Wenn Hass die eigenen trifft: Extremisten zünden IDF-Anlage im Westjordanland an

Wenn Hass die eigenen trifft: Extremisten zünden IDF-Anlage im Westjordanland an


Jüdische Siedler verüben Brandanschlag auf israelisches Militär – der Staat verliert die Kontrolle über radikalisierte Teile seiner Bevölkerung

Wenn Hass die eigenen trifft: Extremisten zünden IDF-Anlage im Westjordanland an

Es ist ein Bild, das fassungslos macht – und eines, das in Israel kaum jemand für möglich gehalten hätte: jüdische Extremisten zünden eine israelische Militäranlage an, ausgerechnet jene Einrichtung, die sie selbst vor palästinensischem Terror schützen soll. Was sich am Sonntagabend im Westjordanland abspielte, ist mehr als eine Randnotiz. Es ist ein erschütternder Tiefpunkt in der wachsenden Eskalation zwischen dem israelischen Staat und radikalisierten Teilen der Siedlerbewegung.

Die IDF bestätigte am Montagmorgen den Brandanschlag auf eine sicherheitsrelevante Einrichtung im Zentrum des Westjordanlands. Millionenbeträge waren in die hochmoderne Infrastruktur investiert worden – Kameras, Überwachungssysteme, ein ganzes Sicherheitsnetz, das letztlich auch den Schutz jüdischer Siedlungen garantieren sollte. Doch für die Täter zählt all das nicht mehr. Die Anlage wurde verwüstet, angezündet, mit Hassparolen besprüht. Die Täter: israelische Staatsbürger. Religiös aufgeladen, politisch fanatisiert, zutiefst staatsfeindlich.

Was ist geschehen, dass Teile der jüdischen Siedlergemeinde sich gegen jene wenden, die sie schützen? Die Antwort liegt in einer fatalen Radikalisierung, die seit Monaten an Fahrt gewinnt. Immer öfter geraten IDF-Soldaten ins Visier jüdischer Extremisten. Was früher als undenkbar galt – ein jüdischer Angriff auf israelische Soldaten – ist mittlerweile Realität.

Der Hintergrund: Teile der Siedlerbewegung werfen der Armee vor, sie würde „arabische Dörfer schützen“, statt das jüdische Siedlungsprojekt zu unterstützen. Diese absurde Umkehrung der Realität verkennt bewusst, dass es die Aufgabe der IDF ist, Ordnung und Recht auch gegenüber jüdischen Gewalttätern durchzusetzen. Dass sie das in letzter Zeit häufiger tun musste, liegt nicht an politischer Parteilichkeit, sondern an der Eskalation durch militante Siedler.

Die Attacke am Sonntag war kein Einzelfall. Bereits wenige Stunden zuvor hatten extremistische Aktivisten ein israelisches Militärfahrzeug attackiert und Sicherheitskräfte mit Pfefferspray verletzt. Ein Zivilist musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. In einem weiteren Fall zündeten Bewaffnete ein Haus in Hizma an, schossen auf palästinensische Zivilisten und flohen, bevor die IDF eintreffen konnte.

Nur Tage zuvor war ein 14-jähriger jüdischer Jugendlicher verletzt worden – durch eine Warnschussabgabe eines IDF-Offiziers, die inmitten eines Angriffs radikaler Jugendlicher auf IDF-Soldaten aus dem Ruder lief. Der Vorfall löste weitere Gewalt aus. Der Staat scheint dieser Dynamik kaum noch gewachsen.

Am schärfsten reagierte am Montagmorgen der ehemalige Verteidigungsminister Avigdor Liberman. Auf X (ehemals Twitter) forderte er: „Die Randalierer, die heute Nacht eine sicherheitsrelevante Einrichtung angezündet haben, müssen mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden.“ Jeder Angriff auf IDF-Soldaten sei ein Schlag gegen den Staat Israel selbst. Und Liberman hat recht.

Denn was hier geschieht, ist nicht weniger als ein interner Angriff auf Israels demokratische Ordnung. Wenn rechtsradikale Juden bereit sind, gegen das eigene Militär Gewalt anzuwenden, dann steht nicht nur der fragile Frieden im Westjordanland auf dem Spiel – sondern auch der gesellschaftliche Zusammenhalt innerhalb Israels.

Die Angriffe kommen nicht aus dem Nichts. Sie sind Ergebnis jahrelanger politischer Verwahrlosung, eines Wegschauens, eines stillen Dulden rechter Hetze gegen die Institutionen des Staates. Und sie sind Ausdruck einer Ideologie, die sich selbst über das Gesetz, über die Armee, über den Staat stellt. Eine jüdische Version des Extremismus – nicht minder gefährlich als der arabische Terror, den sie angeblich bekämpfen will.

Die israelische Öffentlichkeit beginnt zu begreifen, dass die größte Bedrohung für die Stabilität des Landes nicht nur von außen kommt. Es sind auch die inneren Feinde, die den Rechtsstaat untergraben, die die Gewalt normalisieren und am Ende selbst zum Brandstifter werden – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF


Montag, 30 Juni 2025

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