Der fatale Irrtum: Wie Israel Hamas unterschätzte und die Katastrophe am 7. Oktober ermöglichte

Der fatale Irrtum: Wie Israel Hamas unterschätzte und die Katastrophe am 7. Oktober ermöglichte


Die IDF-Ermittlungen zum 7. Oktober decken schwerwiegende Fehleinschätzungen auf. Israels Verteidigung beruhte auf falschen Annahmen – und Hamas bereitete sich unbemerkt auf den Angriff vor.

Der fatale Irrtum: Wie Israel Hamas unterschätzte und die Katastrophe am 7. Oktober ermöglichte

Die am Donnerstag veröffentlichten Untersuchungen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) zu den Ereignissen vom 7. Oktober offenbaren ein dramatisches Versagen in der Sicherheitsstrategie des Landes. Nicht erst an diesem verhängnisvollen Morgen um 6:29 Uhr begann das Scheitern, sondern bereits Jahre zuvor.

Seit dem Ende der Operation "Protective Edge" im Jahr 2014 entwickelte das israelische Militär eine Sicherheitsstrategie für den Gazastreifen, die sich als fataler Irrtum herausstellen sollte. Die IDF ging von falschen Annahmen aus, während Hamas ungehindert eine Strategie entwickelte, die den massiven Angriff auf Israel ermöglichte.

Ein falsches Bedrohungsbild

Die IDF-Ermittlungen zeigen, dass Israels Verteidigungskonzept gegenüber Gaza auf einer zentralen Annahme beruhte: Hamas sei eine rationale Organisation, die sich an Vereinbarungen halte und aus Eigeninteresse an einer stabilen Sicherheitslage interessiert sei. Diese Fehleinschätzung hielt sich selbst nach der Machtübernahme von Yahya Sinwar im Jahr 2017. Während Israel glaubte, Hamas konzentriere sich auf wirtschaftliche Verbesserungen in Gaza, bereitete die Terrororganisation eine großangelegte Bodenoffensive vor.

Die Entwicklung von Hamas' Strategie

Die Untersuchungen zeigen, dass Hamas nach 2014 unter der Führung von Ra'ed Sa'ad eine operative Struktur aufbaute, die den Angriff von Oktober 2023 ermöglichte. Während die IDF weiterhin den Tunnelbau als größte Bedrohung betrachtete, plante Hamas eine Invasion mit Tausenden von Kämpfern.

Die Weichen für diese Strategie wurden spätestens nach der Operation "Guardian of the Walls" im Jahr 2021 gestellt. Israel interpretierte den damaligen Konflikt als Sieg, weil Hamas' Tunnelnetz geschwächt wurde. Hamas hingegen betrachtete die Ereignisse als Erfolg: Der massive Raketenbeschuss auf Jerusalem demonstrierte, dass ein koordinierter Angriff möglich war.

Das ignorierte Warnsignal: "Wall of Jericho"

Besonders brisant ist die Enthüllung über ein Hamas-Dokument aus dem Jahr 2022 mit dem Codenamen "Wall of Jericho". Darin wurde detailliert beschrieben, wie rund 4.000 Terroristen die IDF-Verteidigung überrennen und israelische Städte erreichen sollten.

Obwohl die IDF das Dokument analysierte und im Mai 2022 sogar dem Nachrichtendienstchef und dem Südkommando vorlegte, wurde es als langfristige, theoretische Strategie und nicht als konkrete Bedrohung gewertet. Auch in einer internen IDF-Diskussion im November 2022 wurde die Möglichkeit einer Hamas-Invasion als unwahrscheinlich abgetan. Die Annahme war, dass Hamas maximal 70 Kämpfer auf einmal losschicken könne. Tatsächlich waren es am 7. Oktober 5.600.

Verlagerung von Ressourcen und blindes Vertrauen in die Barriere

Die IDF-Analyse hebt einen weiteren gravierenden Fehler hervor: Die Verlagerung von militärischen Ressourcen in andere Regionen Israels. Der Fokus lag zunehmend auf Judäa und Samaria sowie der nördlichen Grenze zum Libanon, während Gaza als weniger bedrohlich eingestuft wurde.

Hinzu kam das übermäßige Vertrauen in die im Jahr 2021 fertiggestellte Grenzbarriere zum Gazastreifen. Sie war primär dazu gedacht, spontane Unruhen zu kontrollieren und kleinere Infiltrationen zu verhindern – nicht jedoch eine koordinierte Masseninvasion. Trotzdem verließ sich die Sicherheitsführung auf ihre Wirksamkeit, während gleichzeitig die Anzahl der eingesetzten Soldaten reduziert wurde.

Die täuschende Ruhe vor dem Sturm

Die IDF-Untersuchungen decken zudem auf, dass Hamas gezielt Israel in falscher Sicherheit wiegte. Die Terrororganisation vermied gezielt Eskalationen, um keinen Verdacht zu erregen. Parallel dazu wurde die Angriffsplanung vorangetrieben.

Letztlich hat das israelische Militär die strategische Wende von Hamas über Jahre hinweg nicht erkannt. Die tragische Konsequenz war eine unvorbereitete Armee und ein brutaler Angriff, der Israel in seinen Grundfesten erschütterte. Die Untersuchung zeigt auf, dass eine gründliche Neubewertung der Sicherheitsstrategie unumgänglich ist, um eine Wiederholung einer solchen Katastrophe zu verhindern.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot


Freitag, 28 Februar 2025

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