Schüsse im Schatten der Hilfslieferung: Was ist dran an den Vorwürfen gegen Israels Armee?

Schüsse im Schatten der Hilfslieferung: Was ist dran an den Vorwürfen gegen Israels Armee?


Ein Bericht erhebt schwere Anschuldigungen gegen die IDF. Doch was davon ist belegt – und was wird verschwiegen? Ein Überblick über Fakten, Zweifel und Interessen.

Schüsse im Schatten der Hilfslieferung: Was ist dran an den Vorwürfen gegen Israels Armee?

Die Anschuldigungen sind gravierend: In einem Bericht der israelischen Tageszeitung Haaretz heißt es, Israels Armee habe gezielt auf Zivilisten geschossen – auf Menschen, die im Gazastreifen Hilfsgüter erhalten wollten. Soldaten hätten den Befehl erhalten, auf unbewaffnete Menschen zu feuern, um sie von den Verteilzentren fernzuhalten. Die Vorwürfe stützen sich auf anonyme Aussagen angeblich beteiligter Soldaten.

Die Reaktion der israelischen Streitkräfte (IDF) ließ nicht lange auf sich warten. Man weise die Behauptungen „entschieden zurück“, hieß es in einer offiziellen Erklärung. Weder gebe es Befehle, die das gezielte Schießen auf Zivilisten erlaubten, noch liege der IDF ein entsprechendes Vorgehen aus dem Einsatzgebiet vor. Die Vorwürfe seien nicht mit den Tatsachen im Feld vereinbar. „IDF-Richtlinien verbieten explizit Angriffe auf Zivilisten“, so die Armee.

Gleichzeitig wurde angekündigt, dass Israels Militärstaatsanwaltschaft den Vorwürfen nachgeht. Sollte sich auch nur ein Teil der Anschuldigungen bestätigen, wäre das juristisch und moralisch ein Einschnitt. Doch bislang steht Aussage gegen Aussage – und es fehlt an gesicherten Belegen.

Denn eines ist ebenso klar wie oft verschwiegen: Die Quellenlage in Gaza ist höchst problematisch. Alle Opferzahlen stammen vom dortigen Gesundheitsministerium – doch dieses wird vollständig von der Hamas kontrolliert. Eine unabhängige Überprüfung ist faktisch unmöglich. Es gibt keinen objektiven Überblick darüber, wer tatsächlich Zivilist war – und wer ein getarnter Kämpfer.

Tatsächlich ist bekannt, dass die Hamas in ihrer Propaganda systematisch tote Kämpfer als zivile Opfer ausgibt. Namen, Zugehörigkeit, Uniform – all das wird oft verschwiegen. Wer heute als „unschuldiger Zivilist“ gezählt wird, könnte morgen in einem Hamas-Kommando auftauchen. Diese Strategie dient einem klaren Ziel: Israel international zu diskreditieren.

Mehr noch: In Israel wird vermutet, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass bewaffnete Hamas-Einheiten selbst auf wartende Menschen an Hilfsstellen schießen – um die anschließenden Bilder und Toten propagandistisch auszuschlachten. In einer Region, in der Kriegsführung längst auch medial stattfindet, ist selbst diese Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen. Leid wird dort bewusst eingesetzt – nicht nur als Waffe, sondern als Inszenierung.

Was ebenfalls feststeht: Seit Wochen herrscht im Gazastreifen extreme Not. Es fehlt an Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten – an allem. An wenigen bekannten Verteilzentren drängen sich Tausende. Dabei ist es zu chaotischen Szenen gekommen – und zu Schüssen. Laut palästinensischen Angaben wurden über 500 Menschen in der Nähe dieser Zentren getötet. Ob durch israelisches Feuer, durch Kugeln der Hamas oder durch internes Gedränge: Unklar.

Die israelische Armee hat eingeräumt, in einigen Fällen Warnschüsse abgegeben zu haben, um humanitäre Konvois zu sichern. Gleichzeitig verweist sie auf laufende Untersuchungen. Doch das reicht vielen nicht – insbesondere, wenn sich Medien auf Berichte anonym bleibender Soldaten stützen, deren Aussagen sich nicht unabhängig überprüfen lassen.

Der Haaretz-Bericht wirft schwere Vorwürfe auf – ohne harte Beweise. Und doch entfaltet er Wirkung: In sozialen Netzwerken wird der Ton schärfer, NGOs sprechen von Kriegsverbrechen, manche fordern Sanktionen. Der Ruf Israels leidet, und das auf Grundlage höchst fragwürdiger Quellen. Der Kontext? Kaum jemand interessiert sich dafür.

Wer ehrlich hinsieht, erkennt: Es gibt Opfer – viele. Doch es gibt auch Interessen. Die Hamas betreibt gezielt Desinformation, um international Druck auf Israel zu erzeugen. Gleichzeitig steht Israel unter dem Druck, Fehler zuzugeben, wenn sie passieren – und sich gegen Pauschalverurteilungen zu verteidigen.

Die Wahrheit liegt, wie so oft in diesem Konflikt, irgendwo zwischen den Fronten. Was nötig wäre, ist eine unabhängige, internationale Untersuchung der Vorfälle. Doch solange jede Seite nur ihre Version verbreitet und Misstrauen regiert, bleibt Klarheit Wunschdenken.

Was bleibt, ist das Leid der Menschen in Gaza. Und die Verantwortung, das menschliche Drama nicht zum Spielball politischer oder propagandistischer Interessen verkommen zu lassen.


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Bild Quelle: Screenshot X


Freitag, 27 Juni 2025

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