen – denn auch in Berlin regiert keine Einheitsmeinung.
Doch der Moment ist jetzt. Macron wird in wenigen Tagen seine Entscheidung treffen – und mit ihm vielleicht weitere Staaten. Die Frage aber, die Europa sich stellen muss, lautet nicht, ob Israel bestraft werden soll. Sondern: Will man auf der Seite der Demokratien stehen – oder auf jener derer, die am 7. Oktober gefeiert haben?
Autor: Redaktion
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Freitag, 06 Juni 2025