Tel Aviv im Höhenflug: Warum Israels Börse trotz Raketenalarm boomtTel Aviv im Höhenflug: Warum Israels Börse trotz Raketenalarm boomt
Während der Himmel über Tel Aviv brennt, jubeln Anleger – ein erstaunlicher Börsenaufschwung zwischen Bombenkratern und Schutzräumen.
Die Bilder aus Tel Aviv könnten widersprüchlicher kaum sein: zerstörte Gebäude, verletzte Zivilisten, Menschen in Panik auf der Flucht in Schutzräume – und gleichzeitig ein euphorischer Aktienmarkt, der von Rekord zu Rekord eilt. Der breite Tel Aviv 125-Index schloss am Sonntag mit einem kräftigen Plus von 1,8 %, die Blue-Chips legten um 1,5 % zu. Eine Woche zuvor waren es bereits 6 %. Die israelische Wirtschaft scheint im Angesicht des Feuers nicht zu wanken, sondern aufzublühen – warum?
Die Antwort liegt in der geopolitischen Tektonik, die sich derzeit unter der Region verschiebt. Der massive US-Schlag gegen Irans Atomanlagen – mit bunkerbrechenden Bomben, wie Präsident Donald Trump selbst betonte – hat das Bedrohungsszenario für Israel fundamental verändert. Was lange wie ein unausweichlicher atomarer Showdown wirkte, erscheint plötzlich wie eine eingedämmte Gefahr. Ein „Game-Changer“, wie es Ronen Menachem, Chefökonom bei Mizrahi Tefahot, nüchtern formuliert.
Sicherheitsgefühl trotz Krieg
Anleger denken langfristig – und geopolitisch. Der Angriff der USA auf Irans Nuklearzentren wird an den Märkten nicht als Eskalation gewertet, sondern als Präventivschlag. Die Investoren sehen darin eine klare Botschaft: Der Westen – insbesondere die USA unter Trump – ist bereit, entschlossen gegen Bedrohungen vorzugehen. Das erzeugt Vertrauen. Sicherheit, so paradox es klingt, entsteht durch entschlossene militärische Härte.
Dazu kommt: Die israelischen Angriffe auf iranische Raketenbasen, Kommandozentren und Drohnenlager – unter anderem in Yazd, Isfahan und Ahvaz – haben das militärische Rückgrat des Regimes in Teheran empfindlich getroffen. Dass Iran dennoch in der Lage war, Dutzende Raketen auf Israel zu feuern, ist beunruhigend. Doch das strategische Momentum liegt klar auf israelischer Seite. Die Märkte haben das verstanden.
Starke Währung, steigende Anleihen
Nicht nur Aktien profitieren. Der israelische Shekel hat sich deutlich aufgewertet: von 3,61 auf 3,48 US-Dollar binnen weniger Tage – eine Rallye um fast 4 %. Auch Staatsanleihen legten zu, am Sonntag um weitere 0,2 %. Die Risikoprämien für Israel sinken, obwohl Raketen in Tel Aviv einschlagen. Das ist nicht irrational – es ist Ausdruck davon, wie sehr Vertrauen in militärische Schlagkraft und geopolitisches Kalkül wirkt.
Experten sehen darin auch einen Vorgriff auf mögliche neue Allianzen: Saudi-Arabien, das schweigend zusieht, wie Israel und die USA gegen Teheran vorgehen, könnte bald offiziell Teil einer neuen Sicherheitsarchitektur werden. Der Iran hat viele seiner Karten verspielt – und Riad beobachtet das mit Genugtuung.
Die wirtschaftliche Resilienz Israels ist Ausdruck eines tief verwurzelten nationalen Selbstverständnisses. Investitionen, Innovationen, Risikobereitschaft – das alles gedeiht in einem Umfeld, das täglich seine Existenz verteidigen muss. Die Tel Aviver Börse ist mehr als ein Handelsplatz. Sie ist Symbol eines Landes, das sich nicht unterkriegen lässt – weder durch Terror noch durch Atombedrohung.
Israel steht an der Schwelle zu einer neuen Ära. Die Angriffe auf iranische Ziele sind kein Schlussstrich, sondern ein Auftakt. Der nächste Akt wird diplomatisch, wirtschaftlich und militärisch zugleich sein. Die Börse spürt das – und reagiert schneller als jede Regierung.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Yaniv Morozovsky - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35913000
Sonntag, 22 Juni 2025